Big U
langsam, daß sie den Song zweimal wiederholen mußten, bis sie draußen auf dem Flur waren, wo sie Flugblätter und Plakate verteilten.
Sarah, drei Mitglieder ihres Ausschusses und ich trafen uns später auf ein Glas Wein in meiner Suite. Nach der hektischen Versammlung waren wir benommen und sagten in den ersten fünfzehn Minuten kaum etwas. Dann kam das Gespräch, wie damals nicht ungewöhnlich, auf das Thema Terroristen.
»Was hat es eigentlich mit diesen Terroristen auf sich?« fragte Willy, ein Betriebswirtschaftler, der als Schatzmeister fungierte. »Sind sie echte Terroristen?«
»Nicht auf meiner Etage«, sagte Sarah, »da sie uns unterworfen haben. Wir leben im … im Pax Dreizehnica.« »Ich habe verschiedene Geschichten gehört«, sagte ich. Alle sahen mich an, daher schaltete ich in meinen
Professorenmodus und zündete meine Pfeife an. »Ihre Hauptaktivität ist das Maut-Konzept. Sie stationieren Terroristen in der Fahrstuhlhalle von E13, die kontinuierlich die Aufwärts-und Abwärtsknöpfe drücken, so daß jeder Fahrstuhl automatisch hält. Wenn sich keine Nicht-Studenten oder gefährlichen Personen darin aufhalten, halten sie die Türen offen, bis ihnen jeder einen Vierteldollar gibt. Außerdem haben sie einen Teil der Mensa für sich beansprucht, um den auch schon gekämpft wurde. Aber nichts, das ich wirklich Terrorismus nennen würde.«
»Was ist mit Massen Vergewaltigungen?« fragte Hillary, die Sekretärin, leise. Alles wurden still, wir sahen sie an.
»Das ist nur ein Gerücht«, sagte sie. »Versteht mich nicht falsch. Mir ist das nicht passiert. Man munkelt nur, daß der harte Kern der Terroristen es macht, gewissermaßen als eine Art Initiationsritus. Sie gehen zu großen Partys oder schmeißen eigene. Ihr wißt, bei einer großen Party gibt es immer ein paar Mädchen – typische Erstsemester –, die sich total betrinken. Ein Terrorist, der nett aussieht, geht zu dem Mädchen – und ich habe gehört, sie sollen sehr gut darin sein, potentielle Kandidatinnen aufzuspüren –, erschleicht sich sein Vertrauen und lädt es zu einer anderen Party ein. Wenn sie zu der anderen Party kommen, ist sie die einzige Frau dort, und den Rest könnt ihr euch ja denken. Das echt Schreckliche ist aber, sie wühlen ihre Sachen durch, finden heraus, wo sie wohnt und wer sie ist, und gehen dann immer wieder hin, wenn ihnen danach zumute ist. Sie haben diese Frauen so verängstigt und gebrochen, daß die sich nicht wehren. Angeblich sollen die Terroristen eine Art von unsichtbarem Harem haben, ein paar verängstigte Frauen überall im ganzen Plex, die zu dumm oder ängstlich sind, um etwas zu sagen.«
Ich saß mit geschlossenen Augen da und fühlte mich wie alle anderen ein wenig blümerant. »Ich habe dasselbe andernorts gehört«, sagte ich.
»Ich frage mich, ob das irgendwelchen Luftköpfen passiert ist«, murmelte Sarah. »Herrgott, ich bin ganz sicher. Ich frage mich, ob welche etwas davon wissen. Ich frage mich, ob sie überhaupt kapieren, was ihnen da angetan wird – manche verstehen vermutlich nicht einmal, daß sie das Recht haben, wütend zu sein.«
»Wie könnte jemand Vergewaltigung nicht verstehen?« fragte Hilary.
»Du hast keine Ahnung, wie verkorkst diese Frauen sind. Du weißt ja nicht, was sie mir angetan haben, ohne auch nur zu begreifen, warum es mir nicht gefallen hat. Diese Leute sind unvorstellbar – sie haben keine Standpunkte, keine eigenen Gedanken – wenn eine vergewaltigt wird und keine ihrer Freundinnen versteht es, was bleibt ihr dann? Sie hängt in der Luft, die Terroristen können ihr alles sagen und mit ihr machen, was sie wollen. Scheiße, hören diese Tiere denn niemals auf? Wir haben im Dezember ein großes Kostümfest mit ihnen.«
»Das ist eine Party, die es zu meiden gilt«, sagte Hilary.
»Sie trägt das Motto Fantasy-Island-Nacht. Sie planen sie schon seit Monaten. Bis dahin ist das Semester zu Ende und diese Kerle werden Amok laufen.«
»So, wie sich das anhört, laufen die schon eine ganze Weile Amok«, sagte Willy. »Und wißt ihr, ihr solltet euch besser daran gewöhnen. Ich glaube, hier herrscht das Faustrecht des Dschungels.« Das hörte sich ein wenig melodramatisch an, aber keiner von uns konnte wiedersprechen.
Sarah und Casimir trafen sich im Megapub, einem riesigen, hellen Luftschiffhangar mit wackeligen Plastiktischen und Stühlen aus Stahlrohr, die in unbequeme stuhlähnliche Formen gebogen worden waren, so daß sie alle, die darauf saßen,
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