Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
Gefühl. „Elliott ist tot“, sagte sie unglücklich. „Meine Mutter ist nicht hier. Wer, außer mir, sollte denn für alles, was geschehen ist, die Verantwortung übernehmen?“
„Vielleicht jene Leute, die auf Elliotts Masche, Geld zu verdienen, hereingefallen sind?“, schlug Hutch vor. Er ließ sie los und nahm ihre Hand. „Elliott ist mit seinem raffinierten Plan auch zu meinem Dad gekommen. Dad hat gesagt, für ihn würde sich die ganze Sache unseriös und idiotisch anhören, woraufhin Elliott wütend wurde und ihn wüst beschimpft hat. Ich dachte damals, die beiden würden jeden Moment aufeinander losgehen, direkt auf unserer Ranch, aber Elliott ist irgendwann dann doch in seinen Wagen gestiegen und weggefahren. Dad hat die Sache mit keinem Wort mehr erwähnt.“
Joslyn grübelte darüber nach, was Hutch gerade gesagt hatte. Gleichzeitig erinnerte sie sich wieder an SladesWorte: „Niemand hat sie mit vorgehaltener Waffe gezwungen zu investieren.“
„Ich wünschte, diese verdammte Party wäre vorbei“, erwiderte sie.
Hutch lachte leise. Dann zog er sie den Gartenweg zurück zum rauchenden Grill, der Country Music und der bunten Mischung aus freundlich und feindlich gesinnten Menschen.
„Tja“, sagte er, „sie ist nicht vorbei. Die Leute fangen gerade erst an zu tanzen. Das Beste, was du tun kannst, ist vermutlich, dich prächtig zu amüsieren und dafür zu sorgen, dass alle es mitkriegen.“
„Du bist ein guter Freund, Hutch Carmody.“ Joslyn schniefte gerührt.
„Ich bin auch ein ziemlich guter Tänzer.“ Er zwinkerte ihr zu.
Bald darauf standen sie auf der improvisierten Tanzfläche, und die Band spielte einen alten Johnny-Cash-Song. Langsam begann Joslyn daran zu glauben, dass sie diesen Abend doch überstehen würde.
Als Slade nach Dienstschluss zurück zur Party kam, sah er sich sofort suchend nach Joslyn um. Auf dem Weg hierher hatte erseine Mom, die sich für das Barbecue in ein Cowboy-Outfit mit Fransen geworfen hatte, vom „Curly-Burly“ abgeholt.
Seine Wangenmuskeln spannten sich an, als er Joslyn mit Hutch tanzen und gerade über irgendetwas lachen sah.
Callie stieß Slade unauffällig mit dem Ellbogen in die Seite. „Pass auf, dass dir nicht die Augen herausfallen, Cowboy“, zog sie ihn flüsternd auf. „Die beiden tanzen nur, das ist alles.“
Slade war plötzlich etwas gereizt. In Momenten wie diesen wünschte er sich sehnlich, er wäre für seine Mutter nicht so leicht zu durchschauen wie die Figuren aus ihren Heftromanen. „Du missverstehst da etwas“, brummte er. „Es interessiert mich nicht im Geringsten, was Joslyn und Hutch auf dieser Tanzfläche oder sonst wo tun.“
Callie kicherte. „Du könntest ja abklatschen“, schlug sie vor, bevor sie sich in die Menge stürzte und ihn stehen ließ wie einen Vollidioten. Sie wollte Kendra begrüßen und Tara Kendall kennenlernen – jene Frau, von der sie schon so viel gehört hatte.
Slade wünschte, er wäre zu Hause bei Jasper geblieben, anstatt sich nach der Arbeit zu duschen, sich umzuziehen und wieder herzufahren.
Wäre da nicht Callie gewesen, die er wieder nach Hause bringen musste, hätte er auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre von hier verschwunden. Andererseits gab es mindestens ein Dutzend Leute, die Callie gern heimgebracht hätten. Doch der Gedanke an Flucht kam Slade dermaßen feige vor, dass er beschloss, jetzt erst recht zu bleiben.
Seine Mutter hatte mittlerweile bereits die Gastgeberin begrüßt und sich mit der untypischsten Hühnerfarmerin bekannt gemacht, die Slade jemals gesehen hatte. Jetzt war Callie gerade dabei, zu den zwei Geigern auf die Bühne zu gehen. Im nächsten Moment hatte sie ein Mikrofon in der Hand und wurde von den Partygästen angefeuert, zu singen.
Callie begann schmunzelnd mit einem langsamen, verträumten Song von Dolly Parton. Sie hatte alle Sängerinnen drauf – von Patsy über Reba bis zu Faith und Carrie oder Jewel. Undsie war alles andere als schüchtern. Callie Barlow war eine der selbstbewusstesten Frauen, die Slade kannte.
Er schüttelte bewundernd den Kopf, lächelte in sich hinein und marschierte dann direkt zu Kendra.
„Darf ich um diesen Tanz bitten?“, bat er übertrieben förmlich.
Ihm fiel auf, dass sie ein wenig bedrückt wirkte. Doch dann lächelte sie ihn fröhlich an. „Als könnte ich bei einem gut aussehenden Cowboy wie dir jemals Nein sagen.“
Sie gingen zusammen auf die Tanzfläche.
Slades Meinung nach kam Kendra Shepherd der
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