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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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darüber, was du machst, und ich bezahle dich aus dem Vitalitätsetat.«
    »Dem was?«
    »Dem Etat aus Spenden verschiedener Professoren und Firmen, die ein großes Interesse daran haben, daß der naturwissenschaftliche Workshop einwandfrei funktioniert. Verdammt, es sind nur Geldspenden. In dem egalitären System, das wir vorher hatten, bekam keiner je was auf die Reihe.«
    »Hör zu.« Casimir schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück. »Ich will davon nicht mal was hören. Weißt du, ich wollte immer nur ein ganz normaler Student sein. Sie lassen mich keine anständigen Vorlesungen besuchen, okay, dann arbeite ich eben an dem Massenbeschieuniger. Jetzt komme ich hierher, weil ich deine Hilfe brauche, und du erzählst mir einen von hiesigen Gesetzen und freier Marktwirtschaft. Ich möchte nur eine Einschätzung von dir, ob ich diese elektromagnetischen Spulen für den Massenbeschleuniger bekomme. Okay? Vergiß die freie Marktwirtschaft.« Casimir warf eine Seite mit Diagrammen und näheren Angaben auf Virgils Schreibtisch.
    Virgil warf einen Blick darauf. »Kommt ganz drauf an«, sagte er schließlich. »Wenn wir so tun, als ob du nur ein ganz normaler Student wärst, dann berechne ich dir, oh, rund zehntausend Dollar für dieses Zeug und beschaffe es ungefähr dann, wenn du deinen Abschluß machst. Inoffiziell könnte ich es als etwas viel Einfacheres eingeben und dir deutlich weniger berechnen. Aber du kannst das unmöglich in einem offiziellen Etatantrag unterbringen. Ganz inoffiziell könnte ich es gegen eine kleine Bestechung machen, zum Beispiel deine Hilfe hier in der Werkstatt. Aber es ist echt abnormal, für so etwas einen Etat zu beantragen. Siehst so aus, als stecktest du in der Klemme.«
    »Du würdest nicht wirklich drei Jahre brauchen.«
    »Würde ich brauchen.« Virgil winkte zur Tür. »Zap könnte es in einer Woche schaffen. Möchtest du ihn fragen? Er hat einen leichten Schlaf.«
    Casimir überlegte einen Moment. »Paß auf. Mir ist gleich, wie es gemacht wird. Aber es ist nötig, etwas Schriftliches zu haben, weißt du?«
    Virgil schüttelte lächelnd den Kopf. »Casimir. Du glaubst doch nicht, daß irgend jemand wirklich auf diese Etats achtet, oder?«
    »Oh, Scheiße. Mir ist das zu schräg.«
    »Es ist nicht schräg, du bist nur noch nicht daran gewöhnt. Wir machen folgendes. Wir treffen eine freundschaftliche Vereinbarung auf Treu und Glauben; ich mache die Magneten für dich, wahrscheinlich über die Weihnachtsferien, dafür bekomme ich im Gegenzug deine Expertenhilfe im naturwissenschaftlichen Workshop. Wenn ich mit den Magneten fertig bin, verstaue ich sie in einem alten Schuhkarton mit der Aufschrift, sagen wir, ERSATZTEILE, 1932 AUTOMATISCHER BOMBENORTUNGSPROTOTYP. Dann verstaue ich sie im Lager. Wenn es darum geht, die Etats zu verteilen, sagst du: ›Oh, ich habe dieses Ding entworfen, das ich mit vorhandenen Bauteilen zusammenbauen kann.‹ Lächerlich, aber das weiß ja niemand, und alle, die es wissen, werden sich nicht in meine Vereinbarungen einmischen.«
    »Okay!« Casimir hob die Hände. »Okay. Prima. Ich mach es. Sag mir nur, was zu tun ist, und laß mich nichts von diesem illegalen Zeug sehen.«
    »Es ist nicht illegal, ich sagte doch, daß es legal ist. Warte einen Moment, ich muß diese Seiten kopieren.« Virgil machte die Tür auf und vernahm Stimmengewirr von mehreren hochrangigen akademischen Gestalten. Casimir sah sich in dem Raum um: eine mit Büchern und Zeitungen und jeder erdenklichen Variante von elektronischem Schrott vollgestopfte Sackgasse. Ein Geigerzähler hing vor dem Fenster über einem tiefen Luftschacht und klickte etwa alle ein oder zwei Sekunden einmal. In einer Ecke war ein Radio aus den 1940er Jahren an eine großtechnische Stromversorgung angeschlossen und mit den Eingeweiden eines zerlegten Telefons verkabelt, damit Virgil telefonieren konnte, ohne die Hände zu benutzen. Über einen alten Fernseher mit abmontierter Rückverkleidung in einer anderen Ecke konnte Virgil den Raum draußen überwachen. Der ganze Boden war übersät von elektronischen Tei
    len, Drahtrollen, Imbißverpackungen und Papierschnipseln. Und an drei verschiedenen Stellen standen diese kleinen, mit Körnchen überquellenden Plastikschalen, die Casimir überall sah – Rattengift.
    »Verdammt!« stieß Casimir hervor, als Virgil wieder eintrat. »Allein in diesem Zimmer steht genügend Gift, um jede einzelne Ratte in dieser Stadt auszurotten. Was haben die eigentlich für ein

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