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Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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(»Hallo, Eugene«) lag auf der Hand, dass ihre Begeisterung angesichts seiner Existenz noch genauso groß war wie gestern. »Immer noch bereit, für deine Kunst zu leiden?«
    Und Eugene bildete es sich nicht ein, dass sie ihm bei dem Wort noch direkt in die Augen sah.
    »Was ist das denn alles?« Sie kam an Arthur vorbei und näherte sich dem Tisch.
    Arthur war viel zu vertieft in den Müll eines Toten, um darauf zu antworten, und da auch Oneida schwieg, sagte Eugene: »Das habe ich von meinem Dad. Wir werden es für das Projekt verwenden.«
    Mona griff nach dem übrig gebliebenen blauen Samt, den mitzubringen Eugene nicht hatte widerstehen können. Er hörte Oneida quieksen, als sie ihn wiedererkannte.
    Mona wickelte ihn sich um ihre Finger und rieb mit dem Daumen daran, während sie die Aufgabenstellung vorlas. »Die lauterste Form der Schmeichelei. Für den kreativen Teil der Aufgabe wird eure Gruppe ein Kunstwerk im Stil des euch zugewiesenen Künstlers erschaffen. Eure Aufgabe ist es nicht, ein berühmtes Werk zu kopieren. Ihr sollt etwas Neues erschaffen, dabei jedoch dem Stil dieses Künstlers treu bleiben. Für welches Fach ist das?«
    »Das von Dreyer«, murmelte Oneida. Sie vermied jeglichen Blickkontakt mit ihrer Mutter, wie Eugene auffiel.
    »Das ist aber komisch. Ich dachte, sie unterrichtet Geschichte. Das hier hört sich aber nach einem Kunstprojekt an.«
    »Sie unterrichtet Geschichte.« Eugene war darauf vorbereitet. »Es ist so ein interdisziplinäres Ding – Sie wissen schon, Geschichte und Kunst. Kunstgeschichte.« Er schluckte. Mona konnte einen völlig aus dem Konzept bringen, wie ihm schon gestern Abend aufgefallen war. Da war er allerdings zu erschrocken gewesen, um das weiter zu verfolgen. Sie war viel zu jung – viel zu scharf –, um die Mutter seiner Freundin zu sein. Wo Oneida schroff und rätselhaft war, war Mona nur Kurven und fröhliche Farben: hellblaue Bluse, Pferdeschwanz, verblichene Jeans. Neben ihrer Mutter wirkte Oneida blutleer und durchsichtig: ein Vampir, der dringend eine Transfusion benötigte und mit zornigem Blick eine Mutter ansah, die durchaus Blut erübrigen könnte.
    »Das reicht nicht … das reicht noch nicht ganz«, murmelte Arthur laut genug, dass es den dreien auffiel, obwohl sie eindeutig nicht das von ihm angesprochene Publikum waren. »Es gibt kein … wir brauchen ein Objekt .« Er hatte auf dem Fettpapier mehrere kleine Häufchen gemacht: eins aus quadratischen Spiegelchen von zweieinhalb Zentimetern Seitenlänge und blauen Glasfliesen. Vier gedrungene Flaschen ohne Korken. Mehrere Seiten, die offenbar einem astronomischen Lehrbuch entstammten: Monde und Planeten und Konstellationen mit grünen Halos, wo die grelle gelbe und blaue Tinte ineinander überging. Zwei andere Flaschen, mit schwarzen Gummistopfen, die eine mit winzigen schwarzen Steinen gefüllt, die andere mit einer Art weißem Sand.
    Eugene frohlockte. Verflixt noch mal, es schien zu funktionieren. Es würde tatsächlich funktionieren.
    »Cornell war jemand, der Leute anbetete.« Arthur trat einen Schritt vom Tisch zurück. »Er betete Filmstars an, wie etwa Lauren Bacall. Dann gab es da eine Ballerina, die er verehrte. Er liebte sie – aus der Ferne. Ich … ich bin gleich wieder zurück«, sagte Arthur in die Runde und fegte dann aus dem Esszimmer.
    Mona wandte sich an Eugene. »So ist er eben«, sagte sie. »Das ist nicht persönlich gemeint.«
    Eugene leckte über seine Lippen, die spröde und trocken waren. Er hatte Durst. Wenn Mona doch endlich aufhören würde, ihn anzusehen oder dazustehen und zu duften – mein Gott, wie köstlich, sie duftete nach Zuckerguss, wie ein Kuchen. Er hüstelte und konnte nur hoffen, dass man nicht hörte, wie falsch es klang.
    »Wie bist du denn zu diesem Veilchen gekommen?«, erkundigte sich Mona und kam dabei tatsächlich einen Schritt näher. Er zuckte zusammen, was sie hoffentlich nicht gemerkt hatte, weil das nun beileibe nicht vorgetäuscht war. »Von gestern?«
    Er schüttelte seinen Kopf.
    »Er ist in der Schule zusammengeschlagen worden«, warf unerwartet Oneida ein. »Meinetwegen.«
    Mona neigte ihren Kopf. Ihr Mund verzog sich leicht, aber ihre Augen blitzten, als wollte sie gleich loslachen. Eine Haarlocke, so glänzend wie ein Band, löste sich an ihrer Schläfe, und sie schob sie hinters Ohr zurück.
    »Anfangs wusste ich gar nicht, was ich davon halten sollte, aber ich habe beschlossen, es fantastisch zu finden.« Oneida redete noch

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