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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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einen Casimir mit Schutzbrille, der mit einer Flex eine Fechtmaske durchsägte. In einer Ecke brachte Hyacinth einem kleinen Kind, das irgendwie zwischen die Fronten geraten und dank der Barmherzigkeit des Roten Kreuzes hierher geschickt worden war, die Freuden der Bunsenbrenner-Cuisine bei. Plötzlich ging Sarah zu Ephraim zurück.
    »Du irrst dich«, sagte sie. »Es hat nichts mit dem Plex zu tun. Was die Menschen tun, wird nicht davon bestimmt, wo sie leben. Es ist alles ihre eigene Schuld. Sie haben beschlossen, fernzusehen, anstatt selbst zu den-ken, als sie an der High School waren. Sie haben beschlossen, Vorlesungen für Hirnamputierte zu besuchen und Bier zu trinken, anstatt zu lesen und etwas zu lernen. Sie haben beschlossen, daß sie lieber feige kneifen und intolerante Dreckskerle sein möchten, anstatt aufgeschlossen zu sein, und zu guter Letzt haben sie beschlossen, mit ihren Kumpels loszuziehen und Sachen anzustellen, die durch und durch falsch sind, obwohl es keinen Grund dafür gab. Jeder, der einem anderen wehtut, entscheidet sich auch dafür, ihm wehzutun, und strengt sich besonders an, um es zu machen.«
    »Aber der Druck! Der gesellschaftliche Druck hier ist unwiderstehlich. Wie –«
    »Ich habe ihm widerstanden. Du hast ihm widerstanden. Die Tatsache, daß es schwer ist, ein guter Mensch zu sein, ist keine Entschuldigung dafür, daß man beschließt, lieber ein Arschloch zu sein. Wenn sie ihre Angst, anders zu sein, nicht überwinden können, ist das nicht meine Schuld, denn jeder Idiot müßte eigentlich einsehen, daß er wesentlich glücklicher ist, wenn er sich vernünftig benimmt und zum Ziel setzt, anderen nicht wehzutun.«
    »Du mußt hier nicht mal versuchen, anderen Menschen wehzutun. Der Ort an sich zwingt es einem auf. Du kannst dich nicht im Bett aufsetzen, ohne deinen gottverdammten Nachbarn zu wecken. Du kannst nicht duschen, ohne das heiße Wasser abzusaugen und den nächsten in der Reihe frieren zu lassen. Du kannst nicht essen gehen, ohne daß die Leute hinter dir ein wenig länger warten müssen, und allein wenn du das Essen zu dir nimmst, erhöhst du die Menge, die sie machen müssen und verringerst die Qualität.«
    »Das ist alles Blödsinn! So ist das Leben einfach, Ephraim. Es hat nichts mit der Architektur des Plex zu tun.«
    »Sieh dir doch nur den Sexismus an diesem Ort an. Macht dir das denn nie zu schaffen? Glaubst du nicht, wenn die Menschen hier nicht so dicht zusammengepfercht wären, wären die Bars und Partys nicht so eine Fleischbeschau? Vielleicht würde es weniger Vergewaltigungen geben, wenn wir den Leuten beibringen würden, wie man mit dem anderen Geschlecht umgeht.«
    »Wenn du Vergewaltigung verhindern möchtest, dann müßtest du ein Rechtssystem schaffen, das unser Recht schützt, nicht vergewaltigt zu werden. Bildung? Wie willst du diese Form von Bildung durchziehen? Wie entwirft man ein vergewaltigungssicheres Studentenwohnheim? Schau her, Ephraim, wir können nichts anderes tun, als die Rechte der Menschen zu schützen. Ein Umzug in ein anderes Gebäude würde nicht zu einem anderen Verhalten führen. Die Bildung, von der du sprichst, ist nichts weiter als ein schöner Traum.«
    »Ich finde, wir sollten dieses Scheißhaus in die Luft jagen.«
    »Gut. Arbeite daran. In der Zwischenzeit werde ich weiterhin eine Waffe tragen.«
    Professor Forthcoming oder »Emeritus«, wie Hyacinth ihn nannte, folgte mir wie ein Hündchen, faselte von seinen Vorlesungsunterlagen, piekste mich in die Latissimusmuskeln und ließ sich darüber aus, wie einfach es fur mich wäre, einen ehemaligen College-Athleten mit einer Waffe, sie aus der Bibliothek zu retten. Ich brachte es nicht übers Herz, ihn zu entmutigen. Letztendlich konnte ich nur sicherstellen, daß er dafür bezahlte: Er mußte mir versprechen, daß er sich hinsetzen und diese Notizen durcharbeiten würde, damit er sie wieder neu schreiben konnte, falls es erforderlich wäre. Das versprach er mir, ohne rot zu werden, aber als wir den Ausflug schließlich organisierten, freute er sich bereits auf eine Konferenz in Monaco im Herbst und hörte sich die Verlustmeldungen im Radio an, um zu erfahren, ob einer seiner Musterschüler ins Gras gebissen hatte.
    Nein, sagte Fred Fine, die MOBAPEP würde nicht für Überfälle auf die Bibliothek zur Verfügung stehen. Aber wir könnten ein paar Soldaten und ein AK-47 haben, allerdings unter der Bedingung, daß wir, vor die Wahl gestellt, die Mission aufzugeben oder das

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