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Bilder aus der Anderwelt

Bilder aus der Anderwelt

Titel: Bilder aus der Anderwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Zeit gehabt hatte, rechtzeitig die hitzesuchenden Raketen abzumontieren. Suzie schoss eines nach dem anderen aus der Luft, als würde sie Tauben schießen. (Es gab keine Tauben in der Nightside, und Leute wie Suzie sind der Grund dafür. Manchmal ist es verteufelt schwer, eine Taube als Blutopfer finden, wenn man es eilig hat.) Der letzte Flieger schmetterte zwei Meter von uns entfernt in den Asphalt und gab den Geist auf. Suzie sah zu mir herüber und lud nach.
    „Was ist? Bekomme ich einen Preis?"
    „Kommt darauf an", antwortete ich. „Du erschießt auch Pferde, nicht wahr?"
    Suzie blickte in die Richtung, in die ich sah, und beeilte sich mit dem Nachladen. Die geschnitzten Pferdchen hatten sich vom Karussell losgerissen und kamen in unsere Richtung galoppiert. Sie waren groß, garstig und buntbemalt, zumindest an den Stellen, an denen die Farbe noch am morschen Holz hielt. Sie hatten gefletschte, rostige Zähne in den grinsenden Mäulern, und ihre Kiefer mahlten hungrig. Ihre Augen leuchteten golden wie die der Kopfgeldjäger, und sie stampften ihre Hufe tief in den Boden. Trotz der rostigen Gelenke bewegten sie sich ganz so wie lebende Kreaturen, angetrieben durch den Zorn der Loas.
    Die alten Geschichten besagten, die Pferde hätten ihre Reiter gefressen, und jetzt begann ich es zu glauben.
    „Nun, das nenne ich mal einen Vergnügungspark", sagte Suzie, und sie eröffnete das Feuer mit ihrer Schrotflinte.
    Der Lärm war ohrenbetäubend, als sie Patrone um Patrone abfeuerte, doch obwohl sie jedes Pferd traf, auf das sie zielte und große Trümmer Holz aus ihnen heraussprengte, kamen die Gäule weiter auf uns zu. Suzie leerte ihre Schrotflinte in weniger als einer Minute und fluchte wie ein Kutscher, als sie an den Patronengurten über ihrer Brust herumfingerte, um nachzuladen. Der erste hölzerne Kopf schoss nach vorn, und rostige Zähne schlossen sich um ihren schwarzen Lederärmel.
    Das bedeutete, dass es nun an mir und an einer letzten, verzweifelten Idee lag. Ich griff nach meiner Gabe, die ich dazu nutzte, die letzten Spuren der alten Magie zu finden, die früher den Vergnügungspark durchflutet hatte, als er noch eine Kirmes gewesen war. Letzte Reste dieser unschuldigen Magie waren noch vorhanden, unberührt von all den Gebeten und Exorzismen, dem Bösen und dem Schrecken, und ich fand diese Reste und brachte sie wieder mit den Holzpferden in Berührung.
    Stolpernd hielten die Pferde eines nach dem anderen an, als die alte Magie all die Klauseln wieder umsetzte, die im ursprünglichen Pakt festgelegt worden waren, und eines nach dem anderen wurden die Pferde zurück zum Karussell gezogen. Sie wehrten sich den ganzen Weg über, warfen die Köpfe in die Luft und stampften mit den Hufen, aber sie kehrten dorthin zurück, von wo sie gekommen waren. Als sie rückwärts auf die Plattform des Karussells traten, stießen die alten Stahlstangen herab, pfählten die hölzernen Leiber und hielten sie gnadenlos in Position.
    Ich wandte mich zu Suzie um. Sie hatte das Nachladen ihrer Schrotflinte beendet und stand nun mit einem Fuß auf Max' Kreuz, damit er nicht wieder entkam. Ich nickte, und sie nahm ihren Stiefel herunter. Ich kniete mich neben Max und half ihn umzudrehen. Er atmete schwer, und Schweiß rann in Strömen über sein Gesicht, doch immer noch starrte er mich wütend an. Ich zeigte ihm den Wassermannschlüssel in meiner Hand.
    „Du weißt, wie man das Ding bedient, oder?", fragte ich behutsam. „Benutze es, um die Loas aus dem Vergnügungspark zu verbannen. Wenn du ihn für irgendetwas anderes verwendest, macht Suzie mit deinem Kopf, was sie schon mit deinem Knie gemacht hat."
    Er blitzte mich schweigend an, doch streckte er die gesunde Hand aus, um den Schlüssel zu nehmen. Ich half ihm, sich aufzusetzen und gab ihm dann die Metallschachtel. Suzie trat nach vorn und presste die Mündung ihrer Schrotflinte an seinen Hinterkopf. Er war gezwungen, die Überreste seiner zerfetzten Hand zu benutzen, trotz des Blutes und der Schmerzen, aber er zwang den Schlüssel zu tun, was er von ihm verlangte, und ein großer Aufschrei erhob sich über dem Vergnügungspark, als die Loas verbannt wurden. Ich nahm den Schlüssel wieder an mich.
    „John ...", sagte Suzie. „War das Absicht?"
    Ich sah nach, worauf sie blickte. Die Kopfgeldjäger waren wieder auf den Beinen, grinsten ihr schreckliches Grinsen und beobachteten uns mit leuchtend goldenen Augen. Ich konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. Manchmal gingen

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