Big U
ROTC-Studenten überschnitten.
Denjenigen, die nicht entsprechend ausgerüstet oder kampfbereit waren, erging es schlecht. Die meisten saßen während der ganzen Zeit in den Türmen fest, wo sie nicht mehr tun konnten als fernsehen und sich vermehren. Eine Flucht aus dem Plex war unmöglich, weil die Nuklear-Terroristen keinen in die Nähe ließen und Scharfschützen der Achsenmächte den Sprint aus dem Haupteingang zu einer gefährlichen Angelegenheit machten. Alle, die es nicht in die sicheren Türme schafften, und den kämpfenden Banden im Hauptgebäude als unerwünscht galten, fristeten ein Flüchtlingsdasein und landeten zum größten Teil in der Bibliothek. Für eine Frau ohne Begleitung war es eine sehr, sehr schlimme Zeit. Wir unternahmen Ausfälle gegen die schwächeren Banden, um einige der bedauernswerten Geschöpfe zu retten, konnten aber nur rund dreißig befreien.
Brände im Plex stellten entgegen allen Befürchtungen kein Problem dar. Die Leitungen funktionierten noch hinreichend gut und die meisten Leute waren so vernünftig, die Feuerwehrschläuche auch zu benutzen. Aber in vielen Gebieten herrschte tagelang Rauch bis hin zu dem Punkt, daß die Umwelt lebensfeindlich wurde; Banden, die durch Rauch aus ihren eroberten Gebieten vertrieben wurden, waren für eine Menge der Kampfhandlungen verantwortlich. Essen war kein Problem, da das Rote Kreuz es im Gebäude verteilen durfte. Leider gab es keine Möglichkeit, den Müll zu entsorgen, daher häufte er sich in den Hallen und Treppenhäusern und Fahrstuhlschächten. Insekten, die durch die Fenster eindrangen, deren Scheiben eingeschlagen oder als Rauchabzug entfernt worden waren, wurden fruchtbar und mehrten sich; doch diese Plage wurde eingedämmt, da die Fledermauspopulation, die sich diesen explosionsartigen Zuwachs ihrer Nahrungsquelle zunutze machte, enorm anschwoll. Am Ende der Krise waren die fünf obersten Stockwerke des E-Turms geräumt worden, um Platz für die Fledermäuse zu schaffen, die sich mit einer Geschwindigkeit von einem Stockwerk alle drei Tage nach unten ausbreiteten.
Es gab stabile Gebiete, wo sich gut bewaffnete Leute niederließen und häuslich einrichteten. Im Bunker war die Lage ausgesprochen stabil, da Fred Fine alles brillant organisierte, und Virgils naturwissenschaftlicher Workshop bildete eine Enklave noch größerer Stabilität im Inneren. Rund zwanzig Leute lebten in dem Workshop; wir schliefen auf Fußböden oder Werkbänken und kochten gemeinschaftlich mit Bunsenbrennern. Fred Fine gestattete uns diese Autonomie aus einem einzigen Grund: Shekondar der Furchtbare/JANUS 64 hatte Virgil zu seinem einzigen Propheten erkoren.
Natürlich war es nicht ganz so einfach. Eigentlich lag es an dem Wurm und Virgils Gegenmaßnahmen. Wie Virgil uns erklärte, hatte er sich am 31. März an seinem Terminal eingeloggt und folgende Nachricht vorgefunden:
SEI GEGRÜSST WURMJAGENDER SÖLDNER. DU BIST TÜCHTIG. WOLLEN WIR HOFFEN DASS DU GUT BEZAHLT WIRST. BIS JETZT HABE ICH NUR MEINE MUSKELN SPIELEN LASSEN. JETZT BEGINNT DAS DUELL.
Natürlich hatte der nächste Tag den Untergang der Zivilisation gebracht. Als Virgil sich dessen sicher war, hatte er sich eingeloggt und festgestellt, daß der Wurm sein Terminal aus dem System entfernt hatte. Damit hatte er gerechnet, daher ging er gelassen zur Programmiererstation, schubste Consuela vom Stuhl und loggte sich mit einer falschen Kennung ein. Danach übernahm Virgil sechs Magnetbandgeräte (sehr zum Mißfallen der Programmierer, die sie benutzten) und legte sechs Spulen ein, die er für diesen Tag vorbereitet hatte. Er ging in den Terminalraum, wo sich Hunderte Terminals in individuellen Kabuffs befanden. Hier loggte sich Virgil an insgesamt achtzehn Terminals ein, wofür er falsche Accounts und Paßworte benutzte, die er in petto gehabt hatte. An jedem Terminal startete er ein anderes Programm – mit Hilfe der Informationen, die er auf den sechs Magnetbändern gespeichert hatte. Jedes dieser Programme erweckte den Eindruck einer recht langen, aber einfachen studentischen Versuchsarbeit, etwas, womit sich der Wurm schon lange nicht mehr abgab. Aber jedes enthielt lange Sektionen in Programmiersprache, die nichts mit den vorgeblichen Programm zu tun hatten.
Virgil kehrte zur Programmiererstation zurück und gab einen einzigen Befehl ein. Dieser Befehl vereinigte die Inhalte der achtzehn Scheinprogramme, löste die langen Sektionen in Programmiersprache heraus und vereinigte sie zu einem
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