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Bilder bluten nicht

Bilder bluten nicht

Titel: Bilder bluten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Feinde und leistet sich einen Privatdetektiv mit richtiger Kanone. Das gibt seinem Dasein etwas Reizvolles.“
    „Und unserem die richtige Würze.. „
    Darauf meldete sich Reboul-der-Einarmige, ein weiterer Bube in Nestors Dreierstich.
    „Setzen Sie sich gar nicht erst hin“, sagte ich, als er sich anschickte, einen Stuhl zu sich ranzuziehen. „Sie flitzen sofort zum Zentralkrankenhaus. Sie wissen, daß ich damit beauftragt bin, über die Tugend eines gewissen Lheureux zu wachen...“
    „Der mit dem Abonnement?“
    „Ja. Seine Tugend ist unbeschädigt, nun ja, mehr oder weniger. Ich glaube aber, daß man das von seinen Beinen nicht sagen kann. Er war das Opfer eines Unfalls und ist ins Zentralkrankenhaus gebracht worden. Sehen Sie zu, daß Sie ihn überwachen, das ist alles. Wenn er Besuch bekommt, passen Sie auf, welche Art von Besuch. Kurz gesagt, tun Sie ihr Bestes.“
    „In Ordnung“, sagte Reboul, ohne nach weiteren Erklärungen zu fragen.
    Er ging hinaus. Hélène sah mich an.
    „Komische Sache, hm?“ bemerkte sie.
    „Sieht so aus…“
    Die Klingel läutete im Wartezimmer, und die Verbindungstür öffnete sich.
    „Guten Tag, Kinder“, sagte der Mann, der eintrat.
    Es war Florimond Faroux, Kommissar bei der Kriminalpolizei. Ich sagte mit verschleimter Stimme:
    „Hm... Noch eine Leiche, Opa?“
    Er lachte.
    „Ich weiß nicht. Dafür müßte ich unter die Möbel schauen... Darf ich mich setzen?“
    „Nur zu. Was führt Sie her? Der Tote von heute nacht? Ich glaubte, Ihnen schon gesagt zu haben, daß ich ihn weder von vorne noch von hinten kenne.“
    Er setzte sich.
    „Und ich glaube Ihnen sogar.“
    „Einmal ist keinmal“, warf Hélène ein.
    „Sie“, sagte der Kommissar und drohte ihr mit dem Finger, „Sie werden noch angelaufen kommen, damit ich Sie am nächsten Neujahrstag küsse.“
    „Sie wird vor allem deshalb laufen, damit Sie sie nicht küssen“, sagte ich. „Also gut. Hören Sie jetzt auf, Süßholz zu raspeln. Das geht mir auf die Nerven. Ich habe nämlich den Eindruck, daß Sie damit etwas verheimlichen wollen.“
    „Sehr gut.“
    Er ließ seinen Blick im Büro umherschweifen.
    „...Viel Arbeit im Moment?“
    „Keine Berge.“
    „Sehr gut“, wiederholte er. „Ich sagte also, daß ich Ihnen glaube. Und das sogar so sehr, daß ich es auf meine Kappe nehme, Sie mit einer kleinen vertraulichen Arbeit zu beauftragen. Serviere ich Ihnen zum Frühstück... hm... Unsere Flics taugen nicht zu allem. Sie wissen schon. Sie fühlen sich in manchen Situationen nicht wohl. Kurz gesagt, manchmal sind sie froh, einen Privatdetektiv an der Hand zu haben...“
    „...für gewisse delikate Aufgaben?“
    „Ganz genau.“
    „Ihr Frühstück kommt mir hoch, Florimond... Was soli’s? Ihre Kollegen und Sie selbst beschäftigen doch Spitzel! Warum nicht einen Privaten benutzen, nicht wahr? Das ist modern.“
    Er entrüstete sich, mehr oder weniger verärgert:
    „Ich hätte nie gewagt, dem Kind solch einen Namen zu geben, Nestor Burma“, sagte er.
    „Der Name ändert nichts an der Sache“, sagte ich. „Sie sind zwar kein schlechter Kerl, aber Sie sind ein Flic... Was kann das einbringen?“
    „Flic sein?“
    „Die Arbeit, von der Sie reden.“
    „Geld gibt’s keins dafür, aber Sie werden schon Zusehen, daß dabei etwas für Sie abfällt. Da hab ich vollstes Vertrauen zu Ihnen... Hier, nehmen Sie ’mal, Burma.“
    Er holte zwei Glanzfotos aus der Tasche seines beigen Mantels und reichte sie mir. Ich sagte:
    „Ich habe immer geglaubt, daß Sie mit dem Verhökern von eindeutigen Postkarten enden würden. Sie sind auf dem besten Weg dahin. Was ist das denn für ein Sirenchen?“
    „Wie finden Sie sie?“
    „Meine Sonntage würde ich mit ihr wohl rumkriegen.“
    „Monsieur! Nur Ihre Sonntage?“
    Die Fotos zeigten eine sehr elegante junge Frau in einem Kleid mit einem Dekolleté bis zu den Knöcheln oder so gut wie. Das, was man sah, war nicht übel, und was man erraten konnte, mußte noch besser sein. Das Gesicht war ein zartes Oval mit feiner Nase, sinnlichen Lippen und schmachtenden Augen hinter langen Wimpern. Das Ohr mit der üblichen Muschel, so wie die Porträtfetischisten sie schon oft in der Literatur beschrieben haben, zu oft, als daß ich mich damit aufhalte; ins Ohrläppchen eine Perle gestochen, allerdings ohne Auster, bitte das zu glauben. Durch ich weiß nicht welches Phänomen betonten die nach hinten gekämmten Haare, anstatt aus ihr eine kratzbürstige Lehrerin zu

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