Bilder aus der Anderwelt

denke ich nicht", antwortete ich. „Von einem erbärmlichen Rotz wie dir niedergestarrt zu werden ist schlecht für meinen Ruf. Ich gebe dir eine letzte Chance - geh und sag Walker, dass ic h hier bin."
    D er Türhüter schniefte verächtlich, gestikulierte träge mit einer Hand, und eine schimmernde Wand aus Ener gie schoss zwisc hen uns beiden empor. Ich trat einen Schritt zurück, da ich die sc hreckliche Macht spürte, die sie durchströmte. Das war neu. Der alte Pförtner hatte sich einfach auf seine Unausstehlichkeit verlassen - von der er wirklich ein Übermaß besaß - , um das Gel ichter abzuschrecken, und auf einen rechten Haken, der eine Kuh flachlegen konnte. Offensichtlich hatte der Club beschlossen, i n stabilere Abwehrmechanismen zu investieren. Der Pförtner verhöhnte mich nicht, aber es fühlte sich so an, und das war mir zuwider.
    Ich trat abermals vor, so nahe an das Kraftfeld, dass ich es auf meiner Haut prickeln spürte, und sah dem Pförtner direkt in die Augen. Er begegnete meinem Blick mit einem anmaßenden Starren. Ich sah ihn weiter an, und er begann zu zittern, als er merkte, dass er seinen Blick nicht abwenden konnte. Schweißtropfen rannen über sein ganzes Gesicht, als ich seinen Blick mit meinem wie in einem Schraubstock festhielt, und er begann leise, winselnde laute auszustoßen.
    „Lass die Wand fallen", befahl ich. „Wir kommen rein."
    Die Barriere verschwand. Ich sah weg, und der Pförtner brach zusammen und kauerte sich auf die Stufen, als ob plötzlich alle Kraft seine Beine verlassen hätte. Er zuckte zurück, als ich Bettie an ihm vorbei die Treppe hinaufführte. Sie sah mich an und runzelte die Stirn, als wir vor die schwere Tür des Londinium-Clubs traten.
    „Was zur Hölle hast du denn mit dem gemacht?"
    „Ich habe ihn niedergestarrt", sagte ich.
    „Das war aber nicht besonders nett von dir. Er hat doch nur seinen Job getan. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich noch deinen Arm nehmen will."
    „Wie du meinst", sagte ich. „Ich habe nicht immer die Zeit für Verbindlichkeiten. Oder die Stimmung."
    „Du steckst voller Überraschungen, nicht wahr?"
    „Du hast nicht die geringste Ahnung", entgegnete ich.
    Die übergroße Tür schwang vor uns auf. Nun gut; ich hatte mir gedanklich schon etwas besonders Ekliges und Destruktives bereitgelegt, falls sie nicht aufgegangen wäre. Im Inneren war das Foyer, wie ich es in Erinnerung hatte: einschüchternd riesig, unerträglich spießig und erdrückend luxuriös. Mosaike, Malereien, Marmorsäulen und eine impertinente Atmosphäre von Exklusivität. Das letzte Mal, als ich dort gewesen war, hatten überall Blut und Leichen verstreut gelegen, aber davon war nichts mehr zu erahnen. Kriege kamen, Weltuntergänge gingen, aber der Londinium-Club war für die Ewigkeit.
    Es gibt Gerüchte, es existierten tief unter dem Club Höhlensysteme, in denen die ältesten Mitglieder immer noch versammelt sind, um etwas Uraltem und Schrecklichem zu huldigen. Einige tippen auf Baphomet, den König in Gelb oder die Schlange in der Sonne. Aber Gerüchte gibt es zuhauf in der Nightside.
    Einige Leute gingen an uns vorbei und sahen extrem wohlhabend und vom Glück begünstigt aus. Sie gaben sich Mühe, mich und Bettie zu ignorieren. Ich blickte zu einem Pagen in Livree hinüber, der zögernd zu mir trottete, um herauszufinden, was ich wollte.
    „Du warst schon mal hier”, stellte Bettie fest. Ihre Stimme war vor lauter Hochachtung für den Ort um sie herum nur noch ein Wis pern.
    „Ich war schon überall", sagte ich. „Wenn du es genau wissen wi llst , ich bin auch schon überall einmal hinausgeworfen wor de n."
    „Ich habe noch nie etwas wie diesen Ort gesehen ..."
    „Lass es dir nicht an die Nieren gehen. Wie opulent der Club a uch aussehen mag, du könntest hier nicht einmal ausspucken, oh ne sofort irgendeinen korrupten Drecksack zu treffen."
    Sie lachte und schlug eine Hand vor den Mund. Der Page blieb vor mir stehen und verneigte sich ehrerbietig. Da ich schon mal Im Club war, gehörte ich augenscheinlich auch hierher. Es war nicht an ihm zu fragen, weshalb, egal, wie sehr er es vermutlich gewollt hätte. Er hatte sich schon vor Schlimmerem verbeugt. Irgendwie schaffte er es, dies alles anzudeuten, ohne ein Sterb e nswörtchen zu sagen. Es war eine beachtliche Vorstellung. Am liebsten hätte ich geklatscht.
    „Walker", sagte ich.
    „im Hauptspeisesaal. Er beliebt, mit Gästen zu speisen. Soll ich Sie ankündigen?"
    „Was, und die ganze