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Bilder bluten nicht

Bilder bluten nicht

Titel: Bilder bluten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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fuhr fort:
    „...Ich sagte also, daß ich dummerweise geglaubt habe, weil Sie Larpent kannten... Wenn Sie ihn nicht kannten, ändert das alles.“
    „Tun Sie so, als ob ich ihn gekannt hätte.“
    „Gut...“
    Seine Augen leuchteten auf.
    „...Ich habe geglaubt, Sie könnten mir über diese zwielichtige Person Einzelheiten mitteilen, Auskünfte, nach denen man in den Zeitungen vergebens sucht.“
    „Und mit welchem Ziel sammeln Sie diese Auskünfte?“
    „Mit dem Ziel, mich zu zerstreuen, ganz einfach. O ja, ich weiß! Ich bin mir meiner Torheit bewußt
    „Ich kann Ihnen diese Auskünfte nicht geben.“
    „Ich bin mir meiner Torheit bewußt“, wiederholte er. „Ich bin impulsiv, schrecklich impulsiv. Zuerst folge ich Ihnen; dann bitte ich Sie, das Berufsgeheimnis zu verletzen...“
    „Es geht nicht um ein Berufsgeheimnis. Ich kann Ihnen keinerlei Auskünfte über Larpent geben, weil ich keine habe. Und ich habe keine, weil ich ihn nicht kannte... Und ich glaube, wenn einer von uns beiden ihn kannte, dann sind Sie es.“
    Er zögerte, dann:
    „Na ja... ich kannte ihn... ein wenig. Ich gebe es zu.“
    „Haben Sie das der Polizei erzählt?“
    „Nein. Das hätte ihr nicht bei den Ermittlungen geholfen, oder? Und ich lege keinen Wert darauf,...“
    Er sprach seine Worte deutlich aus:
    „...daß öffentlich bekannt wird, daß ich mit einem Mann Umgang haben konnte, wenn auch nur zufälligerweise, aus gut nachbarschaftlicher Beziehung, den man mit gutem Grund als Gangster bezeichnen kann... Ich bin ein ehrenwerter Mensch, Monsieur. Furchtbar romantisch, aber ehrenwert. Ich heiße...“
    „Kokoricos.“
    „Birikos. Nicolas Birikos. Hier ist meine Karte. Wir werden vielleicht die Gelegenheit haben, uns wiederzusehen...“ Ein wenig aufgeregt kramte er in seiner Brieftasche, entnahm ihr dann eine Visitenkarte und reichte sie mir. Dann steckte er seine Brieftasche wieder ein und sagte unvermittelt:
    „...Ich habe ein Geschäft, das sehr gut läuft, in Athen, bin aber fast immer in Frankreich. Geschäfte können einen Skandal nicht vertragen, selbst wenn er mehrere tausend Kilometer weit weg aufgedeckt wird. Ich habe der Polizei nicht gesagt, daß ich Larpent kannte, und ich werde es ihr nicht sagen. Wenn Sie meinen, Sie müßten sie davon unterrichten, werde ich es leugnen. Und man wird mir nicht das Gegenteil beweisen können. Aber ich hoffe, Sie werden sie nicht unterrichten.“
    „Ich werde die Polizei nicht unterrichten“, sagte ich. „Ich weiß nicht, warum ich sie unterrichten sollte. Obwohl, wo Sie doch Abwechslungen lieben...“
    „Es gibt solche und solche Abwechslungen.“
    Ich drehte seine Visitenkarte zwischen meinen Fingern. „Weil Sie doch das Romantische lieben, werde ich Ihnen was Romantisches liefern...“
    Interessiert folgte er meinen Bewegungen. Ich nahm den Telefonhörer ab und rief beim Hotel Transocéan an:
    „Hallo! Monsieur Nicolas Birikos, bitte.“
    „Er ist nicht da, Monsieur.“
    „Aber er wohnt doch in Ihrem Hotel?“
    „Ja, Monsieur.“
    Ich stellte zwei oder drei geschickte Fragen, um mich zu vergewissern, daß der Birikos aus dem Hotel Transocéan derselbe war wie der, den ich vor mir hatte.
    „Entschuldigen Sie diese Kontrolle“, sagte ich, als ich auflegte.
    „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen“, erwiderte der Grieche.
    „Jedenfalls verstecken Sie sich nicht“, bemerkte ich.
    Er hob die Augenbrauen:
    „Warum sollte ich mich verstecken?“
    „Ich weiß es nicht.“
    Er spielte den Unverstandenen.
    „Ich bin ein Liebhaber des Romantischen. Ein dummer und harmloser Liebhaber des Romantischen. Ich habe mich danebenbenommen und entschuldige mich noch einmal, aber...“
    Er erhob sich.
    „Sie haben meinen Namen und meine Adresse. Wenn Sie jemals...“
    „Rechnen Sie nicht zu sehr damit“, sagte ich.
    Ich stand ebenfalls auf:
    „Übrigens, Sie sind nicht zufälligerweise Sammler?“
    „Sammler? Nein. Sehe ich wie einer aus?“
    „Ich weiß es nicht. Vielleicht sieht man sich wieder, Monsieur Birikos.“
    „Ich hoffe es“, sagte er.
    Ich begleitete ihn bis zur Verbindungstür, wo Hélène sich seiner annahm und ihn bis zur Treppe brachte. Ich ging wieder in mein Büro. Ein Stück Papier, wahrscheinlich aus der Brieftasche des merkwürdigen Fremden gefallen, war unter dem Sessel gelandet. Ich hob es auf. In diesem Augenblick läutete es an der Eingangstür. Ich steckte das Stück Papier hastig in die Tasche, drehte mich um und stieß beinahe mit

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