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Bildnis eines Mädchens

Titel: Bildnis eines Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dörthe Binkert
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und Einfluss, viele sind seit Jahrhunderten in der Stadt ansässig.
     Ich kenne das Wappen auch.«
    Achille Robustelli ertappte sich bei zwei widersprüchlichen Gedanken. Bei dem einen gab er der schönen Nika Damaskinos einen
     stürmischen Kuss. Bei dem anderen umarmte er Andrina, der man für ihren kleinen Diebstahl geradezu dankbar sein musste. »Meine
     Herren«, sagte er, »ich danke Ihnen und möchte Sie auch nicht weiter belästigen. Trotzdem erlaube ich mir noch eine Frage.
     Kann einer von Ihnen vielleicht Griechisch?«
    Primoli nickte.
    Und nun tat Achille, dessen Mutter auf gutem Fuße mit dem Herrn stand und häufig ein Stoßgebet zum Himmel schickte, es ihr
     im Stillen gleich. Nur dass er sich dabei nicht wie sie in Windeseile bekreuzigte. Aber er musste seinen Dank und seine Erleichterung
     irgendwo loswerden.
    ***
    James hatte Edward überredet, ihn zum venezianischen Ball nach Maloja zu begleiten, obwohl sein Freund erst wenige Stunden
     zuvor wieder aus Zürich eingetroffen war. Die lange Reise zurück nach St. Moritz hatte Edward zwar etwas Abstand zum Geschehen
     verschafft, aber er war noch immer erregt und hatte Mathilde an diesem Abend nicht gern allein lassen wollen. Doch hatte er
     schließlich zugestimmt, weil James am nächsten Tag abreisen wollte. Die Koffer standen schon gepackt in der Pension Veraguth,
     und dies war der letzteAbend, den die beiden im Engadin zusammen verbringen würden.
     
    Es war nicht zu umgehen gewesen. Dr.   Bernhard hatte Mathilde bestätigt, dass Emma Schobinger ihn um die Adresse anderer Lungenheilanstalten gebeten hatte, und
     es war Mathilde klar, dass ihre Mutter raschmöglichst handeln würde. Edward hatte versucht, Mathilde zu beruhigen, Mathilde
     hatte ihm den Vorwurf gemacht, nicht um sie kämpfen zu wollen. Sie hatten den ersten Streit gehabt, seit sie sich kannten.
    »Regst du dich nicht ein bisschen zu sehr auf?«, fragte Edward.
    »Du nimmst mich nicht ernst«, erwiderte Mathilde.
    »Wieso denn nicht?«, gab Edward zurück. »Aber Panik ist meiner Meinung nach im Moment überflüssig. Wir wissen ja noch gar
     nicht, wie dein Vater reagiert.«
    »Es wird alles viel leichter, wenn ich erst einmal hier weg bin, meinst du? Wenn sie mich irgendwo andershin verlegt haben?
     Adrian versichern, dass ich ihn heiraten werde?«
    »Ich will nur, dass wir in Ruhe überlegen«, versetzte er.
    Das brachte sie noch mehr auf, und sie antwortete heftig: »Du willst eben nicht um mich kämpfen. So wie du damals auch um
     deine Emily nicht gekämpft, sondern lieber den Verlassenen gespielt hast.« Sie biss sich auf die Zunge, um ihm in ihrer Enttäuschung
     nicht entgegenzuschleudern, dass sie ihn für einen Feigling hielt.
    Edward schwieg. Der Pfeil hatte getroffen.
    »Sprechen wir weiter, wenn du dich wieder gefasst hast.« Es kostete ihn viel, nicht zu sagen, dass sie nicht die Kaiserin
     von China war, die ihre Kämpfer beliebig in die Schlacht schicken konnte.
    »Nein!«, rief sie. »Jetzt bleibst du da und erklärst mir, ob du dich für uns einsetzen willst, ehe meine Eltern noch mehrFakten schaffen. Oder ob du dich wieder geschlagen geben willst wie bei Emily!«
    Er sagte nichts darauf. Nahm seinen Hut und ging.
    Aber sie hatte recht. Er hatte nicht um Emily gekämpft. Er hatte nicht einmal versucht, ihre Gründe für die Auflösung der
     Verlobung zu erfahren. Er hatte auch seinen Nebenbuhler nicht zur Rede gestellt und war schon gar nicht gegen ihn angetreten,
     weil er diese Art von Hahnenkämpfen lächerlich und unerträglich fand.
    Und doch hatte er dieses Mal, ohne noch einmal mit Mathilde zu sprechen und den Streit beizulegen, die Postkutsche bestiegen
     und war nach Zürich gefahren. Die Telefonistin beim Post- und Telegrafenamt gab ihm die Auskunft, dass bei ihr nur ein Franz
     Schobinger eingetragen sei. Er verlangte die Büronummer, meldete sich bei Mathildes Vater und bat um ein Treffen in der Stadt.
     Franz Schobinger bestellte den fremden jungen Mann ohne Begeisterung, da er weiteren Ärger auf sich zukommen sah, in die Konditorei
     Sprüngli am Paradeplatz.
    Was Edward zu sagen hatte, war schnell gesagt. Er legte seine Herkunft und Vermögensverhältnisse offen und bat um Mathildes
     Hand.
    Franz Schobinger war von der Entwicklung der Dinge nicht begeistert. »Wie Sie wissen, habe ich bereits einen Schwiegersohn«,
     sagte er sachlich. »Und das genügt eigentlich. Vor allem meine Frau findet die geplante Ehe sehr vorteilhaft.«
    Dieser Satz

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