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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Ventilators ausdehnte.
    Auch für E17S war es ein toller Abend. Seit er sich den Terroristen als Flammenschwadron-Fraktion angeschlossen hatte, litt dieser kleine, ausschließlich von Männern bewohnte Flügel unter dem Stigma, daß sie lediglich Abziehbilder der Jungs vom Big Wheel, der Cowboys und Desperados von E13 waren. Das sollte sich heute nacht ändern.
    Den Weihnachtsbaum hatten sie vor drei Wochen gekauft und in einer Duschkabine stehen lassen, bis der feuerdämmende Überzug abgewaschen war, danach hatten sie ihn über ein Heißluftgitter im Lagerraum gehängt; jetzt hatte er einen ansprechenden brandbraunen Farbton. Sie trugen ihn nach E31 hinauf, ins oberste Stockwerk, ließen einen Fahrstuhl kommen und packten den Baum hinein. Jemand drückte alle Knöpfe der Stockwerke 30 bis 6, während andere Feuerzeugbenzin auf die trockenen Aste des Baums spritzten.
    Es war nur ein Streichholz erforderlich. Die Tür ging gerade zu, als Rauch und Flammen hervorzuquellen begannen, woraufhin die Flammenschwadron-Fraktion zu feiern anfing.
    Vierundzwanzig Stockwerke tiefer tranken Virgil und ich gemütlich einen in meiner Suite. Ich hatte keine Zeit für Partys, da ich mich auf die Rückfahrt nach Atlanta vorbereitete. Zufällig schlenderte Virgil in dieser Nacht durch den gesamten Plex, schaute bei verschiedenen Leuten rein und machte gerade Pause bei mir. Es war recht ruhig – wie fast immer, seit John Wesley Fen-rick weggezogen war –, abgesehen von dem konstanten und unvermeidlichen Wummern von Bässen war es friedlich in dem Flügel.
    Der Feueralarm ertönte kurz vor Mitternacht. Wir fluchten lästerlich und schauten zu meiner Tür hinaus, um nachzusehen, was da los war. Als Dozent in Residenz mußte ich nicht wegen jeder Feueralarmübung aus dem Zimmer stürmen, aber es schien geboten, doch nach Rauch Ausschau zu halten. Als wir die Tür aufmachten, herrschte schon dichter Qualm, und es roch ekelerregend nach verbranntem Plastik. Die Quelle des Feuers lag nicht weit von meinem Räumen entfernt: einer der Fahrstühle, der automatisch angehalten und die Tür geöffnet hatte, als der Feueralarm ausgelöst wurde. Ich hielt mir ein Tuch vor das Gesicht und lief zum Schlauch unten am Flur. Derweil schickte sich Virgil an, in meinem Waschbecken ein paar Handtücher naßzumachen.
    Wir bekamen beide kein Wasser. Das Ventil meines Schlauchs sog nur Luft an und heulte.
    »Allmächtiger Gott«, rief Virgil durch den Rauch. »Jemand hat eine ›große Spülung‹ abgezogen.« Er kam heraus und reihte sich bei den Leuten ein, die zur Feuertreppe liefen. »Bei Feueralarm funktionieren die Fahrstühle nicht, daher muß ich die Treppe nehmen. Ich muß das parallele Röhrensystem zum Funktionieren bringen.«
    »Das was?«
    »Parallele Rohrleitungen«, sagte Virgil und hechtete ins Treppenhaus. »Bleib dran! Such ein Faß! Die Architekten waren nicht ganz verblödet!« Und damit lief er die Treppe hinunter.
    Ich schloß meine Tür für den Fall von Plünderungen ab und machte mich auf die Suche nach einem Faß. Davon gab es in dieser Nacht natürlich mehr als genug, und ich schleppte eines mit Hilfe der Besitzer, die zu betrunken waren, um Angst zu empfinden, in die Halle und pumpte ganze Schwalle von Exportbier auf den lodernden Weihnachtsbaum.
    Casimir Radon war in Sharons Labor und spülte einen Destillierkolben aus. Das war lediglich der erste Schritt des Versuchsaufbaus für Projekt Spike, zu dem Extrahierung mit zwei verschiedenen Alkoholen und drei verschiedenen Mischungen konzentrierter Säuren gehörten, aber er hatte es nicht eilig. Für ihn hatte am Tag zuvor Weihnachten begonnen. Mit Virgils Hilfe konnte er die ganzen Ferien über dieses Labor betreten, und das bedeutete, jede Menge Zeit für die Arbeit an Projekt Spike, den Bau des Massenbeschleunigers und Herzschmerz beim Gedanken an Sarah.
    Er war verärgert, aber nicht wütend, als das Wasser versiegte. Ein Gluckern ertönte im Hahn, gefolgt von einem heftigen KLONG, während der Griff des Hahns aus Casimirs Fingern gerissen wurde. Der Wasserstrahl versiegte und ein geheimnisvolles blubberndes Sauggeräusch ertönte aus dem Abfluß, als würde ein ganzes städtisches Abwassersystem sein Leben aushauchen. Er horchte, wie die Symphonie der hydraulischen Geräuscheffekte anschwoll und sich auf die gesamten Dutzenden von Rohrleitungen übertrug, die die Decke des Labors überzogen; Klopfen und Gluckern und Zischen verschmolzen miteinander, als würden die

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