Big U
Schneesturm aufgewirbelt hatte. Jetzt sah das Zimmer wie Yakima nach dem Ausbruch des Mount Saint Helens aus. An einer großen Topfpflanze von Ephraim war der Ventilator zum Still-stand gekommen und hatte den Rest der Woche dort hirnlos vor sich hingewirbelt.
Er überprüfte eine Schallplatte. Zu seiner Erleichterung war die Asche nicht in die Rillen eingedrungen.
Aber in alles andere war sie eingedrungen, selbst die Regeln hatten einen braunen, pergamentartigen Farbton angenommen. Es tröstete Ephraim Klein nicht besonders, daß sein Ex-Zimmergenosse keine davon übertreten hatte.
Er riß das Lüftungsfenster auf, stellte den »Go Big Red«-Ventilator dorthin, fegte die Asche von seinem Stuhl setzte sich und dachte nach.
Klein zog es vor, ein kontrolliertes Leben zu führen. Es gefiel ihm nicht, vor dem Schlußakkord alle Register zu ziehen. Aber Fenrick hatte ihn gezwungen, Rache zu einem Großprojekt zu machen, und Klein wollte sich da keine Blöße geben. Er begann sein Zimmer aufzuräumen und seine Phantasie gegen John Wesley Fen-rick von der Kette zu lassen.
»Sarah?«
»Hm?«
»Habe ich dich geweckt?«
»Nein. Hallo.«
»Laß uns reden.«
»Klar.« Sarah drehte sich auf den Bauch und stützte sich auf die Ellbogen. »Ich hoffe, du hast es gemütlich, wenn du da unten schläfst.«
»Hör zu. Überall ist es gemütlicher als in meinem Zimmer, wenn darüber eine Party stattfindet.«
»Mich stört es nicht, wenn du dir das Bett mit mir teilen möchtest, Hyacinth. Meine Schwester und ich haben in einem geschlafen, bis ich elf und sie zwölf war.«
»Danke. Aber ich habe nicht beschlossen, hier unten zu schlafen, weil ich dich nicht mag, Sarah.«
»Das ist nett. Es ist wohl auch ein wenig eng für zwei.«
Es folgte ein längeres Schweigen. Hyacinth setzte sich auf ihrem Schlafsack auf, wobei ihre gekreuzten Beine das Nachthemd so spannten, daß es eine undeutliche weiße Raute in der Dunkelheit des Zimmers bildete. Dann stand sie lautlos auf und stieg zu Sarah ins Bett. Sarah wich an die Wand zurück, um ihr Platz zu machen, und nach jeder Menge Kichern, Herumwälzen, Zurechtziehen von Decken und vorsichtigem Anpassen von Gliedmaßen hatten sie es endlich geschafft, eine bequeme Haltung zu finden.
»Zu warm«, sagte Hyacinth und stand wieder auf. Sie machte das Fenster auf, worauf ein kalter Luftzug in den Raum wehte. Sie kam zurück und kuschelte sich neben Sarah.
»Gemütlich?« sagte Hyacinth.
»Ja. Mmm. Sehr.«
»Wirklich?« fragte Hyacinth skeptisch. »Mehr als vorher? Nicht nur körperlich. Es ist dir doch nicht peinlich, wenn du so dicht neben mir liegst?«
»Eigentlich nicht«, sagte Sarah verträumt. »Irgendwie ist es angenehm. Es ist einfach, du weißt schon, warm und angenehm, jemanden bei sich zu haben. Ich mag dich, du magst mich, warum sollte es peinlich sein?«
»Würde es etwas ändern, wenn ich dir sage, daß ich eine Lesbe bin?«
Sarah war hellwach, bewegte sich aber nicht. Mit einem Auge schaute sie über den weichen, weißen Horizont von Hyacinths Schulter, auf die sie den Kopf gebettet hatte, in die Dunkelheit.
»Und daß ich gehofft hatte, wir könnten andere hübsche Sachen miteinander anstellen? Das heißt, wenn du dich dazu inspiriert fühlst.« Sie streichelte Sarah sanft, fast unmerklich über das Haar. Sarahs Herz pochte rhythmisch.
»Ich wünschte, du würdest etwas sagen«, meinte Hyacinth. »Bist du nicht sicher, was du empfindest, oder nur starr vor Entsetzen?«
Sarah lachte leise und spürte, wie sie sich entspannte. »Ich bin ziemlich naiv, was solche Sachen angeht. Ich meine, ich denke nicht viel darüber nach. Ich dachte mir irgendwie, daß du es sein könntest. Ist es Lucy auch?«
»Ja. Heute schlafen wir aber nicht mehr so oft zusammen. Sarah, möchtest du, daß ich auf dem Boden schlafe?«
Sarah dachte darüber nach, aber nicht sehr ernsthaft.
Inzwischen war es angenehm kühl in dem Zimmer, und so etwas wie die Nähe ihrer Freundin hatte sie schon sehr, sehr lange nicht mehr gespürt. »Natürlich nicht. Es ist toll. Ich habe schon eine Weile nicht mehr mit jemandem geschlafen – einem Mann, meine ich. Mit Leuten zu schlafen ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Aber mit Männern ist es anders. Nicht ganz so … zärtlich.«
»Das steht fest.«
»Warum bleibst du nicht eine Weile?«
»Das wäre schön.«
»Macht es dir etwas aus, wenn wir nichts tun?« Darauf
lachten sie beide lauthals, was die Frage beantwortete.
»Aber wir tun doch
Weitere Kostenlose Bücher