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Bilder Aus Dem Berliner Leben

Titel: Bilder Aus Dem Berliner Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Rodenberg
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Mitglied der Akademie gewesen war, zu Rom und liegt dort auf dem protestantischen Kirchhof an der Pyramide des Cestius begraben.
    Einige von den großen Wechselgeschäften haben ihreStätte behauptet; vor allem das Schicklersche, von jenem Splittgerber abstammend, der bei Friedrich dem Großen in so hohen Gnaden stand, daß dieser ihm sein Porträt verehrte, dasselbe, welches in der historischen Abteilung der Jubiläums-Kunstausstellung zu sehen war: »Geschenk Sr. Majestät des Königs Friedrich II. von Preußen an den Kaufmann David Splittgerber in Berlin (Eigentum der Firma Gebrüder Schickler in Berlin)«. Wie doch solch ein lebendiges Werk der Vergangenheit alles ringsum lebendig macht und Heut und Einst in einen Zusammenhang bringt, als ob nichts dazwischenläge nicht die vielen Jahre und die vielen Gräber. Noch immer ist das Kontor in dem schönen Hause, von Gerlach im Jahre 1734 erbaut, Gertraudenstraße Nr. 16 hinter der Petrikirche, wo Nicolai es gesehen und beschrieben hat – so still und ruhig an der lärmenden Straße, daß man es für einen Palast und nicht für ein Bankhaus halten würde, wenn man nicht durch die hohen Fenster des Parterre die grünen Lampen und die Schreibtische sähe. Doch auch das kaum minder alte Geschäft von Anhalt und Wagener ist noch in demselben Hause, Brüderstraße Nr. 5, bis vor fünfundzwanzig Jahren berühmt durch die Gemäldesammlung, welche seitdem, dank der edlen Liberalität ihres letzten Besitzers, des Konsuls Wagener, den Grundstock unserer Nationalgalerie bildet.
    Mehr aber noch als gegenwärtig war zu Nicolais Zeit die Brüderstraße die Straße des Luxus, der Moden und der Fremden. Hier, an der Ecke nach der Stechbahn hin, Nr. 19, war das Haus der Devrient, das Geburtshaus Ludwig Devrients, damals ein Galanteriewarenladen, in welchem es so verschiedene Gegenstände gab, wie zum Beispiel eine Anzeige in der »Vossischen Zeitung« vom 3. Dezember 1768 besagt: »Bei Kaufmann Devrient, unter der Stechbahn, an der Ecke der Brüderstraße, sindfertige Pelzenveloppen, wie auch ökonomische Lampen um einen billigen Preis zu haben.« Hier aber auch waren die beiden ersten Gasthöfe des damaligen Berlins, der »König von England« und dicht daneben die »Stadt Paris«, in welcher Graf Mirabeau kurz vor dem Tode Friedrichs des Großen wohnte. Lessing schon hat sie gekannt und eines derselben vor Augen gehabt, als er die Handlung seiner »Minna von Barnhelm« in das Wirtshaus »Zum König von Spanien« verlegte. Ein junger Lübecker Weinhändler, der im Winter des Jahres 1776 eine Reise nach Berlin unternahm und in der »Stadt Paris« abstieg, hat in seinem Tagebuch darüber folgendes verzeichnet: »Das Hôtel, die Stadt Paris, das vornehmste und größte, was damals Berlin hatte, war ein palaisartiges Gebäude, nach dem Hofe mit zwei Flügeln und einem Quergebäude für Wagen und Pferde... Es war schon sechs Uhr am Abend, als wir anlangten, und keines dieser weiten, sechzehn Fuß hohen Zimmer fanden wir geheizt... Mit einem Male vernehme ich auf der Gasse vor unserem Logis eine Janitscharenmusik. Gleich darauf kommt ein Hautboist ins Zimmer und fordert dieser Musik wegen eine Belohnung: sie hätten es sich zur Pflicht gemacht, wenn vornehme Herrschaften in Berlin einträfen, daß sie diesen sogleich zum Vergnügen ein Ständchen brächten.« Jetzt freilich werden die Fremden in Berlin nicht mehr mit Musik empfangen, aber die »Kontributionen«, über welche der junge Lübecker sich beklagt, mögen darum nicht geringer geworden sein. »Sollte dieses also fortgehen, dachte ich, so wird deine Kasse bald geleert sein.« – Hier endlich, in der Brüderstraße, war der Maurersche Weinkeller Lessingschen Andenkens, und diesem gerade gegenüber stand das Haus Friedrich Nicolais.
    Nicolai hatte das großmächtige Ministerhotel zu einem bequemen Bürgerhaus umbauen lassen, und zwardurch Zelter – auch dieser in seiner Art ein Berliner Typus, kein Berliner Kind wie Nicolai, jedoch nicht weit davon aus Petzow bei Potsdam – ein Maurermeister seines Zeichens, der sein Handwerk mit unverdrossenem Fleiß ausübte, daneben aber mit einem so großen Talente für die Musik begabt, daß er schon damals ein beliebter Liederkomponist war und im Jahre 1800; nach seines Lehrers Fasch Tode, Direktor der Singakademie wurde. Wer hätte nicht seine Freude an dieser derben, breitschultrigen Gestalt, diesem märkischen Orpheus, dem Goethe mit dem brüderlichen »Du« sein ganzes Herz gab und

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