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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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dicken Holzbalken eingerahmt – in Wahrheit Pappmachekisten –, die mit Plastikblumen und Grußbotschaften verziert waren. Die Türen der Notausgänge selbst hatte man mit Papier beklebt und so bemalt, daß sie, wenn sie geschlossen waren, eine Treppe aus hellgelbem Stein zeigten, die vom Boden an emporstieg und himmelwärts führte, bis einem der Querbalken an der Decke die Sicht nahm.
    Ging ich weiter durch diese Türen, mithin also die symbolischen Treppen hinauf, gelangte ich in einen hellgelben Flur mit zittrigen, dünnen schwarzen Linien, die die Fugen zwischen den enormen Steinquadern darstellen sollten, aus denen das Schloß erbaut war. Diese lagen im ersten Abschnitt des Flurs noch dicht nebeneinander, aber dann war dem Bautrupp die Arbeit zu langweilig geworden und sie hatten beschlossen, daß in den hinteren Abschnitten viel größere Steine für den Bau des Schlosses verwendet worden waren. Hier und da zierten aufgemalte Fackeln, Gemälde, Rüstungen und dergleichen die Wände.
    Danach waren die einzelnen Zimmer ausschließlich die Provinz ihrer jeweiligen Bewohner, die sie in jedes Phantasieland verwandeln konnten, das ihnen einfiel. Eine oder zwei malten Wandgemälde auf Papier und klebten sie an ihre Türen. Diese Wandgemälde sollten Fenster mit Ausblick auf die Szenerie unten darstellen, eine künstlerische Herausforderung, die die Fähigkeiten der meisten überstieg.
    So bot sich mir das Luftschloß jedesmal, wenn ich Sarah besuchte, wie einem Fernsehzuschauer dar. Die Fahrstuhltüren gingen auf, und da stand das Schloß auf seiner Wolke, durch eine Glasscheibe gesehen. Danach Schnitt auf eine Kamerafahrt über die Treppe zum Schloß hinauf – offenbar eine recht lange. Durch die Magie des Videoschnitts flachte die Treppe ab, teilte sich und schwenkte weg, während ich mich nach einem weiteren Schnitt sofort in den Sälen des Schloßgeländes befand, wo ich als Bestätigung, daß sich alles wirklich zugetragen hatte, hier und da an einem Fenster Halt machen und auf die konturlose Ebene hinabschaute, von wo ich gerade gekommen war.
    Soviel zum Vorspann; doch was war mit der Hand-lung? Die Handlung bestand fast ausschließlich aus Partys und harmlosen sexuellen Techtelmechteln mit den Terroristen. Die Luftköpfe störte nicht weiter, daß ihre Unterkunft kaum etwas von einem Schloß hatte – die Terroristen und alle anderen konnten jederzeit eindringen – und es keineswegs in der Luft schwebte, sondern unter neunzehn anderen, von Terroristen heimgesuchten Stockwerken lag. Die Luftköpfe kamen zurecht, indem sie so taten, als wäre jeder Mann, der sich auf ihrem Stockwerk sehen ließ, ein weißer Ritter auf irgend einer Mission. Allerdings ließen sich gewisse böse Einflüsse auch durch noch so viele Gemälde nicht beseitigen, und zu denen gehörte das Feueralarmsystem.
    Am frühen Morgen des fünften November wurde Mari Meegan von fünf Feuerwehrleuten, die einen Feueralarm für den gesamten Turm überprüften, aus ihrer Kemenate geworfen. Es kursierten unterschiedliche Versionen darüber, ob die Feuerwehrmänner körperliche Gewalt angewendet hatten oder nicht, doch für die Anwälte, die Maris Vater danach anheuerte, war dies ohnehin zweitrangig; Klagepunkt war die seelische Gewalt, die man Mari zugefügte, als man sie zwang, sich mit nichts weiter als Flecken einer blauen Kräutermaske im Gesicht zu der verschlafenen Menge unten zu begeben.
    Diese Situation hatte sich vorher nie gestellt, weil meist mindestens eine halbe Stunde zwischen dem Feueralarm und der Ankunft der Feuerwehrmänner bei ihrem Rundgang durch dem Turm verstrich. Dreißig Minuten reichten Mari aus, rasch etwas Make-up aufzutragen, was verhinderte, daß sie selbst wenn draußen Vollmond herrschte »abstoßend« aussah, und die Anwälte wurden nicht müde, durch Fotografien zu dokumentieren, daß ihr Dreißig-Minuten-Notfall-Schminkset einsatzbereit auf einer Ecke ihres Frisiertischs stand. Daneben befand sich der Maskenbehälter, der »Super-Notfällen« vorbehalten blieb; bei einer extrem begrenzten Zeit für Vorbereitungen, konnte sie ihn aufreißen und sich ein blaues Oval auf das Gesicht malen, das einerseits verdeckte, andererseits allen, die sich dafür interessierten, zeigte, daß ihr etwas an ihrem Äußeren lag. Aber an diesem speziellen Morgen hatten gewisse Terroristen von oben ihre mechanischen Talente unter Beweis gestellt, indem sie die Alarmanlage von E12S mit einem Bolzenschneider außer Gefecht setzten. Das

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