Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
nicht gerade Slades Lieblingsbeschäftigung.
Es war früher Morgen, und er und sein neuer Hilfssheriff Jasper fuhren in Slades Pick-up vom Discountladen gerade nach Hause, da rief Layne auf seinem Handy an.
„Ich glaube, ich bin beleidigt“, sagte Layne, wie üblich ohne Einleitung. „Shea würde am liebsten ‚schon gestern‘ zu dir kommen. Sie hat bereits alles gepackt und will alle fünf Minuten wissen, ob ich die Flugtickets schon gekauft habe.“
Slade lachte leise. Gleichzeitig hatte er ein leicht mulmiges Gefühl. Er liebte Shea, das stand außer Frage, aber er konnte ihr kein richtiges Zuhause bieten. Zumindest noch nicht.
„Du setzt sie also in ein Flugzeug?“
„Ja“, antwortete Layne. „Das heißt, wenn es dir immer noch recht ist, dass Shea zu dir kommt. Glaub mir, Slade, falls du einen Rückzieher machen möchtest, verstehe ich das.“
„Wir werden das schon irgendwie hinkriegen.“
„Falls es dir nichts ausmacht, begleite ich Shea. Nur, um ihr zu helfen, sich einzurichten.“
Layne würde wahrscheinlich einen einzigen Blick in seine Junggesellenbude werfen, ihre Tochter schleunigst wieder zum Flughafen in Missoula bringen und mit ihr in das nächstbeste Flugzeug steigen – egal, wo es hinflog.
„Okay“, erwiderte Slade. Er musste mit Kendra reden, und zwar schnell. Selbst wenn er das Kingman-Haus erwarb – was er nicht vorhatte –, würde es mindestens einen Monat dauern, bis der Kauf über die Bühne ging. Vielleicht konnte er das Haus mieten, bis er sich entschieden hatte, ob er Hutchs Angebot annehmen würde, ihm seinen Teil von Whisper Creek abzukaufen.
„Versuch dich in deiner Begeisterung etwas zu zügeln“, zog Layne ihn auf. „Ich werde nur ein paar Tage in Parable bleiben, und deine Tugend ist nicht in Gefahr, Cowboy. Ich bin wahnsinnig verliebt in einen anderen Mann.“
Slade wartete, dass sich bei ihm so etwas wie Bedauern wegen Laynes Bemerkung einstellte – er hatte sie schließlich einmal geliebt –, aber er empfand nichts dergleichen. Er wünschte sich allerdings, er hätte behaupten können, ebenfalls „wahnsinnig verliebt“ zu sein – in irgendeine tolle Frau.
Eine wie Joslyn Kirk beispielsweise. Er spürte eine Regung unter der Gürtellinie, die nicht unbedingt ideal war, um damit in nächster Zeit aus dem Pick-up auszusteigen. Zumindest nicht mitten in der Stadt, wo überall Menschen waren.
„Ich reserviere dir ein Zimmer im ‚Best Western‘-Hotel“, versprach er. „Wann habt ihr vor, zu kommen?“
„Übermorgen?“
Slade unterdrückte ein Seufzen. „Soll ich euch vom Flughafen in Missoula abholen?“
„Auf keinen Fall“, antwortete Layne fröhlich. „Wir nehmen einen Mietwagen.“
„Gut. Ich buche das Zimmer. Schick mir eine SMS mit eurer voraussichtlichen Ankunftszeit, sobald du Bescheid weißt.“
„Wird gemacht.“
Slade wollte sich gerade verabschieden und auflegen, als er Layne leise seinen Namen sagen hörte.
„Ja?“, fragte er.
„Danke“, sagte sie. „Ich bin bei Shea mit meinem Latein am Ende.“
Slade war kein gesprächiger Mann. Er war intelligent und gebildet, doch die Leute sagten von ihm, dass er mit Worten genauso knausrig war wie ein Geizkragen mit dem Geld. Slade konnte das nicht bestreiten. „Alles wird gut“, versicherte er ihr.
Nachdem das Telefonat beendet war, machte er sich auf den Weg zu Kendra.
Wenig später parkte er den Wagen auf der geradezu blendend weißen Auffahrt neben dem Herrenhaus und wandte sich an Jasper.
„Es wird nicht lange dauern“, erklärte er dem Hund. „Benimm dich, bis ich wieder da bin.“
Jasper stieß nur ein Schnauben aus.
Slade ging in das große Haus und stellte fest, dass Kendras Büro leer war.
„Hallo?“, rief er, nur um sich zu vergewissern, dass wirklich niemand da war.
Von etwas weiter weg hörte er eine Frauenstimme, die allerdings nicht Kendra gehörte.
„In der Küche!“, rief jemand. Joslyn Kirk?
Du lieber Himmel, sagte Slade im Stillen. Er hatte nicht damit gerechnet, ihr zu begegnen. Obwohl er es eigentlich hätte tun sollen, denn immerhin wohnte sie auf diesem Anwesen, und sie und Kendra waren gute Freundinnen. Er räusperte sich, während er überlegte, ob er bleiben oder schleunigst abhauen sollte.
Ehe er sich für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden konnte – er hatte zur ersten tendiert, da die zweite ihm ziemlich feige vorkam –, erschien Joslyn in dem großen Türbogen zwischen Büro und Esszimmer.
Sie hatte Mehl in den
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