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Bildnis eines Mädchens

Titel: Bildnis eines Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dörthe Binkert
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senkte eine gewisse Hoffnung in Edwards Herz, denn das klang nicht nach der größten Übereinstimmung. Der Anstand
     verbot ihm jedoch eine Nachfrage.
    Franz Schobinger war der neue Anwärter nicht unsympathisch. Im Gegenteil. Noch ein bisschen kantenlos, aber das war Adrian
     auch. Und was Edward über seine Familie gesagt hatte, sprach so wenig gegen eine Verbindung wie AdriansHintergrund. Mein Gott, dachte Franz Schobinger, diese ewigen Liebesquerelen. Und wofür das alles? Hatte er das wirklich auch
     alles durchgemacht in seiner Jugend? Nicht dass er sich erinnert hätte. Allerdings hatte er sich vor wenigen Jahren ernstlich
     verliebt, doch das war eine andere Geschichte. Er strich mit einer vorsichtig drehenden Bewegung die Asche seiner Zigarre
     ab und sagte: »Sie werden keine Antwort von mir erwarten, lieber Mr.   Holbroke. So war doch der Name? Nicht zuletzt erweist sich über alle sonstigen Verwicklungen hinaus der Gedanke als erschwerend,
     dass unsere Tochter damit wohl auch aus unserem näheren Gesichtskreis verschwinden würde. Ich weiß nicht, wie glücklich Eltern
     im Allgemeinen über die Vorstellung sind, dass ihre Töchter im Ausland leben.«
    So war Edward zurückgereist – ohne eine Antwort, wie zu erwarten gewesen war, aber auch ohne endgültige Zurückweisung. Und
     mit diesem Stand der Dinge war er zu Mathilde geeilt, auch wenn er ihr noch nicht ganz verzieh, was sie gesagt hatte, und
     begriffen hatte, dass sie durchaus verletzend sein konnte.
    »Ich bleibe nicht lange«, sagte er zur Begrüßung. »Ich werde James zum venezianischen Ball nach Maloja begleiten und muss
     mich noch umziehen   …« Aber gefreut hatte es ihn doch, dass sie erleichtert gelächelt hatte, als er das Zimmer betrat.
     
    Im Entrée des Hotels trafen Edward und James mit dem Grafen Primoli und Fabrizio Bonin zusammen.
    Als sie mit einem Glas Champagner auf die vergangene Saison anstießen, meinte James plötzlich: »Wollen wir uns im nächsten
     Jahr nicht wieder für ein paar Tage hier treffen?« Er hatte ganz vergessen, dass ihm die Berge Beklemmungen verursachten und
     ihn, wie er immer betonte, schrecklich langweilten. Im Gegenteil, die Idee gefiel ihm immer besser.»Wir sollten Segantini dazu einladen und Betsy. Und du«, er sah Edward an, »bringst natürlich Mathilde mit. Was sagt ihr dazu?«
    Fabrizio Bonin stimmte sofort zu. »Signore Robustelli, der uns mit Segantini zusammengebracht hat, müsste auch dabei sein.«
    Auch Edward nickte. Warum nicht zurückkehren an den Ort, wo er Mathilde gefunden hatte!
     
    Nika hatte sich in eine der schwarzen Ameisen verwandelt und arbeitete den Kellnern zu, die das venezianische Diner servierten.
     Sie sah in den festlich erleuchteten Ballsaal, den sie nicht betreten durfte. Wie eine Fata Morgana gaukelte er ihr Venedig
     vor, die Stadt, die sie auf den Fotografien des Grafen Primoli bewundert hatte, die Stadt, in der ihre Mutter geboren worden
     und in die sie vielleicht damals von ihrer Reise über die Alpen zurückgekehrt war. Die Stadt, die die Heimat des jungen Mannes
     mit den braunen Augen war. Venedig, die Stadt des Lichts, der Schatten und der unendlichen Spiegelungen.
    ***
    »Nika, ich habe etwas für dich«, sagte Achille Robustelli einige Tage später. Er blieb mitten im Büro stehen und forderte
     auch Nika nicht auf, sich zu setzen. Er schien wenig Zeit zu haben, was in den letzten Tagen des Hotelbetriebs verständlich
     war. Von seinem Schreibtisch nahm er einen großen Umschlag und reichte ihn ihr.
    »Hier findest du einige Angaben dazu, wie du am besten nach Venedig kommst, ich habe dir aufgeschrieben, wie es von Chiavenna
     aus weitergeht. Bis dort hast du die Postkutsche, aber dann musst du in den Zug umsteigen und mit dem Schiffbis nach Como weiterreisen, ehe du wieder eine Bahnverbindung nach Mailand und weiter nach Venedig hast.«
    Er winkte ab, als sie sich bedanken wollte, und machte eine Pause, als müsse er nachdenken.
    »Wo du das Viertel findest, in dem die Griechen von Venedig wohnen, habe ich dir auch aufgeschrieben. Die Familie Damaskinos
     lebt sicher dort, du musst nur nach dem Haus fragen. Die Rose auf deinem Medaillon ist tatsächlich ihr Wappen: die Damaszenerrose
     mit dem Rubin. Ich habe ein Schreiben für dich aufgesetzt, das bestätigt, dass du hier zur Zufriedenheit des Hotels gearbeitet
     hast und wir dich in der nächsten Saison wieder anstellen würden. Das wird dir helfen, wenn man dir an der Grenze Schwierigkeiten
    

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