BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)
erzählen konnte. »Bighead«, sagte sie. »Das ist so eine Art lokale Legende. Charity hat mir gestern Abend davon erzählt und auch so ein alter Kerl an der Bar. Es ist so eine Art Monsterkind, das durch die Wälder streift und Leute auffrisst.«
Alexander füllte sein Bierglas nach. »Aha? Und diese Legende soll wahr sein?«
»Na ja, natürlich kann sie nicht wahr sein. Aber sie gehört zur Kultur dieser Gegend. Alle Kulturen haben ihre Legenden.«
Der Priester rieb sich das Kinn, seine Augen verengten sich. »Nun, es ist bekannt, dass viele Legenden auf Tatsachen beruhen. Vampirismus und Porphyrie zum Beispiel; Lykanthropie und lupines hebephrenes Symptom; Schizophrene, die glauben, von Dämonen, Aliens oder was auch immer besessen zu sein. Was ich damit sagen will: Egal, wie weit hergeholt sie auch scheinen mögen, es gibt etliche ›Legenden‹, die mehr Wahrheit als Erfindung enthalten.«
Das war eine interessante These, aber Jerrica musste trotzdem lachen. »Ich glaube nicht, dass wir uns um ein Monsterkind aus den Hügeln Sorgen machen müssen, das uns auffressen will.«
»Ich hoffe, Sie haben recht«, sagte Alexander. »Ich würde bestimmt einen schlechten Geschmack bei ihm hinterlassen, so dreckig wie ich bin.«
Jerrica lachte wieder, mittlerweile etwas beschwipst. Na ja, genau genommen etwas mehr als das. Sie hatte nur ein paar Gläser Bier getrunken, aber jetzt merkte sie, wie heftig sie bereits bei ihr wirkten. Und das war auch kein Wunder. Sie hatte den ganzen Tag nichts gegessen, war in der Sonne gewesen, hatte in der Gluthitze der Abtei gearbeitet. Natürlich musste der Alkohol stärker als sonst wirken. Plötzlich verließ sie ihr gesundes Urteilsvermögen, falls sie überhaupt eins besaß. Ihre Unverfrorenheit drängelte sich vor, wie sie es oft tat. Ihr altes Selbst ließ sie nie im Stich; sie wusste immer, wenn sie kurz davor stand, etwas zu sagen, was sie hinterher bedauern würde.
»Pater«, sagte sie. Oh Mann, das Bier haute sie um, machte sie benommen. Sie bewegte ruckartig den Kopf. »Kann ich ... äh, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich Ihnen eine persönliche Frage stelle?«
»He, persönliche Fragen sind die besten«, sagte der Priester, und Jerrica musste ein neues Lachen unterdrücken; genau das Gleiche hatte sie gestern zu Charity gesagt, als sie sich über Goop unterhalten hatten.
»Ich meine, Sie müssen nicht antworten, ich meine, wenn es Sie in Verlegenheit bringt oder so, aber ...« Sie blinzelte heftig, um ihren Kopf klar zu bekommen. Was in aller Welt ist in dich gefahren, Jerrica?, schrie sie sich stumm an. Du kannst doch einen Priester so etwas nicht fragen!
Natürlich konnte sie es nicht. Aber sie fragte trotzdem.
»Wenn Sie kein Priester wären, würden Sie ... Sie wissen schon ... würden Sie mich attraktiv finden?«
Nachdem die Worte ihren Mund verlassen hatten, brach die Reue wie ein Erdrutsch über sie herein.
Doch Pater Alexander lächelte nur verschmitzt. »He, wenn ich kein Priester wäre, würde ich über Sie herfallen wie die sieben Plagen.«
Was für eine Antwort! Jerrica errötete, und das tat sie nicht oft.
Er lachte laut auf, als er ihren Gesichtsausdruck sah, und schenkte ihnen beiden Bier nach. »Aber ich will nicht, dass Sie glauben, ich mache mich über Sie lustig, deshalb werde ich es Ihnen erklären.« Verdammt. Jetzt wurde er wieder ernst. »Sie sind eine schöne Frau, Jerrica, und die Gnade Gottes erlaubt es mir, die Schönheit von Frauen – und von allen Menschen – zu sehen, wahrzunehmen und zu bewundern. Doch da hört es auch auf, um die Sache klarzustellen. Ich habe Gott heilige Schwüre geleistet und ich werde sie wegen niemandem brechen.«
»Oh, das meinte ich n...«
»Ich weiß, dass Sie das nicht meinten, ich sage es nur. Ich kann keine Frau mit Lust ansehen, ich kann sie nicht mit sexueller Begierde ansehen. Es ist mir nicht erlaubt, also tue ich es nicht. Ich bewundere Ihre Schönheit, weil Gott sie Ihnen geschenkt hat, und alles, was Gott schenkt, ist schön.«
Sie versuchte sich ihre Enttäuschung über seine Erklärung nicht anmerken zu lassen, und sie wusste natürlich, dass es albern war, überhaupt enttäuscht zu sein. Er war Priester, um Gottes willen! Was dachte sie sich nur?
Zum Glück brach er das Eis des Schweigens und sagte lachend: »Und übrigens, Sie hätten sehen sollen, was ich alles für Sachen gemacht habe, als ich ein Teenager war. Dagegen hätte Bill Clinton wie ein Fernsehprediger
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