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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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immer Tirana sagen. Erinnerst du dich noch an Tawana Brawley, die Frau, die von mehreren Weißen vergewaltigt wurde? Und später haben sie sie dann noch mit Scheiße eingerieben?«
    »Die hatte sowieso nur Scheiße im Kopf«, sagte Juju.
    »Der Ansicht bin ich nicht«, sagte Tirana.
    »Ich glaube, sie hat die Wahrheit gesagt«, sagte Sonny.
    Tirana lächelte.
    »Wie bist du an den Namen Sonny gekommen?« fragte sie.
    »Keine Ahnung. Eigentlich heiße ich Samson.«
    »Oh«, sagte Tirana. »Stark.«
    »Und ich hab auch noch all meine Haare«, sagte Sonny und lächelte bezaubernd.
    Wenn Juju etwas davon mitbekam, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. Und bei dem, was heute abend hier wirklich Sache war, würde Sonny sich ohnehin nicht von einer Muschi in die Quere kommen lassen. Er fragte sich plötzlich, ob Tirana sich auch zwischen den Beinen bleichte, wäre interessant, das herauszufinden. Aber Juju ging vor. Was er mit Juju zu erledigen hatte, ging vor. Dann würde er sich um die anderen Dinge kümmern. Falls es andere Dinge geben sollte.
    »Woher weißt du überhaupt, wo ich bin?« fragte Juju.
    »Ich hab rumgefragt«, sagte Sonny.
    »Und warum willste mich sprechen?«
    Sonny überlegte, ob Juju vielleicht Verdacht schöpfte. Er kam zum Schluß: Nein.
    »Wir hätten was zu besprechen«, sagte er, »wenn du ‘nen Augenblick Zeit hast.«
    »Soll’n wir mal kurz Spazierengehen?« fragte Juju.
    »Hast du was dagegen, Tirana? Nur ein paar Minuten.«
    »Das Rad der Zeit läßt sich nicht anhalten«, sagte Tirana.
    »Die Zeit versteht eben nichts von schönen Frauen«, sagte Sonny und schob den Stuhl zurück.
    Tirana sah zu ihm hoch. Dasselbe gemeine Lächeln auf dem Gesicht wie gerade eben, als er zu ihrem Tisch gegangen war. Er wußte jetzt ganz genau, daß sie auf ihn warten und noch hier sein würde, wenn er mit Juju fertig war.
    Draußen war die Nacht kühl.
    Sie schlenderten durch die Straßen voller Menschen, die auf Spanisch aufeinander einredeten. Er fragte sich plötzlich, ob Juju spanischer Herkunft war. Julian konnte durchaus ein spanischer Name sein, schätzte er. Aber Judell? Das bezweifelte er. Trotzdem, was hatte er dann hier oben in Hightown zu suchen, verdammt noch mal? Gelächter durchdrang die Sommerluft. Leute lehnten sich aus den Fenstern, schauten auf die Straße hinab. Andere tranken. Einige tanzten. Es ging fast zu wie auf dem Jahrmarkt, man könnte glauben, es sei noch früh am Abend, so viele Menschen waren noch unterwegs.
    »Worum geht’s also?« fragte Juju.
    »Ich find einfach keine Knarre«, sagte Sonny.
    Juju schaute überrascht drein.
    »Du kriegst in dieser Stadt jede Waffe, die du haben willst«, sagte er. »Wo hast du’s denn versucht?«
    »Na ja, ich mußte diskret vorgehen.«
    »Natürlich. Aber wo hast du’s probiert?«
    »Ich hab herumgefragt.«
    »Wen hast du gefragt?«
    »Sache ist, Juju, ich hab gedacht, du könntest mir vielleicht helfen.«
    »Du willst mich mit einer Waffe in Verbindung bringen, die du bei einem Mord benutzt?«
    »Wer spricht denn hier von Mord?«
    »Ach, entschuldige bitte, ich dachte, du wolltest einen Polizeibeamten erledigen.«
    Juju hatte getrunken. Sonst hätte er jetzt nicht so unbedarft gesprochen. Die Leute auf der Straße sprachen zwar Spanisch, verstanden Englisch aber einwandfrei, und Jujus Stimme war zu laut. Wenn man in dieser Gegend das Wort »Polizeibeamter« aussprach, sperrten die Leute gleich die Ohren auf.
    »Ich weiß nicht, wer dich auf die Idee gebracht hat«, sagte Sonny.
    »Vielleicht ich selbst«, sagte Juju und lachte schallend auf.
    Sonny lachte mit ihm. Er verstellte sich ganz gut. Sie gingen in Richtung Brücke. Hier waren nicht mehr so viele Leute unterwegs, nur noch ein paar Teenybopper, die zum Flußufer gingen, um zu knutschen und sich gegenseitig abzuwichsen. Hinter Sonny verblich allmählich das Gelächter, und die Geräusche der Menge wurden leiser. Es war eine kühle, klare, wunderschöne Nacht.
    »Klar, ich helf dir, ‘ne Knarre aufzutreiben«, sagte Juju.
    »Das ist aber nett von dir, Juju.«
    »Weißt du was? Ich erkundige mich und stell den Kontakt her. Den Handel schließt du dann selbst ab. Auf diese Weise bin ich raus aus der Sache.«
    »Hört sich gut an.«
    Zwei Dreizehnjährige standen auf den Felsen unten am Fluß dicht beieinander. Die Bluse des Mädchens war offen, der Reißverschluß des Jungen ebenfalls. Als sie sahen, daß zwei große Schwarze sich näherten, zog er schnell den Reißverschluß zu,

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