Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
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Autos fuhren aus der Einfahrt hinaus auf die Straße.
„Tja, das ist endlich vorbei“, sagte sie zur Katze. In diesem Moment piepte der Timer der Mikrowelle, und Joslyn drehte sich vom Fenster weg, um ihre Tasse Beruhigungstee herauszuholen. „Aber irgendwie bin ich auch froh“, fügte sie hinzu.
Es stimmte beinahe , dass sie froh war. Beinahe, aber nicht ganz. Sie hatte den Abend genossen, sich hübsch in ihrem Sommerkleid gefühlt und die Musik und das Essen toll gefunden. Abgesehen von den paar Leuten, die ihr die kalte Schulter gezeigt hatten, waren die Gespräche sogar recht nett gewesen. Außerdem war sie ziemlich sicher, dass sie in Tara Kendall eine neue Freundin gefunden hatte.
Am besten aber hatte ihr gefallen – und das brauchte nie jemand zu erfahren, weil es niemanden etwas anging –, sich in Slade Barlows Armen zur Musik zu wiegen.
Maggie Landers’ kleiner blauer Sportwagen bog hupend in die Einfahrt, als Slade gerade – mit seiner Mutter auf dem Beifahrersitz – wegfahren wollte. Das Auto war ein aus England importierter Klassiker, und Slade hätte den Wagen überall erkannt.
Seufzend ließ er das Autofenster hinunter.
Maggie stöckelte auf ihren hohen Schuhen auf ihn zu. In einer Hand hielt sie ein Bündel Papiere. „Ich bin in der Kanzlei aufgehalten worden und habe die ganze Grillparty versäumt“, erklärte sie unnötigerweise und lächelte seiner Mutter herzlich zu. „Hi, Callie.“
„Hi!“ Callie hatte sich auf der Party gut amüsiert und strahlte immer noch wegen der vielen Komplimente, die sie für ihre Sangeskünste bekommen hatte.
„Noch mehr Unterlagen?“ Slade klang alles andere als begeistert. Er war müde, in Gedanken bei Joslyn Kirk und wollte irgendwohin, wo er in Ruhe nachdenken konnte; wo er gründlich nachdenken konnte, bis alles irgendeinen Sinn ergab.
Maggie lächelte ihn an. In ihrem teuren sommerlichen Hosenanzug sah sie so adrett und frisch aus, als wäre es früher Morgen und nicht schon fast elf Uhr nachts. „Sie kennen diese Unterlagen, Slade“, antwortete sie. „Wie wäre es, wenn Sie sie unterschreiben, damit ich wieder einen Punkt von meiner Todo-Liste streichen kann?“
„Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie ein Workaholic sind?“, fragte Slade. Er nahm an, dass dies die Papiere waren, die eine Riesensumme von John Carmodys Vermögen auf sein Konto transferierten. Er hätte sich wie ein Lottogewinner fühlen müssen – doch dem war ganz und gar nicht so. „Ach, Maggie, es ist Wochenende. Die Banken sind doch gar nicht offen.“
„Richtig“, stimmte Maggie ihm unbekümmert zu. „Aber wenn ich jetzt Ihre Unterschrift bekomme, erspart das einem von uns – oder uns beiden – am Montag einen Weg.“ Sie atmete tief durch und reckte energisch das Kinn empor. „Außerdem geht es hier nicht nur um das Geld, das Mr Carmody Ihnen hinterlassen hat. Es gibt da, falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist, noch ein anderes Schreiben. Es handelt sich um ein offizielles Angebot von Hutch, Ihnen Ihren Anteil an Whisper Creek abzukaufen. Und es ist ein unglaubliches Angebot. Ich habe ihm, um ehrlich zu sein, abgeraten, so viel zu bieten, besonders angesichts der Wirtschaftslage. Doch er will die Ranch um jeden Preis ganz für sich allein, schätze ich.“
Slade presste die Lippen aufeinander. Maggie mochte es vielleicht nicht aufgefallen sein, seiner Mom allerdings sehr wohl. Callie legte kurz eine Hand auf seinen Unterarm, wie sie es immer tat, wenn sie glaubte, er würde gleich etwas sagen, was er später vielleicht bereute.
„Haben Sie einen Stift?“, meinte er barsch zu Maggie. Dann schaltete er die Innenraumbeleuchtung ein, damit er sehen konnte, was er im Begriff war zu unterschreiben. Seine Hälfte von Whisper Creek würde er allerdings nicht verkaufen, ehe er nicht gründlich darüber nachgedacht und alle seine Möglichkeiten ausgelotet hatte.
Es war nun mal seine Art, an Dinge heranzugehen. Er war einfach dieser Typ Mensch.
Maggie reichte ihm einen eleganten Kugelschreiber und den Stapel Papiere. Er überflog alles, unterschrieb an mehreren Stellen und gab ihr die Papiere zurück.
Maggie blätterte den Stapel durch. „Was ist mit Hutchs Angebot? Wollen Sie es sich denn nicht einmal anschauen?“
Slade hielt das mehrseitige Angebot immer noch in der Hand. „Na gut, ich lese es mir durch“, sagte er mit gepresster Stimme.
„ Später .“
Maggie stieg auf das Trittbrett von Slades Pick-up und guckte an Slade
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