Big U
Sturmgewehr aufzugeben, die Mission aufgeben würden. Ich stimmte dem lauthals zu, bevor Emeritus Einwände vorbringen konnte. Unsere Gruppe bestand aus mir, Hyacinth, Emeritus, vier Soldaten der GASF und Lute, dem Techniker des Workshops. Sarah blieb zurück und las Die Entstehung des Bewußteins durch den Zusammenbruch des Zweikammerverstands.
Unser Weg führte uns durch vergleichsweise stabile akademische Blocks und andere, von Banden kontrollierte Abschnitte. Es ließ sich nicht vermeiden, daß wir das Gebiet passierten, das von der Hansen-Bande kontrolliert wurde, den Kleinstädtern der Great Plains. Sie waren nicht gut bewaffnet, aber das war auch keiner im Stützpunkt, und sie hatten sich mit dem Feuereifer in den Kampf gestützt, wie es nur Landeier mit primitiven Prügeln und Knüppeln konnten, und den Sieg davongetragen. Das war ihre Art. Unsere Verhandlungen mit ihrem Anführer waren kurz und bündig: Wir zeigten ihnen unser AK-47 und versprachen, sie nicht zu massakrieren, wenn sie uns ungehindert passieren ließen. Ihr Anführer begriff das auf Anhieb, aber einige seiner Mitglieder schienen eine bizarre geistige Sperre zu haben: Sie konnten das AK-47 in Hyacinths Händen nicht sehen. Sie sahen nur Hyacinth, die erste saubere und gesunde Frau, die sie seit einer Woche zu Gesicht bekamen, und stürmten auf sie zu, als wäre sie unbewaffnet. »He, sie gehört mir!« rief einer von ihnen, als wir ihren größten Gemeinschaftsraum betraten.
»Verpiß dich«, antwortete ein anderer und schwang mit großer Geschwindigkeit eine Motorradkette vor den Augen seines Bruders. Er drehte sich um, stapfte auf Hyacinth zu und zog sich dabei die Hose hoch. »He, Schlampe, ich werd dich decken«, sagte er fröhlich. Hyacinth richtete das Gewehr auf ihn; er sah ihr ins Gesicht. Sie spannte den Hahn und nahm Kampfstellung ein; er ging weiter. Als ich einen Schritt nach vorn machte, schwang er die Kette, änderte aber den Kurs, als Hyacinth hinter mir vortrat.
»Na los, besorg’s ihr«, und »Na klar, mach es, Combine«, riefen seine Kumpels.
»Hyacinth, bitte mach das nicht«, sagte ich und hielt mir die Ohren zu. Sie feuerte ein halbes Magazin mit einer Salve leer und pulverisierte ein paar Quadratmeter Mauer direkt neben dem Kopf des Mannes. Die Lichter gingen aus, da sie ein Stromkabel durchtrennt hatte. Dank eines Fensters konnten wir immer noch sehen.
»Scheiße, was soll das?« fragte jemand.
Anstatt es zu erklären, verließen wir den Raum. »Ich mag die Schlampe«, sagte jemand, als wir gingen, »aber sie ist seltsam. Keine Ahnung, was mit der nicht stimmt.«
Der Postraum bildete eine Pufferzone zwischen der Hansen-Bande und der journalistischen Fakultät. Die Fahrstühle hier fuhren bis zu den Postrampen hinunter, womit dies einen der wenigen Eingänge zum Plex darstellte. Die Kroatobaltoslowenen, die genau wußten, was Publicity bedeutet, hatten ein Abkommen mit einem Fernsehsender geschlossen – wenn Sie in dieser Zeit ferngesehen haben, dann wissen Sie, mit welchem
– und ließen Kamerateams durch diesen Raum kommen und gehen. Das Wachpersonal, das der Sender angeheuert hatte, war ausnahmslos mit Maschinengewehren bewaffnet. Wir zählten allein in diesem Raum zwanzig automatische Waffen, was vermutlich bedeutete, daß der Sender mehr Feuerkraft besaß als die gesamten Achsenmächte.
Im Tausch gegen ein kurzes Interview, das nie gesendet wurde, und alle Informationen, die wir über andere Teile des Plex hatten, durften wir den Block der Journalisten betreten. Hier schloß sich uns ein dreiköpfiges Kamerateam an, das uns eine Weile folgte. Emeritus war das zutiefst peinlich, und er bestand darauf, hinter der Kamera gehen zu dürfen. Einer der Kameramänner war ein Student der AM; mit ihm unterhielt ich mich über das Vorgehen des Senders.
»Ihr verfugt über eine enorme Feuerkraft. Ihr Jungs seid die stärkste Macht im Plex. Wie nutzt ihr das?«
Der Student zuckte die Achseln. »Was meinen Sie damit? Wir schützen unsere Leute und Ausrüstung. Alle Barbaren haben Angst vor uns.«
»Das ist offensichtlich richtig«, sagte ich. »Aber mir ist in letzter Zeit aufgefallen, daß eine Menge Leute hier verhungern und vergewaltigt oder ermordet werden – du weißt schon, eine Menge schlimme Sachen. Versuchen diese Wachleute, zu helfen? Ihr könntet ein paar erübrigen.«
»Also, das weiß ich nicht«, sagte er nervös. »Das ist irgendwie Senderpolitik. Es verstößt gegen das Abkommen. Wir dürfen
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