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Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)

Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)

Titel: Big Sky Country - Das weite Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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würde Slade ihn in die Gefängnisdusche schicken und ihm dann eine Essensmarke für ein Frühstück drüben im „Butter Biscuit Café“ geben. Slade fand sich resigniert damit ab, dass er bis dahin das Schnarchen einfach über sich ergehen lassen musste.
    Nachdem er eine Weile auf seinem Computer die aktuellen Fahndungen durchgelesen hatte, sah er zu Jasper, der zu seinen Füßen am Boden lag. Der Hund hatte die braunen Augen nach oben verdreht und schielte neugierig hinauf zu Slade. Es war ein drolliger Anblick.
    „Du klingst fast genauso schrecklich, wenn du richtig tief pennst“, erklärte er dem Hund in freundschaftlichem Ton und deutet auf die Zelle, aus der Lyles lautes Schnarchen kam.
    Jasper, dessen Schnauze immer noch auf seinen ausgestreckten Vorderläufen lag, winselte leise, hob jedoch nicht den Kopf. Seiner Körpersprache zufolge fand er seine Position gerade ziemlich gemütlich; wenn Slade jetzt endlich die Klappe hielte und ihn ein wenig schlummern ließe, wäre seine kleine Hundewelt vollkommen.
    Die Tür des Büros ging auf. Slade drehte sich um und sah Deputy Treat McQuillan in einer frisch gebügelten Uniform hereinschlendern. McQuillan schaute mürrisch drein.
    Slade war nicht überrascht, ihn zu sehen, denn er hatte ihn vor einer halben Stunde ins Revier beordert. Der unverhohlen missmutige Blick des Deputys verblüffte ihn jetzt allerdings doch. Man konnte Treat McQuillan vieles vorwerfen, mangelnde Unverschämtheit jedoch nicht.
    „Sie wollten mich sehen, Sheriff?“ McQuillans Frage klang fast wie ein Knurren. Er war klein, schlaksig und hatte eine Hakennase. Seine wachsamen, vogelähnlichen Augen wirkten, als hätte er keine Lider, weil er so selten blinzelte. McQuillan war stets auf der Hut.
    Wie irgendjemand – einschließlich einer liebenden Mutter – diesen Typen „Treat“, also „Leckerbissen“, hatte nennen können, war Slade schleierhaft. McQuillan musste schon als Baby wie ein Kalifornischer Kondor ausgesehen haben.
    Vielleicht war der Name eine Familientradition. Oder vielleicht, dachte Slade amüsiert, stammt er aus einem Heftroman – so wie „Slade“.
    „Ich bin froh, dass Sie kommen konnten“, sagte Slade in bewusst nachsichtigem Ton. McQuillan brachte ihn auf die Palme, wenn er bloß atmete – und das war nicht in Ordnung. Wo war seine Selbstbeherrschung geblieben, für die ihn alle rühmten? „Sie scheinen sonst ja Probleme zu haben, pünktlich zu Ihrem regulären Dienst zu erscheinen.“
    McQuillan starrte ihn wütend an. Er war der Neffe des mittlerweile verstorbenen großen Wilkes McQuillan, der dreißig Jahre Sheriff in Parable County und ein sehr beliebter Mann gewesen war. Nach Wilkes plötzlichem Tod – er war einem Herzinfarkt erlegen – hatte Treat fest damit gerechnet, seine Nachfolge anzutreten. Treat hatte auch kein Geheimnis aus seiner Überzeugung gemacht, wie ein Thronfolger ein Anrecht auf die Sheriffmarke und alles, was dazugehörte, zu haben.
    Allerdings hatte er es nur knapp geschafft, überhaupt als Kandidat aufgestellt zu werden, und Slades Sieg ging ihm nach mehr als fünf Jahren immer noch gegen den Strich. Das war offensichtlich.
    „Boone hat sich wieder über mich beschwert, was?“ Treats Schneidezähne standen ein wenig übereinander und seine Augen zu nahe zusammen, was ihm ein hinterhältig wirkendes Aussehen verlieh. Unglücklicherweise traf das auch auf seine Art zu.
    Slade lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück undkraulte Jasper hinter den Ohren, als der Hund nun – mit einiger Verspätung – aufstand und knurrte.
    „Wir reden hier nicht über Boone“, stellte Slade klar. „Wir reden über Sie.“
    In einer perfekten Welt hätte McQuillan im Fall von Slades Rücktritt keine Chance auf das Amt des Sheriffs gehabt. Alle wussten, dass er ein lächerlicher Hitzkopf war, für den hinter jeder Ecke ein Gauner lauerte. Aber die Welt war nun mal nicht perfekt, nicht wahr? Die simple Wahrheit war, dass sonst niemand diesen Job wollte, weil die Dienstzeiten lang, die Bezahlung bekanntlich schlecht und der Arbeitsalltag fast immer langweilig war. McQuillan würde sich also vermutlich als einziger Kandidat aufstellen lassen.
    Und er würde einen lausigen Sheriff abgeben.
    „Sie würden mich gern loswerden, nicht wahr?“, fragte Mc-Quillan provokant. Slade nahm an, dass Treats „überschaubare“ Körpergröße für sein Selbstbewusstsein nicht gerade förderlich war. Er war das, was Callie als „Zwerghahn“

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