Big U
überall hin, solange wir uns nicht einmischen. Wenn wir uns einmischen, kein Abkommen mehr.«
»Aber wenn ihr schon ein Abkommen ausgehandelt habt, könnt ihr nicht noch mehr tun? Vielleicht ein paar Ärzte in das Gebäude schaffen?«
»Auf keinen Fall, Mann. Auf gar keinen Fall. Wir Journalisten haben unsere Ethik.«
Das Kamerateam kehrte um, als wir die Grenze der Fakultät für geoanthropologische Planungswissenschaft erreichten, einen Block mit nur zwei Eingängen. Hier befand sich mein Büro, und ich hoffte, ich könnte uns zur anderen Seite bringen. Die schwere Tür wies Narben von Gewehrkugeln auf, das Schloß hatte mehr als einen Schuß abbekommen, aber die Tür war von der anderen Seite versperrt, und wir konnten einen Wachtposten dahinter hören. In der Nähe lag, unter zwei Trinkbrunnen in einem Alkoven, auf dem Boden ausgestreckt und tot ein Dozent mittleren Alters, der noch einen großen irdenen Kaffeebecher in den steifen und kalten Fingern hielt. Der Mann war offenbar eines natürlichen Todes gestorben.
Wie sich herausstellte war der Wachtposten ein Student, den ich kannte und der uns einließ. Er war müde und schmutzig, trug zahlreiche Verbände und hatte einen Bart, blutunterlaufene Augen und verfilztes Haar
– genau wie er immer ausgesehen hatte. Drei weitere Studenten saßen im Empfangsraum, lasen in zwei Jahre alten Ausgaben von U. S. News and World Report und mampften Beefys.
Während meine Freunde eine Pause machten, ging ich in mein Büro und hörte meine Mailbox ab. Auf dem Rückweg schaute ich im Fakultätszimmer vorbei.
Dort befand sich der gesamte Lehrkörper der geoanthropologischen Planungswissenschaft um einen großen Konferenztisch versammelt, während ein paar privilegierte Studenten an den Wänden standen. Mehrere Tüten Kartoffelchips waren über den gesamten Tisch verstreut, mindestens zwei Fässer angestochen. Es war dunkel in dem Raum; Dias wurden gezeigt.
»Auweia. Sieht ganz so aus, als hätte ich die Kamera da wieder mal schief gehalten«, sagte Professor Long-wood verlegen, was jedoch fast im Gejohle der Menge unterging. »Wie kommt das denn da rein? Das gehört zur Serie der Labrador-Tundra. Wie auch immer, es ist keine schlechte Aufnahme, obwohl ich den falschen Film benutzt habe, darum ist alles rosa. Der Korkenzieher da neben der Karibulosung gibt Ihnen einen Eindruck von den Größenverhältnisse –« doch als ich die Tür aufgemacht hatte, fiel Licht auf das Bild, und alle drehten sich zu mir um.
»Bud!« rief der Lehrstuhlinhaber. »Schön, daß Sie es geschafft haben? Möchten Sie ein Bier? Es ist dunkles Bier.«
»Klingt nicht schlecht«, sagte ich aufrichtig, »aber ich bin nur auf der Durchreise.«
»Wie ist denn die Lage so?« fragte Professor Long-wood.
»Bestens, bestens. Ich sehe, Ihnen geht es auch nicht schlecht. Sind Sie denn häufig draußen gewesen? Ich meine im Plex?«
Hämisches Gelächter wurde laut, und alle sahen einen betretenen jüngeren Dozenten an, einen vierschrötigen Mann aus dem Norden Michigans. »Bert hier war draußen, um ein paar Dias zu machen«, erklärte der Lehrstuhlinhaber, »und lief ein paar von diesen Schwachköpfen über den Weg. Er sagte ihnen, er sei Journalist, da ließen sie ihn in Ruhe, aber dann sahen sie, daß er keinen Presseausweis hatte, und er mußte einem in die Eier treten und dem anderen seine Kamera geben!«
»Lassen Sie den Kopf nicht hängen, Bert«, sagte ein schnauzbärtiger Mann in der Nähe. »Wir beantragen ein Stipendium und kaufen Ihnen eine neue.« Wir lachten alle.
»Sie sind also bis zum Ende hier?« fragte ich.
»Sollte nicht allzu lange dauern«, sagte ein Professor mit dichtem Vollbart, der seine Pfeife schmauchte. »Wir erarbeiten ein Modell, um zu sehen, wie lange die Nahrungsmittelvorräte der Population ausreichen. Wir nutzen authentische Berichte Überlebender der bulgarischen Hungersnot von 1782 – die große Ähnlichkeit mit dieser Situation aufweist. Es ist verdammt schwierig, Daten zu bekommen, aber das Modell sagt, länger als eine Woche sollte es nicht dauern. Wir hier haben ein absolutes regionales Monopol auf Bier, das wir bei den Leuten von der Journalistischen gegen Lebensmittel tauschen.«
»Haben Sie die Ratten und Fledermäuse berücksichtigt?« fragte ich.
»Hm? Wo?« Plötzlich wurde es still in dem Raum.
»Wir haben Riesenratten unten und Milliarden Fledermäuse oben. Die Ratten sind so groß. Vierzig bis fünfundvierzig Kilo. Kein Herz. Ich habe gehört,
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