Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bilder aus der Anderwelt

Bilder aus der Anderwelt

Titel: Bilder aus der Anderwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
man chmal muss man Leuten sagen, was sie hören wollen, damit sie taten, was man von ihnen wollte, und nun musste ich mit Wal ker sprechen. Er war der einzige, der vielleicht wusste, wo sich de r Sammler versteckte und der mit mir unter Umständen darü be r reden würde. Irgendwann, wenn einem von uns die Ausreden aus gingen, würde einer von uns den anderen töten. Das habe ich sc hon immer gewusst - und er auch.
    Wir mögen einander. Wir haben einander das Leben gerettet. Es i st schwierig. So ist die Nightside nun mal.
    „Benötigst du deine Gabe, um Walker zu finden?", erkundigte s ich Bettie und sah sich abgelenkt um, als erwartete sie, er würde urplötzlich in einer Tür oder Gasse auftauchen, nur weil man s einen Namen ausgesprochen hatte.
    „Nein", entgegnete ich. „Ich weiß, wo er wahrscheinlich ist. Da, wo er zu dieser Zeit immer ist. Er w ird seinen Tee in einem Club für Gentlemen einnehmen."
    „Walker ist Mitglied in einem Club?", fragte Bettie. „Herzchen! Da s klingt nach einer Exklusivstory! Welcher Club?"
    „Es gibt nur einen einzigen Club, der Walkers erhabener Position angemessen ist", erwiderte ich. „Den ältesten und exklusivsten Club in der Nightside. Der Londinium-Club."
    B ettie fixierte mich. „Aber ... der wurde doch zerstört. Im L ilithkrieg. Wir haben die Fotos gebracht! Dort starben die Auto ri t äten und wurden aufgefressen!"
    „Genau", entgegnete ich. „Aber er ist zurück. Es heißt, der Club habe sich selbst wieder aufgebaut. Das Gebäude, das in der Nightside alles überlebt hat, womit das Schicksal es in zweitausend Jahren bewerfen konnte, wird sich von so etwas Läppischem wie der eigenen Zerstörung doch nicht bremsen lassen."
    „Oh", schluckte Bettie. „Hast du was dagegen, wenn ich deinen Arm nehme?"
    „Nein", entgegnete ich. „Ich habe nichts dagegen."
    Das letzte Mal, als ich den Londinium-Club gesehen hatte, war der Lilithkrieg auf seinem Höhepunkt gewesen, und damals hatte eine ziemliche Sauerei geherrscht. Die großartige römische Fassade war mit Rissen überzogen und durchlöchert gewesen, voller Brandschäden und Rußschlieren. Die grandiosen Marmorstufen, die zu einer einzigen, massiven Tür führten, waren mit Blut und Kot beschmutzt, und der legendäre Pförtner des Clubs, der für zahllose Jahrhunderte die Ungeladenen und Unwillkommenen ferngehalten hatte, war in Stücke gerissen gewesen. Seinen Kopf hatte man aufs Gitter gespießt. Drinnen hatte es noch schlimmer ausgesehen.
    Doch jetzt schien alles wieder im Normalzustand zu sein, bis hin zur vollständig restaurierten römischen Fassade. Die ich, wenn ich mal ganz ehrlich bin, immer schon als viel zu protzig empfunden hatte. Es gab allerdings einen neuen Türhüter. Wie es aussah, konnte der Club nur sich selbst wiederherstellen, aber nicht diejenigen, die bei seiner Verteidigung gestorben waren. War mir eigentlich auch recht. Eine ganze Menge Clubmitglieder würden niemandem fehlen, egal wie viel Reichtum und Macht sie besessen hatten. Jeder, der wohlhabend und einflussreich genug war, um zum Londinium-Club zu gehören, hatte mit ziemlicher Sicherheit unaussprechliche Gräuel zu verantworten, und das schloss Walker definitiv mit ein.
    Der neue Pförtner war ein hochgewachsener, eleganter, schlanker Kerl in vollem Ornat aus der Regency-Ära. Bis hin zum herzförmigen Schönheitsfleck auf der Wange, der Angeber. Er trat geflissentlich vor, um mir den Weg zur Tür zu versperren, als ich begann, die Stufen hinaufzusteigen. Ich hielt direkt vor ihm an und löste mich von Betties Arm, um dem Pförtner meine ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Er sah hochnäsig auf mich herunter. Seine Augen waren kalt und distanziert, und sein schmales Lächeln war zu sorgfältig berechnend, um höflich zu sein, vollständig bar jeder Herzenswärme und Freundlichkeit. Ich bin sicher, dass Bettie neben mir ihm ihr strahlendstes Lächeln schenkte, doch der Türhüter und ich hatten nur Augen füreinander
    „Ich habe mir Namen und Gesicht jedes Mitgliedes des Lond i nium-Clubs perfekt eingeprägt, Sir”, schnöselte der Pförtner. bei ihm klang das Sir wie eine Beleidigung. „Ich denke, ich gehe re cht in der Annahme, wenn ich behaupte, dass Sie, Sir, und diese
    Person keine Vollmitglieder sind. Daher haben Sie hier nichts ve rloren."
    „Falsch", sagte ich. „Ich bin hier, um Walker zu treffen."
    „Er will nicht getroffen werden, Sir, und besonders nicht von Leuten wie Ihnen. Sie dürfen sich entfernen."
    „Das

Weitere Kostenlose Bücher