Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
Vom Netzwerk:
etwas«, fügte Hyacinth später hinzu. »Deine Nase ist zwischen meinen Brüsten. Du streichelst meine Schulter. Ich fürchte, das alles zählt.«
    »Oh. Ach je. Macht mich das zu einer Lesbe?«
    »Oh, das weiß ich nicht. Aber ich würde sagen, es ist
     
    ein vielversprechender Anfang.« »Hm. Kommt mir gar nicht vor, als wäre ich eine Lesbe.« Hyacinth kniff Sarah fest. »Hör zu, Liebes, mach dir
    keine Gedanken. Es ist toll, so wie es ist. Ich wollte dich
    nur wissen lassen, daß die Möglichkeit besteht. Okay?« »Okay.« »Möchtest du jetzt schlafen?« »Ganz ruhig, wozu die Eile?«
    Letzte Nacht war die Nacht der blauen Türme. Vor einer Woche waren die Türme in uniformem Gelb erstrahlt, als zweiundvierzigtausend Studenten unter ihren Schreibtischlampen saßen und für die Abschlußprüfungen büffelten. In der nächsten Nacht war das Gelb hier und da Blau gewichen, als die wenigen Glücklichen, die ihre Prüfungen hinter sich hatten, die Fernseher einschalteten. Heute Nacht erstrahlten alle acht Türme in Blau, ganze Fassaden des Plex flackerten im Rhythmus der populärsten Sendungen. Unten auf dem Parkplatz fuhren den ganzen Tag die Bierlieferwagen, Fässer wurden zum Brew King im Einkaufszentrum gerollt, von wo sie mit Leiterwagen und Sackkarren und Radio Flyers in Zimmer und Säle des gesamten Plex verteilt wurden. Als die Nacht anbrach und die letzten Studenten kreischend von ihren Examen kamen, wurden Koffer voll Dope durch den Haupteingang geschmuggelt und hastig zur alsbaldigen Verbrennung aufgeteilt und in allen Türmen herumgereicht. Zur Essenszeit kam nur noch kaltes Wasser aus den Leitungen, da Tausende vor den Duschkabinen Schlange standen, doch die Mensa blieb verlassen, weil die meisten Studenten in Restaurants oder auf Partys aßen. Nach Einbruch der Dunkelheit durchzog ein Gewirr von Lasern die Nacht, wenn Studenten damit in die anderen Türme leuchteten, und als das Zeichen des Großen Rads erstrahlte, zündeten Banden von Terroristen, die das Big Wheel anbeteten, ein Bombardement von Feuerwerkskörpern, deren Echos zwischen den Türmen hin und her geworfen wurden wie Wasserbälle an Pools und Kontrapunkte zum Krieg der Stereoanlagen bildeten.
    Um 22:00 Uhr gingen die Partys erst so richtig los. Um 22:30 Uhr machte das Gerücht die Runde, daß eine spezielle Einsatztruppe der Polizei, die S. S. Krupp geschickt hatte, durch den Plex zog, um die Partys zu beenden. Um 23:06 Uhr wurde ein Faß aus A24N geworfen zerschellte auf der Mautstraße und brachte den Verkehr eine Stunde lang zum Erliegen, da es einen Auffahrunfall mit zwölf Wagen verursacht hatte. Um
    23:30 Uhr waren vierzig Studenten mit gebrochenen Nasen, Platzwunden an den Wangen und Alkoholvergiftungen in die Krankenstation eingeliefert worden, und es sah aus, als wäre die offizielle Schätzung von einem Todesfall durch Rauschmittel und einem durch einen Unfall ein wenig zu optimistisch. Die Vergewaltigung/Tätlichkeiten/Krisen-Hotline mußte alle fünfzehn Minuten einen Anruf abwickeln.
    Genau um 23:40 Uhr ging ein unbekannter, ungebetener und höchst tollpatschiger Student auf der großen Semesterendefeier von E31O hinter John Wesley Fenricks Stuhl vorbei, stolperte und schüttete Erdbeermalzmilch über Fenricks drahtiges blondes Haar.
    John Wesley Fenrick stand unter der Dusche und ließ sehr heißes Wasser auf sich prasseln, um die klebrige Malzmasse abzuwaschen, tanzte zu einer Melodie in seinem Kopf und spielte die Luftgitarre. Er fragte sich, ob das Malz das Werk von Ephraim Klein gewesen sein konnte. Das war jedoch unmöglich; sein neues Zimmer und die Nummer waren geheim, und man konnte den Leuten nicht in einem Aufzug nach Hause folgen. Klein hätte ihn nur durch einen dummen Zufall finden können, oder indem er jemanden von der Verwaltung mit Zugang zum Computer bestach – höchst unwahrscheinlich. Außerdem wäre ein Glas Malzmilch auf den Kopf selbst für einen stillen kleinen cembalospielenden Furz aus New Jersey wie Klein eine Vergeltung auf C-Jugend-Niveau gewesen, wenn man überlegte, welch brillante Meisterleistung Fenrick vollbracht hatte.
    Noch besser war die Tatsache, daß die Verwaltung es als urkomischen Unistreich behandelt hatte, als »konkreten Ausdruck einer Fehlfunktion in der Interaktion zwischen Mitbewohnern, der lediglich als nichtgewalttätiger emotionaler Ausdruck gedacht war.« Sie setzten ihm zwar zu, daß er die Rechnungen für Kleins Reinigung bezahlte, aber Fenricks Bruder war Anwalt,

Weitere Kostenlose Bücher