Bilder aus der Anderwelt
Dinge nicht einmal dann glatt, wenn man den Petrus selbst bestach. Ich schritt nach vorne, um den Kopfgeldjägern entgegenzutreten, den Wassermannschlüssel in der Hand, damit alle ihn sehen konnten. Sie standen völlig still und fixierten mich mit ihren glühenden Augen.
„Als Ihr aus den Pferden verbannt wurdet, hättet Ihr eigentlich den Hinweis mitkriegen und dorthin verschwinden sollen, woher Ihr gekommen seid", sagte ich vorwurfsvoll.
„Wir gehen nicht", entgegneten sie in ihrer gruseligen Unisonostimme.
„Wir können nicht gehen, bis wir Genugtuung erlangt haben, und wenn du dich zwischen uns und unsere verdiente Rache stellst, werden wir dir an deiner Kehle hängen und dich bis an dem Lebensende verfolgen."
Ich wog das Problem ab. Wahrscheinlich konnte ich Max dazu bringen, den Wassermannschlüssel zu verwenden, um die Loas nach Hause zu schicken; aber sie würden immer wiederkommen, bis sie erhielten, wonach sie verlangten. Max hatte ihren Stolz verletzt, ihren Status als Götter untergraben und sich als Bedrohung für ihre Religion erwiesen. Das konnte man kaum bestreiten. Es war eine verzwickte Pattsituation, und niemand hätte sagen können, in welche Richtung sie sich entwickelt hätte, wäre Walker nicht in diesem Moment erschienen. Wie gewöhnlich kam er lässig aus den Schatten geschlendert, als sei er zufällig auf ein Schwätzchen vorbeigekommen. Er kam näher und trat neben mich und Suzie nahm sofort ihren Platz an meiner anderen Seite e in. Walker lächelte den versammelten Reihen von Kopfgeldjägern ungezwungen zu.
„Gut, wie ich sehe, ist die ganze Bande versammelt. Doch ich fürchte, das war jetzt genug Spaß und Spiel für einen Abend. Max Maxwell steht unter meiner Obhut und daher unter meinem Schutz. Ich kann Ihnen mein Wort geben, dass er schwerstens bestraft wird. Es gibt da eine possierliche kleine Zelle in Schattenfall, die schon auf ihn wartet, und Sie wissen, was wir dort mit den Gefangenen machen."
„Nicht ausreichend." Einer der Kopfgeldjäger trat Walker gegenüber. „Rache muss, um wahrhaftig gekostet zu werden, persönlich sein. Sie muss ... persönlich vollführt werden."
„Nicht diesmal", sagte Walker. „Dies ist die Nightside, wir kümmern uns um unsere eigenen Probleme. Geht nach Hause."
Er benutzte die Stimme den Loas gegenüber. Man muss der Stimme gehorchen und kann sich nicht gegen sie wehren. Wie ein Skalpell zerschnitt sie die Luft, so laut und machtvoll, dass ich zusammenzuckte. Doch die Loas gaben nicht nach. Bis auch ich die Stimme erhob.
„Geht heim", sagte ich. „Ich werde langsam richtig sauer auf euch."
Vielleicht war es nur ein Bluff. Vielleicht auch nicht. Das werde ich Ihnen nicht sagen. Aber es war das Zünglein an der Waage. Sie hatten dem mächtigen Walker und dem berühmten John Taylor getrotzt, aber nicht beiden gleichzeitig. Die Kopfgeldjäger stürzten zu Boden, als die Loas aus ihnen fuhren, um endlich in ihre Welt zurückzukehren, und das war es dann ... für den Augenblick.
Ich sah Walker an. „Sie wissen, dass die Loas zurückkommen. Wir haben ihre Gefühle verletzt."
„Lassen Sie sie nur", antwortete Walker. „Sie hätten den Platz in der Straße der Götter annehmen sollen, als ich ihn ihnen angeboten habe. Wir haben keinen Platz für unabhängige Spieler mehr."
„Wie mich?", erkundigte ich mich.
„Genau."
Ich musterte ihn gedankenversunken. „Ihre Stimme war eindrucksvoll wie immer; doch wenn mich die Erinnerung nicht trügt, haben die Autoritäten sie Ihnen einst verliehen. Die äußerst tot sind. Wer verleiht Ihrer Stimme heute Macht?"
Walker lächelte. „Ich bin sicher, dass Sie das herausfinden werden, John. Eines Tages." Er blickte auf Max hinab. „Kommen Sie mit."
Zerfetztes Bein hin oder her, Max Maxwell erhob sich und folgte Walker aus dem Vergnügungspark, wobei er jedoch schwer humpelte. Die Kopfgeldjäger folgten ihnen und schwatzten verwirrt miteinander. Bis nur noch ich und Suzie übrig waren. Sie fixierte mich mit ihrem kalten, gefassten Ausdruck.
„Du hast mir das Leben gerettet. Schon wieder."
„Du meines auch", sagte ich leichthin. „Das tun wir einfach. Das ist Teil einer Beziehung."
„Ich weiß ... es ist nicht einfach für dich", antwortete sie. „Dass wir uns niemals ... nahe sein können. So nah wir uns auch sind. Du bist immer so geduldig mit mir."
Sie streckte den Arm aus und berührte mein Gesicht sanft mit ihren Fingerspitzen. Ich stand still und ließ sie gewähren. Ich spürte
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