Bilder aus der Anderwelt
Suzie, ihre Flinte sicher auf seine mächtige Brust gerichtet. Sein sahnefarbener Anzug sah im Mondlicht seltsam aus, gerade so, als ob die Sahne geronnen wäre.
„Ich hätte wissen müssen, dass sie euch zwei schicken werden", meinte er ganz offensichtlich unbeeindruckt von der drohenden Schrotflinte. „Aber ich denke, Ihr seid ein wenig zu spät. Ich bin nicht gekommen, um mich zu verstecken; dieser g anze Ort ist
wie ein Abfluss für Energien aus anderen Dimensionen, und der Wassermannschlüssel hat sie für Stunden aufgesaugt. Bald wird der Schlüssel stark genug sein, um ein Tor in die Welt der Loas zu öffnen; dann werde ich hindurchschreiten in diese Welt ... und die Macht im Schlüssel wird mich zu ihrem Herrn machen. Ein Gott unter Göttern, Herr der Loas."
„Miserable Idee", warf ich ein. „Sich mit Göttern auf ihrem eigenen Territorium anzulegen. Sie werden deine Seele fressen, einen Bissen nach dem anderen. Was hast du dir dabei gedacht, sie hierher zu rufen und zu demütigen?"
„Es ist falsch, dass wir ihnen immer zu Willen sein sollen", antwortete Max Maxwell, der Voodooapostat. „Mein Volk hat sie über Jahrhunderte angebetet, und doch ist das Größte, worauf wir hoffen dürfen, die Gnade, dass sie uns wie Reittiere besteigen. Dies ist die Nightside. Wir haben eine Straße der Götter, wir haben sie an ihren Platz verwiesen. Das werde ich den Loas beibringen."
Er streckte eine Hand in meine Richtung, und aus dem Nichts erschien der Wassermannschlüssel darauf. Die Metallschachtel sah in seiner riesigen Handfläche wie ein Spielzeug aus. Die Stahlteile bewegten sich langsam aneinander vorbei, glitten übereinander und aneinander vorüber. Ich versuchte wegzusehen, doch ich konnte nicht. Der Schlüssel wurde immer unangenehmer anzuschauen, als glitte er durch fremdartige, unergründliche Raumdimensionen, auf der Suche nach einem Tor zur Welt der Loas. Er brach auf, erblühte wie eine Blume aus Metall, und ein weitere r Riss öffnete sich in der Luft wie eine Wunde in der Realität.
Ein schrilles Geräusch erfüllte die Luft und hallte durch die stillen Schemen des Vergnügungsparks. Ein helles Licht blitzte aus der Öffnung in der Luft, so grell und blendend, dass ich den Blick abwenden musste, und genau in diesem Moment war der Zauber des Schlüssels gebrochen. Ich taumelte zurück und hob einen Arm, um meine tränenden Augen vor dem grellen Licht zu schützen. Der Riss in der Nacht weitete sich unaufhaltsam und sog Luft ein. Der Wind riss an mir und an Suzie. Ich packte sie an der Taille, einerseits, um etwas Halt zu finden, andererseits, um ihr einen festeren Stand zu ermöglichen. Sie stand wie ein Fels, wie immer. Suzie packte die Brüstung des nächsten Fahrgeschäfts, und ich klammerte mich an Suzie fest, als der Sog stärker wurde. Max stand ungerührt, beschützt durch den Wassermannschlüssel, der in seiner Hand zitterte und bebte. Die tosende Luft kreischte, als sie mit allem, was nicht niet- und nagelfest war, in den wachsenden Riss gerissen wurde. Allerlei Schrott flog sich überschlagend durch die Luft. Ich hielt Suzie so fest, dass es ihr wehgetan haben musste, doch war von ihr kein Laut zu hören, und der Griff ihrer vor Anstrengung weißen Knöchel an der Brüstung wurde um keinen Deut schwächer. Sie hob die freie Hand, zielte mit ihrer Flinte und schoss Max mit einer lässigen Bewegung den Wassermannschlüssel aus der Hand.
Er schrie vor Zorn und Schmerz, als seine Hand in einem Wirbel a us spritzendem Blut und weggefetzten Fingern explodierte. Der Schlüssel flog unbeschädigt durch die Luft, prallte auf den Boden und rollte in die Schatten. Der lange Riss in der Luft schloss sich jäh, und ebenso abrupt endete der heulende Wind und verebbte vollständig. Max fiel auf alle viere und krabbelte in die Schatten, dem Schlüssel hinterher, während er das Blut ignorierte, das von seiner verstümmelten Hand floss. Ich ließ Suzies Körpermitte los, und wir schritten entschlossen vorwärts. Suzie lud nach. Max richtete sich triumphierend auf, den Schlüssel in der heilen Hand. Er knurrte mich an, und ich schnellte nach vorn und warf ihm eine I landvoll schwarzen Pfeffers mitten ins Gesicht.
Ich reise nie ohne Gewürze.
Der Pfeffer füllte Max' Augen und Nase, und er stürzte rückwärts, wobei er so heftig nieste, dass sein ganzer Körper erbebte. Seine Augen waren fest geschlossen und quollen vor Tränen über. Er konnte nicht einmal den Wassermannschlüssel festhalten,
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