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Bildnis eines Mädchens

Titel: Bildnis eines Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dörthe Binkert
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Sie, darf ich   …?«
    ***
    Kate war verärgert. Mathilde war einfach nicht zum Mittagessen erschienen. Genauso wenig wie James. Sie hatte eine ganze Weile
     gewartet, was nicht ihre Art war, aber ihre Freunde waren nach Pontresina gefahren, es gab keinen Ersatz, und sie musste schließlich
     tatsächlich allein essen. Robert war schon am frühen Morgen nach Chur aufgebrochen, es war eine unendlich lange Fahrt mit
     der Postkutsche, dreizehn Stunden, Gott weiß, wann die Bahnstrecke bis nach St. Moritz ausgebaut sein würde.
    Sie saß beim Kaffee, als Mathilde endlich auftauchte, atemlos.
    »Entschuldigen Sie, Kate«, brachte Mathilde heraus und ließsich auf einen Stuhl sinken. »Es tut mir wirklich leid, aber ich wurde aufgehalten. Dr.   Bernhard wollte mich plötzlich noch sehen, und dann hat die Untersuchung so lange gedauert. Ich hoffe, Sie haben nicht allzu
     lange mit dem Essen gewartet!«
    Mathilde sah geradezu aufgelöst aus. Sie musste sich sehr beeilt haben.
    »Keine Sorge, meine Liebe, das habe ich nicht. Es macht mir nicht das Geringste aus, allein zu essen, aber ich hasse Unpünktlichkeit.«
    Sie fragte nicht nach, ob Mathilde überhaupt schon etwas gegessen hatte, sondern erhob sich, noch ehe der Kellner sich danach
     erkundigen konnte.
    »Dann lassen Sie uns jetzt aufbrechen. Was haben wir gesagt? Wollten wir Golf spielen gehen? Eigentlich ist mir nicht danach   …«
    Mathilde schluckte. James würde zum Golfplatz kommen, so war es abgemacht. »Ja«, antwortete sie, »wir hatten abgemacht, dass
     wir Golf spielen. So viel ich weiß, wollte James dorthin kommen   …«
    »Ach, James«, unterbrach sie Kate, »auf ihn ist sowieso kein Verlass. Wir werden uns auch ohne ihn amüsieren, oder etwa nicht?
     Ich habe mehr Lust, nach Isola zu fahren. Wir können auch dorthin spazieren, wenn Sie wollen. Was halten Sie davon?«
    Mathilde fühlte sich schrecklich. Und was war mit James? Vielleicht war es ja besser, wenn sie sich nicht mehr trafen heute
     Nachmittag. Ach nicht nur das. Eigentlich wäre es am besten, sie würden sich gar nicht mehr sehen. Im Grunde müsste sie alles
     daran setzen, ihn ab sofort zu meiden. Am allerbesten gleich abreisen. Nur wie sollte sie es überleben, wenn sie ihn heute
     nicht mehr sah?
    »Oh, ich dachte nicht, dass ich Sie vor eine so schwierige Entscheidung stelle!«, bemerkte Kate. »Ich wusste nicht, dassIhnen so viel an James gelegen ist. Sie möchten ihn wohl nicht so gern versetzen, wie   …?« Sie unterbrach sich und lachte auf. »Nun, Schwamm drüber, aber nun können Sie mir wenigstens diesen Gefallen tun.«
    Sie winkte einer Dame zu, die sie offenbar kannte, wartete nicht weiter auf eine Antwort von Mathilde, die in der Tat nicht
     wusste, was sie hätte erwidern sollen, und wendete sich an den Portier:
    »Einen Wagen bitte!«
     
    Als sie in der Kutsche saß, eine stumme Mathilde neben sich, war Kate wieder ziemlich guter Dinge. James würde nach Isola
     kommen, wenn er sie auf dem Golfplatz nicht fand. Mit Mathilde allein wäre allerdings selbst das Tontaubenschießen die langweiligste
     Sache der Welt. Nun ja. Das Wetter war recht anständig und die Fahrt nach Isola hübsch.
    Der Restaurationsbetrieb in Isola hatte geöffnet, und die beiden Damen hatten sich noch nicht lange auf der Holzveranda bei
     heißer Schokolade und Blaubeerkuchen niedergelassen, da gesellte sich James schon zu ihnen. Mathilde errötete tief, als sie
     ihn sah, was Kate zu der Bemerkung veranlasste, James solle sich in Acht nehmen, leichtsinnig hübsche kleine, verlobte Mädchen
     zu verführen.
    »Sie wissen doch, dass Mathilde verlobt ist, mein Lieber, oder etwa nicht?«
    »Woher sollte ich das wissen?«, antwortete James, während Mathildes Gesicht eine noch dunklere Farbe annahm.
    »Nun, dann sage ich es Ihnen jetzt. Das wäre sicher auch in Betsys Sinne, die ich heute Nachmittag sozusagen vertrete.« Kate
     machte ein strenges Gesicht. »Aber erzählen Sie uns, was Sie heute Mittag getrieben haben, da Sie nicht zum Mittagessen gekommen
     sind.« Sie griff vertraulich nach seinem Arm, als er sich neben Mathilde setzen wollte, und zog ihnneben sich auf einen Stuhl. »Schön hiergeblieben. Und jetzt erzählen Sie schon!«
    Mathildes Herz klopfte zum Zerspringen, als James lange umherschaute und schwieg.
    »Es ist wirklich schön hier«, sagte er voll Bewunderung und lächelte Mathilde zu. Dann wandte er sich an Kate.
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe ein Tennismatch

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