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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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brüllte der größte Teil der Zuschauer Sprüche wie »Aufhören« und »Klappe halten« und »verpfeif dich«.
    »Wenn du damit fertig bist, den demokratischen Prozeß zu stören«, sagte Sarah, »würde dieses Werkzeug gern weiter den Etat verhandeln. Wir haben viel zu tun, daher müssen sich alle sehr, sehr kurz fassen.« Der Studentenausschuß bestand aus dem Studentensenat, der jeden der zweihundert Wohnflügel des Plex repräsentierte, und dem Veranstaltungsrat, der sich aus Repräsentanten jeder der bezuschußten Studentenorganisationen zusammensetzte, etwa einhundertfünfzig an der Zahl. Die Verteilung der Gelder unter den Mitgliedern des Veranstaltungsrats wurde in einer gemeinschaftlichen Sitzung festgelegt, und das war unser Ziel am heutigen Abend.
    Im Studentensenat wimmelte es von SUBlern und Mitgliedern einer geächteten Mormonensplittergruppe namens Tempel der Unbegrenzten Gottheit (TUG). Jede dieser Gruppen behauptete von sich, alle Studenten zu repräsentieren. Wie Sarah erklärte, war niemand bei klarem Verstand bereit, für den Studentensenat zu kandidieren, und genau das war der Grund dafür, daß er fast ausnahmslos aus Fanatikern und Politikstudenten bestand. Zum Glück hoben SUB und TUG einander fast völlig auf.
    »Ich habe es satt, daß alle Aspekte meines Lebens von dieser Verwaltung bestimmt werden, die sich einen Dreck um Menschenrechte schert, und finde es an der Zeit, etwas dagegen zu unternehmen«, sagte der erste Sprecher. Es gab ein wenig Applaus aus den ersten Reihen und jede Menge Gejohle. Ein Summen lag in der Luft, als die TUG mit ihrem OMMMM begannen … auf dem mittleren C – eine Art von Schalltonikum, das die Luft von bösen Einflüssen reinigen und spirituellen Frieden gewährleisten sollte; oben stieß eine einzelne, von dem Summen angelockte Fledermaus von einem Pferch an der Decke herab, flatterte herum und löste Kreischen und hektische Bewegungen bei den Leuten aus, in deren Nähe sie kam. »An dieser Universität haben wir keine Redefreiheit, wir haben keine akademische Freiheit, wir haben keine Macht über unser eigenes Geld!«
    Auf Beharren des Publikums unterbrach ihn Sarah nach ein paar Minuten. »Wenn du dich über ganz bestimmte Menschenrechtsverletzungen sorgst, so gibt es gewisse internationale Organisationen, an die du dich wenden kannst, aber der Studentensenat kann da nicht viel ausrichten. Ich schlage daher vor, du suchst dir einen anderen Wohnort und läßt jemand anderen einen Vorschlag machen.«
    Schockiert und völlig am Boden zerstört sah der Redner Sarah mit offenem Mund an, während die Fernsehscheinwerfer angingen. Er behielt den Ausdruck ein paar Sekunden lang bei, damit die Kameraleute auf ihn zoomen und ihn ausleuchten konnten, dann ließ er den Blick über die Versammlung schweifen, die johlte und OMMte, und machte kein Hehl aus seinem bestürzten Gesichtsausdruck.
    »Das glaube ich nicht«, sagte er und sah in die Linsen. »Wer sagt, daß wir hier Redefreiheit haben? Mein Gott, ich bin hergekommen, um frei meine Meinung zu äußern, und nur weil ich mich in Opposition zum Faschismus befinde, versucht die Vorsitzende des Studentenausschusses, mich aus dem Plex rauszuwerfen! Aus meinem Zuhause! Ganz recht, wenn es diesen anderen Leuten nicht gefällt, unterdrückt zu werden, dann werft sie doch einfach aus dem Plex hinaus in die gefährliche Stadt! Ich hätte mir nie träumen lassen, daß dieses Maß an Brutalität an einer Universität existieren könnte.« Er schüttelte edel und traurig den Kopf, sondierte die unentschiedene Menge trotzig und stapfte unter dankbarem Applaus vom Mikrofon weg. Unten beantwortete er die Fragen der Medien, während der nächste Student vor das Mikro trat.
    Er sah wie der männliche Cheerleader der Fußballmannschaft einer Pfarrgemeinde aus, hübsch, ordentlich gekämmt und leicht pickelig. Als er nach dem Mikro griff, verstummte das OM. Er ließ einen Burschen mittleren Alters, der nicht weit entfernt im Mittelgang stand und seinerseits die Pressekonferenz der SUBler vor der Bühne verfolgte, nicht aus den Augen. Schließlich hielt der ältere Herr drei Finger hoch. Der TUGler schob die Faust zwischen seinem angewinkelten Arm und dem Körper durch, und sprach laut und schneidend in das Mikro.
    »Ich möchte nur sagen, daß ich hier in meiner Hand eine Fledermaus gefangen habe, der ich nun, gleich hier, als Opfer für den Gott des Kommunismus, den Kopf abbeißen werde.«
    Unten fand sich der SUBler auf einmal in

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