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Bilder aus der Anderwelt

Bilder aus der Anderwelt

Titel: Bilder aus der Anderwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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können, sind harte Fakten. Wir beziehen unsere Macht aus Hoffnung und Anbetung. Eine wahrhaftige, aussagekräftige Jenseitsaufnahme könnte viele von uns in den Ruin stürzen. Auch sollte man bedenken, dass ein Großteil der Menschheit nicht für die Wahrheit bereit ist."
    Ich sah ihn nachdenklich an. „Bedeutet das, du weißt, was hinter der Großen Schwelle auf uns wartet?"
    Stack! wand sich unbehaglich, was bei seiner eher flüssigen Gestalt ein extrem verstörender Anblick war. „Nein, nicht genau. Ich bin aus einen höheren Dimension, aber nicht so hoch."
    „Man muss glauben", meinte der Elegante Tiefsinn. „Ein Nachweis über die wahre Natur von Himmel und Hölle würde allen das Leben verscheißen. Etwas zu ahnen ist etwas völlig anderes als etwas zu wissen."
    „Diese ganze Situation wirft mehr Fragen auf, als mir recht ist", sagte ich. „Welche Aufnahmen sind auf der DVD? Hat es schon immer Sendungen aus Himmel und Hölle gegeben, ohne dass wir uns dessen bewusst waren, und für wen waren diese Sendungen bestimmt?"
    „Vielleicht für die jeweils andere Seite?", fragte Bettie. „Einfach, um einander nicht aus den Augen zu verlieren?"
    „Falls ja, warum hat niemand schon früher diese Sendungen abgefangen?", wunderte ich mich. „Warum sollten sie ausgerechnet jetzt auf dem Fernseher eines x-beliebigen Typen laufen, egal, wie viel Arbeit er in das Gerät gesteckt hat - und falls hier irgendjemand auch nur daran denkt, etwas von ,mannigfach und unergründlich' zu sagen, werde ich echt sauer. Richtig ernsthaft und brutal sauer."
    „Wenn es eine regelmäßige Kommunikation gegeben hätte, wüssten wir es", sagte Dagon entschieden. „Es ist unsere Aufgabe, Geheimnisse und Wunder zu bieten, nicht verranzte Fakten."
    „Aber was, wenn das Ganze wahr ist", seufzte Stack! schwermütig. „War das Abfangen dieser Sendung ein Missgeschick oder w a r es Absicht? Wer oder was steckt dahinter und was könnten die betreffenden zu erreichen hoffen?"
    „Wahrscheinlich Geld", brummte der Elegante Tiefsinn, und a lle nickten weihevoll.
    „Eventuell sollten wir eigene DVDs rausbringen", meinte Stack!. .Man muss am Ball bleiben ... seien wir ehrlich, man kann nie g e nug Publicity haben."
    „Natürlich", antwortete der Elegante Tiefsinn. „Ich bringe dauernd CDs auf den Markt, seit ich hierhergekommen bin. Der Rock'n'Roll-Himmel lässt sich nicht aus Luft erbauen."
    „Ja! Ja!", piepste Bettie. „Der Unnatural Inquirer könnte jede Woche eine neue DVD rausbringen, mit der Sonntagsausgabe! Basteln Sie sich Ihre eigene Sammlung!"
    „Wir wollen aber nicht, dass die Gläubigen zu Hause vor der Glotze sitzen", antwortete Dagon entschieden. „Wir wollen sie hier haben, in unseren Kirchen!"
    „Wir verkaufen schon religiöse Statuen, Reliquien und geheiligte Artefakte", meinte Stack!. „DVDs sind die Zukunft. Im Augenblick zumindest. Kennt sich hier irgendjemand mit diesem Blu e-Ray-Kram aus?"
    „Neue Formate sind eine Erfindung des Teufels", meinte der Elegante Tiefsinn. „Der war im Verführungsgeschäft immer schon eine große Nummer. Aber die Leute würden sich einfach den Arsch abzahlen, um ihre Lehren direkt von Gott zu erhalten! Jeder Secondhandglaube ist besser als gar keiner!"
    „Die Tantiemen sind heute ohnedies schon bei weitem mehr als die Kollekte", sagte Stack!. „Ich will, dass ihr euch alle das folgende Wort bildlich vorstellt: Lizenzen ..."
    „Ach, komm schon!", rief Dagon. „Wo soll das denn hinführen? Zur Fastfoodkirche? Als nächstes schlägst du uns noch vor, Image b erater und Thinktanks an Bord zu holen!"
    „Warum auch nicht?", antwortete Stuck!. „Wir müssen mit der Zeit gehen. Glaube ist toll, aber Reichtum hält länger."
    „Häretiker", kreischte Dagon und zimmerte Stack! einen äußerst unpriesterlichen linken Haken ans Kinn.
    Ich nahm Bettie fest am Arm, und wir beeilten uns, das Weite zu suchen. Gläubige kamen jetzt aus allen Himmelsrichtungen gelaufen, um sich in das Getümmel zu stürzen. Wir hatten nicht die geringste Lust, in einen Religionskrieg in der Straße der Götter zu geraten. Vor allem nicht, wenn das Zerschmettern der Ungläubigen begann. Irgendwer fing dann immer an, mit Blitzen um sich zu werfen, und von da an ging es nur noch abwärts. Wir eilten zurück zur U-Bahnstation und unterhielten uns darüber, was wir über Versuche, die andere Seite zu kontaktieren, gehört hatten, um uns von dem ständig anschwellenden Lärm garstiger Gewalttätigkeiten hinter uns

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