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Bilder aus der Anderwelt

Bilder aus der Anderwelt

Titel: Bilder aus der Anderwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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geschweige denn ihn in Betrieb nehmen, und so fiel die Metallschachtel vor ihm auf den Boden. Ich brauchte mich nur zu bücken, um ihm den Schlüssel wegzunehmen. Suzie nickte mir zu.
    „Du warst immer am besten darin, dreckig zu kämpfen."
    Sie trat Max mit ihrem Stahlkappenstiefel temperamentvoll in die Rippen, worauf er die Lust am Kämpfen verlor. Er grunzte einmal, und dann funkelte er uns kniend an, wozu er seine tränenden Augen mühsam öffnete. Er quetschte seine verwundete Hand so stark, dass die Blutung fast aufgehört hatte. Dennoch fand sich kein Zeichen von Schmerz, Wehrlosigkeit oder Niederlage in seinem dunklen Gesicht; nur unbeugsamer Hass, während er auf seine Chance wartete, wieder die Oberhand zu gewinnen. Suzie schob ihm die Mündung ihrer Schrotflinte ins Gesicht.
    „Mir wird genau dasselbe bezahlt, ob ich dich jetzt tot oder lebendig abliefere", zischte sie, ihre Stimme kalt und ruhig wie immer. „Im Großen und Ganzen ist mir tot lieber. Weniger Papierkram."
    „Ich trage niemanden hier raus, der so groß ist", sagte ich energisch. „Außer es ist absolut nötig. Wenn wir uns alle benehmen, können wir hier alle auf den eigenen Beinen hinausgehen."
    Doch Max hörte keinem von uns zu. Er starrte auf etwas hinter mir, und ehe er etwas sagen konnte, spürte ich, wie sich die Härchen in meinem Nacken aufrichteten.
    „Oh Hölle", sagte Max. „Gerade, als ich dachte, es kann nicht mehr schlimmer kommen."
    Suzie und ich drehten uns um, um nachzusehen, und hinter uns aufgereiht stand ein kleines Heer der besten Kopfgeldjägern der Nightside. Schwer bewaffnet und gepanzert standen sie unnatürlich still. Alle grinsten fies, und ihre Augen schienen mit einem goldenen Glanz, wie ein Meer von Kerzenflammen direkt aus der Hölle. Ihr breites Grinsen gab den Blick auf ihre Zähne frei, wie bei Jagdhunden, die ihre Beute gestellt hatten.
    Die Loas hatten uns gefunden.
    Max lachte plötzlich schnaubend und flach. „Beschützt mich, falls Ihr euer Kopfgeld wollt."
    Ich sah Suzie an. „Brauchen wir das Geld so dringend?" "Immer", entgegnete Suzie. „Es geht nicht ums Prinzip, es geht ums Geld. Niemand nimmt mir ein Kopfgeld weg."
    „Vielleicht können wir ihn auch in der Mitte aufteilen”, meinte ich.
    „Verführerische Idee, aber zu große Sauerei, und ich teile nicht."
    Ich seufzte. „Die Welt geht echt den Bach runter, wenn ich einmal die Stimme der Vernunft sein muss ..."
    Ich trat einen Schritt vor und stellte mich zwischen die Wirtskörper der Loas und ihre Beute, und sie fixierten mich mit ihren st arren, glühenden Augen.
    „Wir kennen dich, John Taylor." Man konnte kaum bestimmen, woher die Stimme kam, es konnte ein Einzelner aus der Schar sein oder alle gemeinsam. Es klang fast ... amüsiert. „Wir wissen vielleicht besser als du selbst, wer und was du bist. Maße dir nicht an, dich zwischen uns und das, was rechtmäßig unser ist, zu stellen."
    „Ich kenne euch, oh Herren der Loas", antwortete ich und bemühte mich dabei, angemessen höflich und respektvoll zu klingen. „Aber dies ist meine Welt und nicht die eure, und Max gehört mir. Er wird streng bestraft werden, das verspreche ich euch."
    „Nicht gut genug", sagte die Stimme, und das gesamte besessene Heer strömte nach vorn.
    Unerwartet bäumte sich Max auf und erwischte mich auf dem falschen Fuß. Er entriss mir den Wassermannschlüssel mit der gesunden Hand und drehte brutal an dem Gegenstand, während er Worte der Macht rief. Alle besessenen Kopfgeldjäger schrien auf, als die Loas aus ihnen herausgezwungen wurden. Dutzende Männer und Frauen stürzten zu Boden, zuckend und zitternd, und weinten heiße Tränen der Erleichterung. Ich hätte es besser wissen müssen.
    Überall um mich herum erwachten die alten Fahrgeschäfte und Maschinen langsam zu neuem Leben. Räder drehten sich, Apparate ratterten, als die hölzernen Karussellpferde uns langsam ihre Häupter zuwandten. Die Loas hatten neue Wirtskörper. Furchtbares Leben sickerte gemächlich durch den Vergnügungspark und brannte lodernd in kaltem Metall und bemaltem Holz, und aus den Mündern der übergroßen Clowns, der Altweibermühle und der Geisterbahn hallten die erzürnten Schreie der Loas, denen man so unerwartet getrotzt hatte.
    Max war vornübergebeugt und verzweifelt bemüht, den Wassermannschlüssel mit seiner gesunden Hand zu bedienen, als er versuchte, ein Tor zu öffnen, um zu entkommen. Suzie stieß ihm den Schaft ihrer Schrotflinte gegen den Kopf, doch

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