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Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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bis es ein wenig geronnen ist«, sagte sie, weil sie es für besser hielt, ihm zu erklären, warum sie, länger als eine Sekunde über ihn gebeugt, ihre Hand dort verweilen ließ. »Ein Fotograf, der in Los Angeles lebt. Sind Sie ein seelenloser Paparazzo?«
    Sie spürte, wie sein Kopf über ihrem verneinend geschüttelt wurde. »Vorwiegend Schülerfotos und Porträts.«
    »Wenn Sie Porträts machen, können sie dann vorhersagen, ob die Leute berühmt werden? Gibt es so eine Art Phantombild wie einen leuchtenden Geisterfleck über ihren Köpfen?«
    »Nicht wirklich«, antwortete Arthur. Mona widerstand dem Drang, den Verband anzuheben, um die Gerinnung zu kontrollieren. Seine Brust hob und senkte sich beim Sprechen. »Doch in gewisser Weise konnte ich bei allen jedes Mal – jedes Mal, wenn ich durch mein Objektiv schaute, feststellen, wie sehr es ihnen darauf ankam, von mir gemocht zu werden. Vermutlich nicht nur von mir. Wie sehr sie sich wünschten, von der Welt geliebt zu werden. Es ist fast eine Art … Verzweiflung. Ihre Hoffnung. Und die leuchtet.«
    »Reden wir hier von Geistfotografie? Im Sinne von New Age?« Sie lächelte, um ihm zu vermitteln, dass sie ihn aufzog, bevor sie merkte, dass er sie nicht sehen konnte, da sie in seine Brust hineinlächelte.
    »Das kommt nur bei Schauspielern vor. Die Leute aus der Crew, von denen ich Fotos gemacht habe, sahen ganz wie normale Leute aus. Ein wenig verschroben, aber normal. Ich habe eine ganze Serie in dem Laden geschossen, wo Amy arbeitete, nicht als Auftragsarbeiten, sondern nur, Sie wissen schon …«
    »Im Namen der Kunst.«
    »Ja«, sagte er. »Ich bin Dorothea Lange in Hollywood. Fotojournalist dokumentiert die geknechteten, für Effekte zuständigen Technikfreaks, die in ihren Lucasvilles von der Hand in den Mund leben.«
    Mona lachte. »Dann sind Sie also ein Trottel. Amy zog Trottel an wie Katzenminze.«
    »Trottelminze?«
    Mona lächelte. »Kann man so sagen.«
    »Dann standen die Trottel also auf sie?« Mona hörte ein Zögern in Arthurs Stimme, das einen Moment zuvor noch nicht da gewesen war. Mona hatte bereits mitbekommen, dass Arthur nicht gern Dinge über Amy hörte, die im Widerspruch zu dem standen, was er bereits glaubte oder sich einbildete. Als ertrüge er es nicht, an die Dinge erinnert zu werden, die er nicht von ihr wusste, Dinge, die er nicht einmal vermuten konnte. Was noch ein weiterer Grund dafür war, vorsichtig mit dem Weitergeben ihrer Informationen zu sein. »Wer zum Beispiel?«
    Sie nahm den Mullverband ab und ersetzte ihn durch einen frischen. »Eigentlich keiner. Sie erwiderte deren Zuneigung nicht, so viel steht fest. Oh, tut mir leid. Ich wollte damit … das soll nichts besagen.« Sie strich zwei Streifen Klebeverband über dem Mull so rasch und sanft wie möglich glatt. »Alles wieder fest.« Mona setzte sich wieder auf die Couch. »Hören Sie nicht auf das, was ich sage. Im Ernst. Ich trete immer ins Fettnäpfchen.«
    Arthur zog sein Hemd wieder über die Schulter, knöpfte es aber nicht zu. Er griff nach dem riesigen Schuhkarton auf dem Couchtisch, der Quelle sämtlichen Mülls von Amy, und zog einen grünen Schlüsselanhänger aus Plastik heraus. Herzförmig. Gesprungen, ein weißer Plastikriss, der die Mitte wie eine alte Narbe bedeckte.
    »Können Sie mir hierzu eine Geschichte erzählen?« Er ließ ihn von seinem Finger baumeln.
    Mona biss sich in die Backe. Sie sah genau diesen Anhänger mit zwei Schlüsseln am Ring offen in ihrer Hand liegen, sie roch den Ozean und spürte, wie die Sonne zwischen den Schulterblättern auf ihre Haut brannte.
    Sie schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
    Mona hakte einen Finger in den Schuhkarton ein und zog ihn näher heran. Sie zog eine Spielkarte heraus: eine Herzass mit dem Wort JA in schwarzen Blockbuchstaben darauf.
    Arthur lächelte. »Diese Karte«, sagte er, »ist der Grund, warum wir geheiratet haben.«
    »Erzählen Sie«, forderte Mona ihn auf. Sie schlug ihre Beine unter.
    »Wir fuhren nach Vegas.« Er blinzelte heftig. »Übers Wochenende, einfach so. Wir sind beide ganz schreckliche Spieler – also nicht, dass wir abhängig wären, wir sind beide einfach nur grottenschlecht. Das ist peinlich. Statistisch gesehen bin ich ein schlechterer Spieler als die Wahrscheinlichkeit es erlaubt. Ein Affe würde besser Blackjack spielen als ich.« Arthur kratzte sich abwesend an der Brust. »Wir gehen schön essen, schlendern umher und schauen uns an, wie verrückt alles ist –

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