Big U
hoffnungslos; jedenfalls nahm sie zunächst keine Wendung zum Schlechteren. Die Bücher waren nach wie vor in einer vernünftigen Ordnung sortiert. Das änderte sich, als die Leute anfingen, Bücher als Geiseln zu nehmen.
Eine Studentin der Zeitungswissenschaften hatte ein paar Bücher, die sie immer wieder verwendete. Nach dem Verlust des Katalogs suchte sie sie aus dem Gedächtnis, trug sie in einen anderen Teil der Bibliothek und versteckte sie hinter vier Metern gebundener Ausgaben des Nepalesischen Journals för Bhutan-Studien. Eine Bibliotheksangestellte der Fotokopierabteilung nahm daraufhin zufällig einen Band der Utah-Review für theoretische Astrokosmologie zur Hand, die Rücken an Rücken mit dem NJBS stand, und entdeckte das Versteck. Sie brachte die Bücher an einen anderen Ort in der Bibliothek und legte sie hinter eine fünfzigbändige Faksimileausgabe der Geschäftsbücher der Brisbane/Surabaya Steam Packet Company, die 1893 veröffentlicht worden und an den Seitenkanten noch unbeschnitten war. Danach brachte sie am schwarzen Brett der Bibliothek einen Zettel an, auf dem stand, wenn der Benutzer der fraglichen Bücher wissen wollte, wo sie seien, solle er fünfzig Dollar an der bisherigen Stelle deponieren, worauf sie, die Angestellte, den neuen Aufenthaltsort dort hinterlassen würde. Mehrere tausend Menschen sahen diesen Zettel und der Monoplex Monitor berichtete über das Gaunerstück; die Idee war eindeutig so gut, daß sie im Handumdrehen zu einem blühenden Geschäft wurde. Manche Leute nahmen nur wenige Bände, andere Hunderte, aber in allen Fällen war das Prinzip im Grunde genommen dasselbe, so daß die schwarzen Bretter am Eingang der Bibliothek schon bald vergrößert werden mußten. Natürlich wäre diese Vorgehensweise schon vor dem Verlust des Katalogs möglich gewesen, aber der Vorfall schien sämtliche Skrupel hinsichtlich der Bibliothek beseitigt zu haben. Das zentrale Ordnungssystem war dahin; was spielte es da schon für eine Rolle?
Die freie Marktwirtschaft kurbelte das Geschäft noch weiter an, da Studenten sich plötzlich als Bücherdetektive anboten. Der nutzlose Katalogbereich bekam den Charakter eines Basars, jeder Tresen wurde von einem oder zwei Geschäften beansprucht, die ihre Dienstleistungen und Preise mit Schildern bewarben. Die übersinnlichen Bücherdetektive stahlen Bücher, versteckten sie und erwiesen sich dann – mit vorgeblich übersinnlichen Kräften – als überraschend tüchtig beim Aufspüren der Bände. Die Übersinnlichen machten ihren nichtspirituellen Kollegen ziemlich schnell das Leben schwer. Damit sie so geheimnisvoll wie möglich wirkten, griffen die Übersinnlichen auf eindrucksvolle Rituale zurück; als ich eines Tages allein im Obergeschoß arbeitete, sah ich zu meiner maßlosen Verblüffung Professor Emeritus Humphrey Batstone Forthcoming IV, der mit einer Binde vor den Augen von einer Hexe im Trikot mit einer Wünschelrute durch die Gänge geführt wurde.
Jeden Tag nahmen die Leute, die den Katalog gestohlen hatten, eine Karte und schickten sie an die Bibliothek. Die Bedingungen für ein Lösegeld, die mit einer verkrampften Handschrift auf die Rückseiten dieser Karten gekritzelt worden waren, lauteten wie folgt:
1) S. S. Krupp und die Kuratoren müßten entlassen werden; 2) die Megaversität müsse für alle geöffnet werden und dürfe weder Unterkunft-noch Verpflegungs-noch Studiengebühren verlangen; 3) der Plex müsse zu einer freien Zone ohne Gesetze oder Herrschaft werden; 4) die Megaversität müsse alle Anteile an Firmen abstoßen, die Geschäfte in Südafrika machten, an Firmen, die Geschäfte mit Firmen machten, die Geschäfte in Südafrika machten, und an Firmen, die Geschäfte mit Firmen machten, die Geschäfte mit Firmen machten, die Geschäfte mit Südafrika machten; 5) sie müsse die PLO und die Robbenbabys anerkennen.
S. S. Krupp merkte an, daß Karteikartenkataloge, eine Erfindung der Neuzeit, in der Bibliothek von Alexandria unbekannt gewesen wären und er es zwar ceteris paribus vorzöge, den Katalog zu haben, wir jetzt aber keinen mehr hätten, was zu dumm sei, wir uns aber behelfen müßten. Es herrschte Uneinigkeit und eine große Betroffenheit über diese Position, und die entrüsteten Kommentare im Monitor nahmen kein Ende, aber nach einer oder zwei Wochen entschieden die meisten Leute, daß Krupp zwar ein Arschloch wäre, es aber wenig Sinn hatte, ihm zu widersprechen.
»Willkommen und danke, daß Sie zur
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