Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Titel: Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
Vom Netzwerk:
vorsichtig über die Schwelle. Die Musik brauste auf. Zu seiner Überraschung stand er vor einer hohen Stallwand. Oder war es die Rückseite eines Schranks? In den Fenstern über ihm war buntes Glas, es war dunkel hier drinnen, Zottel konnte nichts sehen und blieb unschlüssig stehen.
    Jetzt hörte die Musik auf. Eine fremde Stimme sprach.
    „Meine lieben Brüder und Schwestern im Herrn, wir sind zusammengekommen, um unserem verehrten Mitbruder August Brodersen das letzte Geleit zu geben und um den Hinterbliebenen unser Mitgefühl in dieser Stunde tiefer Trauer zu erweisen.“
    Höhöhö , machte Zottel, die Stimme gefiel ihm nicht.
    Der Pastor glaubte seinen Ohren nicht zu trauen.
    „ Welch ein Mensch ist da von uns gegangen“, fuhr er leicht beunruhigt fort. „ Wieviel Güte und Liebe haben die von ihm erfahren, die ihm nahestanden. Welch ein aufrechter Mitbürger...“
    Höhöhöhö , machte Zottel ärgerlich.
    Der Pastor lief rot an. Auf seinem kahlen Schädel bildeten sich kleine Schweißtropfen. Auch die Trauergemeinde hatte es gehört und schaute sich unruhig um. Niemand konnte etwas entdecken. Woher kam die eigenartige Stimme?
    „Ja... äh...“, der Pastor hatte den Faden verloren. „ Welch ein Verlust für die Gemeinde, die ihn als frommen und allzeit fröhlichen Menschen kannte und zu ihren eifrigsten Mitgliedern zählen durfte...“
    Höhöhöhöhö , machte Zottel ein paar Töne tiefer.
    „Es kommt aus dem Sarg!“ wisperte eine alte Frau ihrer Nachbarin zu. „Sein Geist spricht!“
    Dem Pastor war es, als zögen Nebelschwaden durch sein Gehirn. „Und so... und so... und so rufe ich dir zu, August Brodersen — sieh unsere Trauer! Sieh unsere Tränen! Du wirst uns unvergessen sein!“
    Höhöhöhöhmmm , machte der Geist.
    „ Mkrrrchiihi “, prustete Karlchen los. Er saß am weitesten außen und hatte hinter dem Altar ein Stück schwarzes Tuch wanken sehen. Und unter dem Tuch schaute ein Zipfel von einem rot-weißen Schweif hervor. Frau Brodersen sah ihren Jüngsten strafend an. Die Gemeinde wurde unruhig.
    Der Pastor warf einen flehenden Blick zum Himmel und sagte: „Lasset uns beten!“
    Der Organist legte sich mit seinem ganzen Gewicht in die Tasten der Orgel, als könne er damit den Geist von sich fernhalten. Karlchen tat, als sei ihm schlecht, und stürzte hinaus. Er raste außen um die Kirche herum zur Sakristei. Und während die Gemeinde inbrünstig sang, holte Karlchen Zottel aus seinem Versteck, ohne daß es jemand bemerkte.
    Die Zeit drängte, gleich würde der Trauerzug aus der Kirche kommen. Karlchen führte Zottel zum Hinterausgang des Friedhofs und gab ihm einen kräftigen Klaps.
    „Hau ab, du alter Mistkerl, und laß dich ja nicht wieder blicken!“
    Dann rannte er zur Kirche zurück.
    Zottel sah ihm erstaunt nach. Warum behandelte Karlchen ihn heute so schlecht? Hatte er ihn nicht erkannt? Zottel trottete hinter Karlchen her. In der Kirche hoben sie bereits den Sarg mit Opa Brodersen hoch, um ihn zu Grabe zu tragen. Karlchen schwitzte vor Angst und war verzweifelt. Er sah sich um, entdeckte einen vom Sturm heruntergerissenen’ Ast, ergriff ihn und brannte Zottel mit aller Kraft eins über das dicke Hinterteil. Zottel keilte entsetzt aus und galoppierte in wilder Panik davon.
    Wo war der Ausgang? Zottel jagte kreuz und quer über die Gräber, immer wieder stand er vor neuen Hindernissen, immer größer wurde seine Angst.
    Hinter einem kleinen Wall entdeckte er dichtes Gebüsch, das würde ihm Schutz bieten. Zottel galoppierte auf den Erdwall zu, sah nicht die Öffnung, die dahinter gähnte, die Erde war naß und glitschig, Zottel rutschte ab. Pflop ! saß er zwei Meter tiefer fest.
    Und während sich gemessenen Schrittes die Trauergemeinde nahte, schrie Zottel um sein Leben. Der Gemeinde gefror das Blut in den Adern. Die Töne, die da aus dem Grab drangen, waren so unirdisch grauenvoll, daß man entsetzt den Sarg stehenließ und zur Kirche zurückwich.
    Karlchen flüsterte Hubert etwas ins Ohr. Hubert riß Mund und Augen auf, dann lachte er dröhnend los. In wenigen Sätzen war er am Grab. Die Gemeinde hatte in der Kirche Schutz gesucht, der Pastor war in der Sakristei verschwunden. Vater Brodersen hielt seine schluchzende Frau umschlungen und verstand überhaupt nichts mehr. Hubert winkte den Sargträgern, die unschlüssig vor der Kirchentür standen und miteinander tuschelten.
    „Bringt die Tragegurte her!“ befahl Hubert.
    Zu sechst schafften sie es, den eingeklemmten

Weitere Kostenlose Bücher