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Billard um halbzehn

Billard um halbzehn

Titel: Billard um halbzehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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Stahlteile ab, verbogene Nieten, zerschnitten zerfranste Drahtseilreste; die Strompfeiler mit ihren Querstützen standen wie leere Riesentore im Strom, rahmten
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    einen Hektar blauen Nichts ein; Sirenen gaben Signal: Fahrrinne frei, Fahrrinne besetzt; rote Lichter, grüne; Schleppzüge brachten Kohle und Holz von hier nach dort, von dort nach hier.
    Grüner Fluß, Heiterkeit, sanfte Ufer mit Weidengebüsch, bunte Schiffe, blaue Blitze aus Schweißapparaten; drahtige Männer, drahtige Frauen, ernsten Gesichts, die Schläger geschultert, gingen über makellosen Rasen hinter Golfbällen her; achtzehn Löcher; Rauch stieg aus Gärten hoch, Bohnenlaub, Erbsenlaub, ausgewechselte Zaunpfähle verwandelten sich in Rauch, bildeten liebliche Schwaden am Himmel, die Jugendstil- Elfen glichen, sich barock zusammenballten, sich dann hellgrau am Nachmittagshimmel zu zerquälten Figuren verzerrten, bevor eine Windströmung oben sie zerfetzte und auf den Horizont zujagte; rollerfahrende Kinder fielen sich auf dem grob belegten Parkstreifen Arme und Knie wund, zeigten erschrockenen Müttern schürfige Wunden und erpreßten Limonadeversprechen, Eisversprechen; Liebespaare, die Hände verschlungen, strebten den Weidenbüschen zu, wo die Hochwasserspur längst gebleicht war: Schilfrohr, Korken, Flaschen und Schuhcremedosen; Schiffer stiegen über schwankende Stege an Land, Frauen mit Einkaufskörben am Arm und Zuversicht in den Augen; Wäsche flatterte auf blitzsauberen Kähnen im Abendwind; grüne Hosen, rote Blusen, schneeweiße Bettücher über dem tiefen Schwarz des frischen Teers, der wie japanischer Lack glänzte; schlammbedeckt, tangbedeckt tauchten Brückenteile auf; hinten die graue schlanke Silhouette von Sankt Severin, und im Cafe Bellevue verkündete die erschöpfte Kellnerin: »Der Sahnekuchen ist alle«, wischte sich den Schweiß vom groben Gesicht, wühlte in der Ledertasche nach Wechselgeld. »Nur noch Sandkuchen -
    nein, auch das Eis ist alle.«
    Joseph ließ sich das Wechselgeld in die offene Hand zählen, steckte die Münzen in die Hosentasche, den Schein in die Tasche seines Hemds, drehte sich Marianne zu und kämmte ihr
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    mit der gespreizten Hand die Schilfreste aus dem dunklen Haar, klopfte Sand aus ihrem grünen Pullover.
    »Du hast dich doch so auf die Feier gefreut«, sagte sie, »was ist denn los?«
    »Es ist nichts los«, sagte er.
    »Ich spüre es doch; es ist etwas anders!«
    »Ja.«
    »Willst du es mir nicht sagen?«
    »Später«, sagte er, »vielleicht erst in Jahren, vielleicht auch bald. Ich weiß nicht.«
    »Hat es mit uns beiden zu tun?«
    »Nein.«
    »Bestimmt nicht?«
    »Nein.«
    »Mit dir?«
    »Ja.«
    »Also doch mit uns beiden.«
    Joseph lächelte. »Natürlich, da ich ja mit dir zu tun habe.«
    »Ist es etwas Schlimmes.«
    »Ja.«
    »Hat es mit deiner Arbeit zu tun?«
    »Ja. Gib mir deinen Kamm, aber dreh dich nicht um; die feinen Sandkörner krieg ich mit den Händen nicht raus.«
    Sie nahm den Kamm aus ihrer Handtasche und reichte ihn über die Schulter; er hielt ihre Hand einen Augenblick fest.
    »Ich hab doch immer gesehen, wie du abends, wenn die Arbeiter weg waren, an dem großen Haufen nagelneuer Steine entlanggegangen bist und sie berührt hast; nur angefaßt - und ich hab gesehen, daß du es gestern und vorgestern nicht getan hast;
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    ich kenn doch deine Hände; und heute morgen bist du so früh weggefahren.«
    »Ich habe für meinen Großvater ein Geschenk besorgt.«
    »Du bist nicht wegen des Geschenks weggefahren; wo bist du gewesen?«
    »Ich war in der Stadt«, sagte er, »der Rahmen für das Bild war immer noch nicht fertig, und ich habe darauf gewartet; du kennst doch das Foto, wo mich meine Mutter an der Hand hält, Ruth auf ihrem Arm, und Großvater steht hinter uns? Ich habe es vergrößern lassen, und ich weiß, daß er sich darüber freuen wird.«
    Und dann bin ich in die Modestgasse gegangen und habe gewartet, bis mein Vater aus dem Büro kam, groß, ungebeugt, und ich bin hinter ihm hergegangen bis zum Hotel; ich habe eine halbe Stunde vor dem Hotel gewartet, aber er kam nicht heraus, und hineingehen und nach ihm fragen mochte ich nicht; ich wollte ihn nur sehen, und ich habe ihn gesehen; ein gepflegter Herr in den besten Jahren.
    Er ließ Marianne los, steckte den Kamm in seine Hosentasche, legte Marianne die Hände auf die Schultern und sagte: »Bitte, dreh dich nicht um, so kann man besser miteinander reden.«
    »Besser lügen«, sagte

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