Bilder bluten nicht
entdecken...“
„Mein Lieber,“ sagte ich, „wenn ich etwas entdecke und ich in diesem Augenblick...“
Ich nahm eines der Fotos und klopfte leicht darauf.
„...wählen muß zwischen Ihrem Schnurrbart und diesem Busen...“
„Sie würden die Prämie wählen“, entschied er für mich. Ich hob die Augenbrauen.
„Oh! Man könnte meinen, der Spaß habe ein Ende, hm? Wie hoch ist die Prämie?“
„Drei Millionen.“
„Ein Angebot des Freundeskreises von Meisterwerken oder so ’was Ähnliches?“
„Ja.“
„Oho! Bluff-Gesellschaft und Bluff-Prämie, wie das Bild, das bei Larpent anstelle einer kugelsicheren Unterweste gefunden wurde.“
„Nicht ganz.“
„Jaja. Ist das Ganze nicht dafür inszeniert, um Stunk zu machen unter den Bilddieben, falls es mehrere sind, und einen von Ihnen zu verleiten, die Bande zu verraten? Und wenn einer auf den Leim geht - das ist das richtige Wort dafür -, dann kann er lange warten, bis daß er den Zaster sieht, nicht wahr?“
„Hm, hm,“, machte er, ohne eine klare Antwort zu geben. „Bluff? Ich habe Sie bereits korrigiert. Ich habe gesagt: Nicht ganz. Gegebenenfalls wird die Prämie Fleisch werden und zu dem anständigen Menschen kommen, falls es ein anständiger Mensch ist, der das Bild wiederfindet oder dazu beiträgt, daß es gefunden wird.“
„Ich hab also Aussichten?“
Er lächelte.
„Hm... Sagen wir fünfzig Prozent.“
„Drei Millionen, auch zu fünfzig Prozent, das ist interessant.“
„Wieviel ist denn das Bild dann wert?“ fragte Hélène.
„Mehrere hundert.“
„Donnerwetter! „
„Sie sagen es!“
„Da lohnt sich auf jeden Fall die Suche“, sagte ich. „Und Larpent? War er nun der Dieb oder nicht?“
„Wir wissen nichts“, seufzte der Kommissar. „Wir tappen im dunkeln... Es kommen mehrere Hypothesen in Betracht. Erstens...“
Er hob einen Finger, der vorne gelb vom Tabak war.
„...Er ist der Dieb. Er hatte das Original und die Fälschung bei sich, und man hat ihm das Geld und das Original geklaut. In diesem Fall wären seine Komplizen die Täter. Leider wissen wir im gegenwärtigen Stadium der Ermittlungen nicht, wo wir diese Komplizen finden können „Und wenn es sie gibt, sind sie wohl getürmt.“
„Jawohl. Auf der anderen Seite sind die wenigen Leute, mit denen er seit seiner Ankunft in Paris zusammen war, unbescholtene Bürger. Zweitens…“
Er richtete zwei Finger auf meine Hornpfeife, so als wollte er einen Stier zum Kampf reizen.
„...Er trug nur die Fälschung bei sich, die er mit irgendeiner dunklen Absicht hat herstellen lassen. Um sie dem Museum als Original wiederzugeben, zum Beispiel. Anscheinend hat man es mit solchen Tricks schon 1912 bei der Mona Lisa versucht. Oder um sie einem Sammler als echt anzudrehen. Kurz, er wurde mit der Kopie am Leib Opfer eines Ganoven, der nur an sein Geld wollte. Offen gesagt, wir glauben nicht recht an diese Möglichkeit. Die erste scheint uns wahrscheinlicher. Aber zu der zweiten gibt es eine Variante. Larpent könnte einer Bande angehört haben, die sich den Diebstahl des Raffael zunutze machen will, und aus irgendeinem Grund wurde in dem Kellergeschoß in der Rue Pierre-Lescot eine Rechnung beglichen..
„Aber warum dieses Kellergeschoß?“ fragte Hélène.
„Das unterirdische Paris hat nicht viel zu sagen“, sagte Faroux. „Vor allem bei den Hallen. Ich habe Ihnen erzählt, daß Daumas alias Larpent früher einen Betrug begangen hat; er hat einen Händler reingelegt. Er kannte die Leute offensichtlich. Und er muß sie wohl kürzlich wiedergesehen und mit seinen Komplizen da unten ein Treffen verabredet haben. Wahrscheinlich wollte er sie anschmieren, und der oder die anderen haben sich das nicht gefallen lassen.“
„Und die Mörder wären demnach abgehauen und hätten das Bild an Larpents Leiche zurückgelassen?“ fragte ich.
„Ja, weil wir es ja dort gefunden haben.“
„Warum?“
„Vielleicht weil das Ding, das sie mit dieser Kopie vorhatten, nicht mehr nach Wunsch lief und das Geld, das Larpent bei sich hatte, grade mal für die Spesen reichte. (Er hatte anscheinend immer hohe Summen bei sich.) Vielleicht auch aus anderen Gründen.“
„Weil sie gestört wurden? Oder weil es unvorsichtig war, länger zu bleiben?“
Faroux schüttelte den Kopf.
„Sie sind nicht gestört worden, und sie konnten so lange bleiben, wie sie wollten. Sie hätten bataille spielen können...und sie wissen, wie lange dieses Spiel dauert.“
„Sie haben nur eins
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