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Bilder bluten nicht

Bilder bluten nicht

Titel: Bilder bluten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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bin nur gekommen, um mich für mein merkwürdiges Verhalten heute morgen zu entschuldigen. Jawohl, schließlich sind Sie durch nichts verpflichtet, meine dumme Neugier zu befriedigen. Es ist besser, ich entschuldige mich und gehe. Es ist schon unhöflich von mir, Sie derart zu belästigen.“
    Ich hielt ihn zurück.
    „Gehen Sie nicht“, sagte ich. „Ich möchte wenigstens wissen, warum Sie mir gefolgt sind.“
    Er schaute um sich.
    „Wir stehen“, beklagte er sich. „Können wir uns nicht setzen, um uns in Ruhe zu unterhalten?“
    „Kommen Sie“, sagte ich.
    Ich ging vor ihm in mein Büro und bot ihm einen Platz an.
    Er setzte sich, bot mir eine türkische Zigarette an, genehmigte sich selbst eine und gab mit seinem Feuerzeug (massives Gold, wie mir schien) Feuer.
    Als all diese Förmlichkeiten erledigt waren, erklärte er: „Monsieur, Paris ist eine merkwürdige Stadt..
    Das klang wie eine Rede an den Präsidenten des Gemeinderates. Ich war nicht der Präsident des Gemeinderates, aber ich stimmte zu. Das schadete niemandem, am wenigsten Paris.
    „...Es geschehen hier...Dinge...“
    Er suchte das passende Wort.
    „Merkwürdige Dinge“, sagte ich.
    „Genau! Ich wollte mich nicht wiederholen. Heute morgen war ich in der Halle des Transocéan und langweilte mich, wie an fast allen Tagen... Und dabei hat sich gestern etwas ereignet, was Abwechslung in mein langweiliges Leben gebracht hat... Eine Abwechslung, die vielleicht nicht nach dem Geschmack der Hoteldirektion ist, aber was kümmert mich das?...Kurz und gut, wir haben erfahren, daß einer der Hotelgäste... jemand übrigens, den ich flüchtig vom Grüßen her kannte, wenn wir uns zufällig hier und da auf dem Flur oder im Fahrstuhl begegneten... daß Monsieur Larpent...“
    „...ermordet worden war?“
    „Ja. Sehr außergewöhnlich, nicht wahr?“
    Ich verzog das Gesicht:
    „Wissen Sie... für mich ist das ziemlich alltäglich.“
    „Für Sie vielleicht. Sie sind Detektiv. Ich nicht... Dann erfahren wir, daß dieser Monsieur Larpent...wie soll ich sagen...“
    „...ein gebrochenes Verhältnis zum Gesetz hatte?“
    „Ja. Ich fand das aufregend.“
    „Und dann?“
    „Äh...“
    Er schien den Faden zu verlieren.
    „...Langweile ich Sie, Monsieur?“
    „Ganz und gar nicht. Fahren Sie fort.“
    Er trommelte auf dem Rand seines Hutes. Seine Finger waren etwas feist, was nicht zu seinem schmalen Gesicht paßte.
    „Doch, doch“, sagte er. „Ich spüre es, daß ich Sie langweile. Nun ja... ich werde mich kurz fassen...“
    Und er fuhr langatmig fort:
    „...Ich interessierte mich für diesen Monsieur Larpent. Ich langweile mich, verstehen Sie? Ich langweile mich sehr. Und ich langweile die anderen. Kurz gesagt... Ich war in der Hotelhalle, als ich Sie fragen hörte - oh, vollkommen unfreiwillig -, ob Mademoiselle Levasseur zu Hause sei. Mademoiselle Levasseur war, wie ich weiß,...“
    Er lächelte. Ein Voyeur.
    „...die Geliebte von Larpent. Ich sagte mir: Sieh an, das hat was mit Larpent zu tun. Ihr Besuch. Das interessierte mich, und ich bin Ihnen gefolgt, Monsieur Burma. Ich weiß nicht warum. Wahrscheinlich aus Spaß. Und als ich sah, daß Sie Privatdetektiv sind, war ich außer mir vor Freude. Ich war überglücklich. Diese geheimnisvolle Geschichte mißfiel mir ganz und gar nicht, wenn Sie verstehen, was ich sagen will. Nur habe ich mir hinterher überlegt, daß mein Verhalten nicht korrekt war und daß es meine Pflicht als Mann von Welt ist, mich dafür zu entschuldigen, falls Sie mir auf die Schliche gekommen sind und wer weiß was gedacht haben. Bei Ihrem Beruf, nicht wahr?... Ich bitte Sie also aufrichtig um Entschuldigung, Monsieur Burma.“
    Er tat, als wollte er aufstehen.
    „Einen Moment“, sagte ich.
    „Ja?“
    „Sie sprachen von einer dummen Neugier, die ich befriedigen könnte.“
    „Ich wollte nicht zu viel von Ihnen verlangen.“
    „Tun Sie sich keinen Zwang an!“
    „Nun ja, dumm ist das richtige Wort. Ich habe dummerweise geglaubt, weil Sie Larpent kannten...“
    „Ich kannte Larpent nicht“, sagte ich.
    „Sie überraschen mich.“
    „Es ist aber so.“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Das glaube ich nicht. Ich kann es nicht beschwören, aber ich meine fast, daß Larpent einmal...“
    „Ja ? “
    „...Ihren Namen genannt hat. Er ist ziemlich einzigartig, Ihr Name, wenig alltäglich, und ich sage Ihnen, ohne mich dafür zu verbürgen... Aber natürlich, wenn Sie das Gegenteil behaupten...“
    Ich sagte nichts. Er

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