Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
Freunde und langjährigen Nachbarn, die sich gerade unter großem Hallo begrüßten. Treffen wie dieses hier, nahm Joslyn an, waren für viele dieser Menschen eine Art gesellschaftliches Großereignis.
Slade stellte sich vor einem langen Tisch im Schatten für die Versteigerung an. Als er eine Nummer – befestigt an einem flachen Holzstab – bekommen hatte, setzte er sich zu Shea und Joslyn, die bereits auf der Tribüne in der dritten Reihe Platz genommen hatten. Zu Joslyns Erleichterung hatte Jasper inzwischen zu ihnen gefunden und saß nun – an eines von Sheas Beinen gelehnt – in der glühenden Hitze bei ihnen. Er hechelte fröhlich vor sich hin und schien zu beobachten, was um ihn herum vorging.
Die Auktion kam zügig in Gang. Joslyn gefiel, wie gekonnt und schnell der Auktionator die Gebote entgegennahm. Sie mochte den Jahrmarktscharakter der ganzen Sache. Alle Leuteum sie herum aßen Hotdogs, schütteten Unmengen von Limo vom Getränkestand in sich hinein und begutachteten jedes Pferd, das in die Arena geführt wurde, ganz genau. Man hatte den Eindruck, als müssten sie mit dem jeweiligen Tier durch enge Bergschluchten und reißende Flüsse reiten.
Manche von ihnen taten es wahrscheinlich auch.
Joslyn spürte, wie ihr die Sonne durch ihr T-Shirt die Schultern verbrannte, doch es war ihr egal. Hier zu sitzen, mit Slade an der einen Seite und Shea und Jasper an der andern, war einfach perfekt.
Für einen Außenstehenden sahen sie wahrscheinlich wie alle anderen Familien aus der Gegend aus, die sich einen schönen Tag machten.
Nach ungefähr einer halben Stunde wurde Sheas Fuchsstute hereingeführt und Slade erhielt den Zuschlag für das Tier. Shea stieß einen Freudenschrei aus und sprang auf. „Ich nenne sie Chessie!“, rief sie und lief mit Jasper sofort wieder zum Stall, um Chessie zu begrüßen, wenn sie zurück in ihre Box gebracht wurde.
Slade lächelte, sagte allerdings nichts dazu.
Nach weiteren fünfzig Minuten begann die Versteigerung des großen Wallachs.
Chessie zu bekommen, war relativ einfach gewesen. Es hatte nur einen anderen Mitbieter gegeben, und der war ausgestiegen, sowie der Preis in den vierstelligen Bereich geklettert war. Für den Wallach interessierten sich jedoch mehr Leute, die sich gegenseitig immer weiter überboten. Irgendwann blieb außer Slade nur mehr ein potenzieller Käufer übrig. Joslyn kniff die Augen zusammen und suchte mit ihren Blicken die Menge nach dem Störenfried ab.
Eigentlich hätte es sie nicht überraschen dürfen, als sie ihn entdeckte. Sie stutzte trotzdem. Der Mann, der ein paar Reihen vor ihnen saß, war niemand anderer als Hutch Carmody.
Auch Slade hatte ihn gesehen. Er bot verbissen weiter und weiter.
Jedes Mal, wenn er an der Reihe war, hob Hutch entweder seinen Holzstab mit der Nummer oder nickte dem Auktionator einfach nur zu.
Angespannt rutschte Joslyn auf der Kante ihres Sitzes hin und her und nagte an ihrer Unterlippe, bis Hutch schließlich aufhörte zu bieten – und zwar, wie Slade später zugab, beim ungefähr dreifachen Preis des tatsächlichen Werts des Pferds. Der Ausdruck in Slades Augen war mehr als grimmig, und auch Hutch schaute todernst drein.
Es war offensichtlich, dass es hier nicht nur um das Pferd ging.
Da das Tier nun Slade gehörte, rechnete Joslyn damit, dass er den Scheck ausstellen und dann die Auktion verlassen würde. Er hatte, wie sie wusste, den Transport der Pferde nach Whisper Creek bereits organisiert, was bedeutete, dass sie sich darum nicht mehr kümmern mussten.
Zahlen und ab nach Hause, das war der Plan. Doch Slade blieb auf der Tribüne sitzen.
Ein Pferd nach dem anderen wurde zur Versteigerung hereingeführt – Hutch kaufte mehrere von ihnen –, und dann brachte einer der Männer, die bei der Auktion mithalfen, die Palomino-Stute in die Arena.
Sundance . Wie aus dem Nichts kam Joslyn dieser Name, der perfekt zu dem Tier mit seinem goldglänzenden Fell passte, in den Sinn. Sie hatte plötzlich Herzklopfen.
Sei nicht albern, ermahnte sie sich. Was um alles in der Welt würdest du mit einem Pferd tun?
Aber überraschenderweise und ohne, dass sie es sich erklären konnte, stiegen ihr heiße Tränen in die Augen, und sie spürte eine uralte Sehnsucht in ihrem Herzen.
Als die Versteigerung begann, beugte Slade sich ein wenig vor und beobachtete aufmerksam, wie zahlreiche Leute auf der Tribüne ihre Nummern in die Höhe hielten.
Im allerletzten Moment, als Sundance schon fast um eine stolze Summe
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