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Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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sie kam nach Oneida auf die stolze Summe von dreien, wobei ihre Verzweiflung nur bei einem groß genug war, um mit ihm zu schlafen – doch nur, um dann beim Aufwachen eines Morgens festzustellen, dass sie mit Eric Cole schlief, der schon in der siebten Klasse ein Trottel gewesen, und jetzt ein noch größerer Trottel war. Sie hatte ihr eigenes Geschäft aufgezogen. Das machte sie sehr stolz und sehr glücklich. Aber nichts brachte so viel Freude in ihr Leben wie ihre Tochter. Ihre neue beste Freundin. Und bei genauer Betrachtung liebte Mona Jones ihr Leben: Sie liebte es, zeitig am Morgen aufzuwachen, um eine riesige Kanne Kaffee zu kochen (Sherman konnte schließlich den Kindern nicht beibringen, wie man einen Nagel einschlug, wenn er nicht mindestens drei Tassen getrunken hatte), mit Oneida das Schweigen über ihrem Müsli zu teilen oder wenn dieses Schweigen allem Anschein nach gebrochen werden wollte, über das Taschenbuch zu sprechen, das ihre Tochter mit heruntergebracht hatte, um während des Frühstücks darin zu lesen; Oneida zur Schule zu bringen, um dann in die Hände zu klatschen und ihr Skizzenbuch zurate zu ziehen, bevor sie den Nachmittag ellbogentief in Puderzucker und Mehl eintauchte und die Zutaten zu dem zusammenrührte, was ein anderer für den perfekten Kuchen für den schönsten Tag seines Lebens hielt. Um dann die Zutaten zu ihrer eigenen Vorstellung einer perfekten Mahlzeit am Ende eines normalen Tags zusammenzumischen. Mit ihrer Tochter zu plaudern, ihre Tochter zu Bett zu bringen und mit einem Buch in ihrem eigenen einzuschlafen, die Finger zwischen zwei Seiten gepresst. Es war ein gutes Leben. Es war ein angenehmes Leben – sogar schön. Es war ihr Leben, und sie lebte es in der Gegenwart.
    Aber Mona Jones hätte es wissen müssen. So, wie sie Arthur Rooks Besessenheit hätte erkennen sollen, hätte sie wissen müssen, dass ihre Kindheit noch nicht fertig war mit ihr. In all den Filmen, die sie und Amy sich angesehen hatten, bei all diesen Geschöpfen, den Ausgeburten schrecklicher Experimente, und all den Helden, die von den geliebten Menschen heimgesucht wurden, denen sie nicht hatten helfen können, gab es eine Konstante: Die Vergangenheit war nie vorbei. Sie kam immer zurück und trat einen in den Hintern.
    Mona liebte die Montagmorgen. Mochte das geschäftige Treiben von Sherman und Anna und ihrer Tochter, die sich nach der Wochenendruhe den Schlaf aus den Augen rieben, Kaffee und Orangensaft schlürften und sich mit geballter Willenskraft für einen weiteren periodisch wiederkehrenden Wochentag wappneten. Bert, die ihr Frühstück in ihrem Belfried im Obergeschoss einnahm, käme erst zum Mittagessen herunter. Die Stunden am Montag zwischen acht Uhr und Mittag waren die ersten von schätzungsweise achtundvierzig, die Mona für sich hatte – um Zeitung zu lesen, ihre E-Mails anzuschauen, sich eine Tasse cremigen Kaffee zu genehmigen und dabei die Füße auf die Couchlehne zu legen und leise Stimmungsmusik zu hören. Pink Floyd vielleicht oder frühe Songs von Garbage. Nine Inch Nails, wenn sie Energie für einen harten Arbeitstag benötigte.
    Aber dieser Montag war ganz anders, und ganz gegen Monas Gepflogenheiten machte es ihr nichts aus. Sie war viel zu neugierig zu erfahren, was Arthur zu ihrer Türschwelle geführt hatte, und gern bereit, dafür ihre Freizeit zu opfern. Harryhausen im Haus zu haben, empfand sie hingegen als großes Opfer: Amys Kater galoppierte wie ein kleines dickes Pony die Treppen hinauf und hinunter, dann weiter in die Küche, einmal um den Tisch und wieder hinaus in die Diele. Mona kannte kein Geschöpf, das sich mit einem derart hohen Anteil an Körperfett so schnell bewegen konnte wie Harryhausen. Sie fragte sich, ob Amy und Arthur womöglich nur ein kleines Apartment hatten und der Kater hier zum ersten Mal seit Jahren Gelegenheit bekam, sich richtig auszutoben. Noch eine weitere Frage, die sie ihrem Patienten, wenn er denn wach genug war, stellen musste.
    Sie hob Arthurs Frühstückstablett an und marschierte vergnügt aus der Küche. Oneida stand in der Diele und bürstete sich ihr Haar zum Pferdeschwanz, während sie auf den Schulbus wartete. Mona musste wie immer lächeln, wenn sie ihre Tochter dabei beobachtete, wie sie die Follikelexplosion, die als ihr Haar durchging, zu zähmen versuchte, und hoffte, dabei nicht von ihr ertappt zu werden. Ihre Tochter war in letzter Zeit noch sonderbarer und stiller geworden und fände eine über sie lachende

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