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Bilder aus der Anderwelt

Bilder aus der Anderwelt

Titel: Bilder aus der Anderwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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nicht mehr erinnern kann, erfinde ich einfach dazu. Also erzähl mir was vom Sammler. Wie habt ihr Euch getroffen?"
    „Er war ein Freund meines Vaters", sagte ich.
    Bettie runzelte die Stirn. „Aber es heißt ... er wäre dein Todfeind?"
    „Stimmt", meinte ich. „Aber so ist die Nightside nun mal."
    „Wo ist eigentlich sein Unterschlupf dieser Tage?", fragte Bettie en passant.
    Ich feixte. „Das wäre für dich der Riesenknüller, nicht wahr? Leider habe ich nicht die geringste Ahnung, wo er sich im Augen blick aufhält. Vor einiger Zeit lag erte er seine gesamte Sammlung i n einer geheimen Mondbasis tief unter dem Meer der Stille, aber er ist umgezogen ... seit einem kleinen Besuchs meinerseits."
    „Könntest du nicht deine Gabe einsetzen, um die Sammlung erneut zu finden?"
    „Der Sammler hat echt ernsthafte Verteidigungsmaßnahmen. Durch Kräfte und Mächte, mit denen ich mich nicht noch mal anlegen möchte."
    „Wie auch immer ... du hast seine Sammlung mit eigenen Augen gesehen! Wie cool ist das denn? Was hast du gesehen? Was hat er denn alles? Hast du fotografiert?"
    Ich lachte. „Das ist alles schwer vertraulich."
    „Aber er ist doch dein Todfeind!"
    „Nicht immer", entgegnete ich. „Es ist ... kompliziert."
    Bettie zuckte ungezwungen die Achseln und hängte ihren Arm b ei mir ein. Mein erster Reflex war zurückzuzucken, aber ich tat es ni c ht. Ihr Arm fühlte sich gottverdammt gut an. Ich sah sie nachdenklich an, doch sie hatte es für den Moment aufgegeben, mich weiter zu löchern und schaute sich stattdessen neugierig um.
    „Ich denke nicht, dass ich es je so tief in die Oberstadt hineingeschafft habe. Hierher kommt man ja auch nicht, außer man ist s chweinereich. Ich wette mit dir, hier gibt es Geschäfte, in denen ein Paar Schuhe mehr kostet als mein Jahresgehalt. Erinnere mich daran, ein Paar zu stehlen, ehe wir die Wolke machen. Wohin gehen wir eigentlich?"
    „Ich muss mit Walker reden", sagte ich.
    Bettie blieb wie angewurzelt stehen und zwang mich so, eben fall s anzuhalten. „Dem Boss? Schätzchen, du machst nie halbe Sachen, nicht wahr?"
    „Wenn irgendjemand weiß, wo der Sammler im Moment seinen Hut auf die Ablage hängt, ist das Walker", sagte ich. „Können wir bitte weitergehen?"
    Sie nickte steif und ging etwas langsamer als zuvor wieder los. „Aber, Donnerwetter, ich meine ... Walker", staunte Bettie und sah mich mit weit aufgerisse nen Augen an. „Unser ureigenster extrem höflicher und zivilisierter Herr und Meister? Der Mann, der Leute verschwinden lassen kann, nur weil er ihre Visage nicht mag? Der Walker? Es gibt eindeutig Grenzen, wie weit ich für diese Story zu gehen bereit bin, und der blöde Walker steht auf Platz eins der Kategorie ,Auf jeden Fall lassen`."
    „Du hast keine Probleme, solange du mit mir unterwegs bist." Ich versuchte hart, ruhig und bestimmt zu klingen. „Er wird mit mir sprechen. Einerseits, weil Walker ein anderer alter Freund meines Vaters war. Andererseits, weil er ein alter Freund des Sammlers ist. Vor allem aber, weil ich ihn mit meinem Charme blenden werde."
    „Kann ich draußen bleiben, während du mit ihm sprichst?", bat Bettie.
    Ich grinste und bemerkte in diesem Augenblick, dass sie nicht länger ihr geblümtes Kleid trug. Jetzt trug sie ein cremefarbenes, schulterfreies Teil, sehr schick, und einen rosa Pillenboxhut mit Schleier. Die Hörner auf ihrer Stirn lugten schüchtern unter dem Hutrand hervor und hoben den Schleier ganz leicht. Ich beschloss, das nicht zu kommentieren.
    „Ist das wirklich so eine tolle Idee, Liebling?", fragte Bettie schließlich. „Ich meine, Walker ... der Mann ist echt gruselig. Er hat mindestens neun Reporter des Unnatural Inquirers verschwinden lassen, die etwas auf der Spur waren, das seiner Meinung nach nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollte. Er wollte nicht, dass darüber gesprochen wird. Wir wissen, dass er es war, weil er uns jedes Mal eine handsignierte Beileidskarte geschickt hat."
    „Ja", meinte ich. „Das klingt nach Walker."
    „Ich will nicht verschwinden, John! Das wäre miserabel für meine Karriere. Versprich, dass du mich beschützt! Ich bin zu jung, zu talentiert und einfach zu hinreißend — um es jetzt einmal untertrieben zu sagen - , um zu verschwinden! Das wäre ein Verbrechen gegen das Pressewesen!"
    „Entspann' dich", beruhigte ich sie. „Dir wird nichts geschehen. Ich weiß, wie man mit Walker umgeht." I c h lüge Leute nicht gerne an, wenn es nicht sein muss, aber

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