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Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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Ellbogen auf die Knie gestützt. »Warum sind Sie nicht verheiratet?«, fragte er.
    Das schmerzte und Mona konnte nicht einfach darüber hinweggehen. Ihre Stirn legte sich in Falten.
    »Tut mir leid«, sagte Arthur. »Es geht mich nichts an, ich dachte nur – dass Sie vielleicht dasselbe sind wie ich. Meine Entsprechung – Sie wissen schon.«
    »Wie, weil Amy mich verlassen hat?«
    »Eine Witwe.«
    Mona atmete tief durch. Sie wusste, dass er ihr nichts Böses wollte und es ihm peinlich war, sie verletzt zu haben, aber nicht begriff, wofür er sich entschuldigen sollte oder wie; und da sie sich sechzehn Jahre lang ähnliche Fragen gestellt hatte, hätte Mona ihm auch nicht helfen können. Sie hatte keine Worte für den Weg, den sie gewählt hatte, hatte niemals die genauen Worte dafür gefunden. Sie hatte beschlossen, jedem, der sie freiheraus und ohne falschen Vorwand und mit dem aufrichtigen Wunsch zu erfahren, wie sie ihr Leben empfand, eine Grapefruit in die Hand zu drücken und ihn aufzufordern, die Schneidezähne in das weiche Fleisch sinken zu lassen. Der Kälteschmerz an den Zähnen und der bittere Geschmack auf der Zunge würden einen erschaudern lassen, aber sie würde darauf drängen, dass man am Fruchtfleisch saugte und so lange saugte, bis der Saft süß und erfrischend schmeckte und man sich nichts sehnlicher wünschte, als auch die zweite Hälfte davon zu essen, wohl wissend, wie sehr der erste Biss schmerzte.
    »Wir passen zueinander«, teilte sie ihm mit, weil es leichter und doch nicht ganz gelogen war.
    »Ich bin ein Trampel, was das gesellige Leben angeht. War ich schon immer.« Arthur rieb sich die Augen. »Und ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal eine neue Freundschaft geschlossen habe.« Es war eine linkische Entschuldigung, aber Mona nahm sie mit einem Lächeln an, das er ihr hoffentlich glaubte. Sie hatte selbst nämlich ein Problem damit, ihr Lächeln ernst zu nehmen.
    »Ich auch nicht«, sagte sie.
    »Dann backen Sie also!«
    Mona lachte. »Ja, ich backe. Ich mache Skulpturen aus Zucker. Ich spiele mit Fondant.«
    »Also wenn Sie so backen, wie Sie kochen …«
    »Na so was«, sagte Mona und legte dabei ihre Hand hinters Ohr. »Was höre ich da? Sie kämen gern mit runter, um mir bei diesem verrückten Kuchen zu helfen, den ich für Samstag zusammenbauen muss? Sie haben geschickte Hände«, sagte sie. »Und sie haben einen guten Blick fürs Detail. Wenn Sie wollen, könnten Sie mir eine große Hilfe sein.«
    Arthur dachte einen Moment lang nach. »Klar doch«, sagte er.
    Sie lächelten einander ein wenig länger an, als sie das hätten tun dürfen. Arthur blinzelte als Erster.
    »Wusste Amy, dass Sie Kuchen backen?«, fragte er.
    Mona überlegte. »Das weiß ich nicht«, sagte sie. »Sie wusste, dass ich backen kann, dass ich gerne backe. Sie war dabei, als ich es gelernt habe.«
    »Wo haben Sie das gelernt?«
    »Jersey«, antwortete sie.
    Und im Handumdrehen war das Tor geöffnet. Ganz ohne Absicht hatte er es geöffnet, genau, wie sie das erwartet hatte. Arthur hatte den Einstieg in die Geschichten und Geheimnisse entdeckt, die sie nicht erzählen wollte. Aber wen wollte sie noch schützen? Amys Andenken? Arthurs Herz?
    Arthur sah sie erwartungsvoll an.
    »Von diesem Sommer habe ich Ihnen noch nicht erzählt«, sagte Mona. »Amy und ich … wir waren sechzehn. Wir sind abgehauen.«
    »Ist das …« Arthur setzte sich kerzengerade auf. Seine Augen wurden zu Schlitzen. »Ist das Ihr Ernst? Sie sind von zu Hause weggelaufen? Mann, das ist ja ’n Ding. Warum haben Sie das nicht … warum haben Sie mir das verschwiegen? Warum?« In seiner Stimme lag Panik, womit Mona nicht gerechnet hatte, Panik und Besorgnis.
    »Ich würde lieber sagen … ich habe es mir aufgespart«, sagte Mona.
    Endlich hatte ihr Herz begriffen, was los war, und es pochte schmerzhaft. Die wirkliche Welt würde nun doch in diese perfekte Fantasiewelt Einzug halten und sie trüge die Verantwortung dafür. Das hätte sie wissen und vorhersehen müssen. Die Zeit, wo man sich treiben lassen und Erinnerungen nachhängen konnte, war schlagartig vorbei. »Es ist der beste Teil von ihr, der mir geblieben ist.« Die Worte klebten in ihrer Kehle, quollen dick heraus. Sie suchte nach einem festen Stand.
    »Warten Sie, Mona.« Arthur war wacher, als sie ihn je erlebt hatte, streckte seine Arme über die Couch aus und ergriff ihre Hände. Sie schämte sich, dass sie in einem ersten Impuls zurückwich, sich

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