Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
perfekten Frau verdammt nahe. Schön, klug, sympathisch – und natürlich sexy. Aber zwischen ihnen hatte es nie geknistert – Kendra würde ihm diesbezüglich beipflichten, wenn er sie fragte. Sie beide würden einfach immer nur gute Freunde sein, mehr nicht.
Als er auf ihr Gesicht hinunterblickte, musste er an ihren Exmann, diesen Loser, denken. Er hoffte, dass der Mistkerl sich von Parable – und Kendra – fernhielt. Die Trennung hatte ihr sehr zugesetzt, obwohl sie sich tapfer bemüht hatte, sich nichts anmerken zu lassen. Slade nahm an, dass sie nur schwer darüber hinwegkommen würde. Vielleicht nie.
„Sie wissen wirklich, wie man Partys feiert, Ma’am“, sagte er in dem typischen Cowboyslang, den man aus alten Western kannte. Kendra schien in seinen Armen kurz zusammenzusacken und blickte verstohlen zu Hutch und Joslyn. Dann wandte sie sich wieder Slade zu.
„Die beiden sehen gut zusammen aus“, sagte sie. Es klang traurig und auch ein wenig verlegen.
„Hutch turnt mich persönlich nicht besonders an“, scherzte Slade, um die Stimmung ein bisschen zu heben, „aber in Bezug auf Joslyn kann ich dir nur beipflichten. Sie sieht wirklich toll aus.“
Kendra zwang sich zu einem schwachen Lächeln. „Wenn du Joslyn so toll findest …“, neckte sie ihn flüsternd und ein wenig müde, während Callies Stimme sich über die Musik der beiden Geigen emporschwang, „… warum tanzt du dann mit mir?“
Er lachte leise, auch wenn ihm Kendras Traurigkeit sehr naheging. Er mochte sie und wollte, dass sie glücklich war. Aber das war sie nicht, trotz all ihres beruflichen Erfolgs.
„Ich dachte, du wärst die Frau, die am ehesten Ja sagt“, antwortete er nach kurzem Schweigen.
Ihr Lächeln wurde breiter. „Wirst du dich je dazu entschließen, dieses Kingman-Haus zu kaufen?“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Du redest auf einer Grillparty über Geschäfte? Kendra, das ist nicht cool .“
Kendra verdrehte ihre hellgrünen, leuchtenden Augen. „Ich rede überall über Geschäfte, das weißt du doch. Kaufst du nun diese Ranch oder nicht, Slade Barlow?“
Er seufzte. „Ich habe keine Ahnung.“ Der Song war zu Ende, und Callie stieg, begleitet von lautem Applaus und Rufen nach einer Zugabe, von der Bühne. Sie standen in der Mitte des Tanzbodens, er und Kendra, und sahen wie etwas aus, das sie nicht waren: ein Paar, das auf dem besten Weg ist, sich zu verlieben. „Es ist kompliziert, Kendra. Und es ist weder der richtige Zeitpunkt noch der passende Ort, um darüber zu reden.“
Sie nickte. Die Musik hatte gerade wieder eingesetzt, als plötzlich Hutch– arrogant und cool wirkend wie immer– neben ihnen auftauchte. Er forderte Kendra zum Tanzen auf, indem er ihr stumm die Hand entgegenstreckte.
Trotz des Selbstbewusstseins, das Hutch ausstrahlte, fiel Slade dennoch das leichte Zucken im Gesicht seines Halbbruders auf, und er musste insgeheim lächeln.
8. KAPITEL
M it einem Glas Punsch in der Hand sah Joslyn zu, wie Kendra sich ein wenig zögerlich in Hutchs Arme begab. Dann begannen die beiden unterden ersten Sternen des Sommerabends und den bunten Lichtern der chinesischen Lampions, die von den Ästen der Ahornbäume hingen, zu einer langsamen Melodie zu tanzen. Die Stimmung war beinahe unwirklich – auf eine magische, romantische Art und Weise.
Seufzend stellte Joslyn ihr Glas ab – es wurde sofort von einem der Kellner diskret abgeräumt – und überlegte, ob sie sich jetzt guten Gewissens in ihr Gästehaus zurückziehen konnte. Sie hatte sich auf der Party gezeigt, gelächelt, bis ihr das Gesicht wehgetan hatte, und so viele Gespräche begonnen, wie sie nur konnte. Zaghaft freundliche Reaktionen und schroffe Zurückweisung hatten sich in etwa die Waage gehalten. Sie hatte getanzt, zu viel gegessen und auch zu viel Wein getrunken, weshalb sie vor einer Stunde auf Punsch umgestiegen war. Ihre Füße schmerzten, sie war müde, und ihr war merkwürdig schwer ums Herz, während sie nun Hutch und Kendra beobachtete. Das Bild, wie die beiden einander beim Tanzen im Arm hielten, war so unglaublich stimmig.
„Scheint so, als würde da drin gerade viel vor sich gehen.“ Slade stand plötzlich neben ihr und tippte mit einem Zeigefinger zart an ihre rechte Schläfe.
Joslyn lächelte ein wenig befangen. Gleichzeitig fühlte sie sich, als wären ihre Lebensgeister zurückgekehrt. „Ich habe gerade gedacht …“, sie deutete mit dem Kopf auf das Paar, das sie gerade beobachtet hatte, „… wie
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