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Bille und Zottel 04 - Applaus fuer Bille und Zottel

Bille und Zottel 04 - Applaus fuer Bille und Zottel

Titel: Bille und Zottel 04 - Applaus fuer Bille und Zottel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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runtergeschwitzt, daß ihr mich als Stangenspargel verkaufen könnt.“

Grauer Alltag und neue Pläne

    Nach den turbulenten Proben und dem bejubelten Erfolg der Pferde-Show fiel es ihnen schwer, sich wieder an den Alltag mit seinen Pflichten zu gewöhnen. Die langen Schulwochen bis zu den großen Ferien lagen vor Bille wie eine riesige Schüssel Brotsuppe, graubraun und fad. Wenn es eines auf der Welt gab, was Bille haßte, dann war es Brotsuppe. Ihr Vater hatte sie geliebt, und so lange er lebte, hatte Mutsch sie mindestens einmal in der Woche auf den Tisch gebracht. Vati hatte nicht einsehen wollen, daß Bille seine Leidenschaft für dieses Gericht nicht teilte und hatte darauf bestanden, daß sie ihren Teller leer aß. Für Bille waren es Stunden würgender Qual gewesen, denn sie durfte den Tisch nicht eher verlassen, bis sie ihre Suppe gegessen hatte. Noch in Erinnerung daran, schüttelte sie sich.
    „Daß das Wetter regnerisch und kühl war, trug auch nicht dazu bei, ihre Laune zu verbessern. Es gab viel nachzuholen für die Schule, und sie mußte ihre Zeit fürs Reiten und im Stall auf das Notwendigste beschränken.
    Herr Tiedjen hatte den Unterricht wieder aufgenommen. Karlchen hatte ihm einen Sitz gebaut, der wie ein Königsthron wirkte: Auf einem Podest stand ein uralter Sessel mit steifer Lehne, der Herrn Tiedjens Rücken den nötigen Halt gab. So konnte er zwar nur einen Teil der Reitbahn überblicken, aber Bille und ihren Freunden genügte es, wenn er ihre Fehler auf dieser Teilstrecke entdeckte.
    Seit Bille, Daniel und Simon mit ihm besprochen hatten, daß sie in Neukirchen beim Turnier dabeisein wollten, war er unerbittlich streng geworden. Der Idee selbst hatte er sofort zugestimmt. Denn er fand es richtig, daß sie auf kleinen Turnieren ihre ersten Erfahrungen in einem Wettkampf vor Publikum gewinnen wollten. In einem Punkt hatte er Billes Freude allerdings einen gewaltigen Dämpfer erteilt. Sie hatte gehofft, er würde ihr erlauben, Troja zu reiten. Aber er hatte seine Zustimmung davon abhängig gemacht, daß er das Pferd für sie auswählen würde. Und dieses Pferd hieß nicht Troja — es hieß Lohengrin. Bille hatte gedacht, sie höre nicht recht. Ausgerechnet Lohengrin! Mit dem sie solche Schwierigkeiten hatte! Wie recht Herr Tiedjen hatte, sollte sie erst viel später einsehen.
    Vorerst wurde gearbeitet, hart gearbeitet. Und Bille war manchmal dem Weinen nahe, weil sie glaubte, plötzlich überhaupt nichts mehr richtig zu machen.
    „Halte die Schenkel ruhig! Sie rutschen hin und her, als wolltest du mit ihnen Geige spielen!“
    „Paß auf deine Ellbogen auf!“
    „Hände ruhig halten!“
    „Wenn ich sage, Hände ruhig halten, dann meine ich nicht, daß du sie auf der Pferdeschulter festleimst. Hände ruhig halten bedeutet Zügel ruhig halten — sie müssen elastisch mit dem Pferdekopf mitgehen.“
    „Du reitest zu dicht an das Hindernis heran! Du mußt die ideale Absprungstelle im Gefühl haben!“
    „Dein Pferd verliert Schwung! Achte darauf, daß es Tempo behält!“
    „Nicht runterschauen! Sieh geradeaus, wenn du springst, du bist hier nicht beim Pilzesuchen!“
    Die Anweisungen prasselten nur so auf sie nieder, nichts entging seiner Aufmerksamkeit. Bille wurde immer mutloser.
    „Was ist los mit dir, du wirkst so kraft- und lustlos“, fragte er eines Tages, als sie am Ende der Unterrichtsstunde aus dem Sattel rutschte und schwer wie ein Mehlsack auf den Boden plumpste.
    „Ach — ich weiß selber nicht“, sagte Bille weinerlich. „Manchmal möchte ich am liebsten alles hinschmeißen und mich in eine dunkle Ecke verkriechen.“
    „Na, na.“ Herr Tiedjen legte den Arm um ihre Schulter und ging — schwer auf die gestützt — mit ihr aus der Bahn. „Was soll ich denn da sagen? Was glaubst du, wie schwer es mir wird, Geduld zu haben und nicht den Glauben daran zu verlieren, daß alles wieder gut wird?“
    „Das ist wahr“, sagte Bille beschämt. „Es tut mir leid.“
    „Es braucht dir nicht leid zu tun. Probleme sind dazu da, besprochen und gelöst zu werden! Meinst du nicht, daß du dir in den vergangenen Monaten ein bißchen zuviel zugemutet hast? Die Schule - der Stalldienst — das kranke Pony - dein Pflegesohn Sindbad —das Reiten...“
    „Aber nie im Leben!“ sagte Bille erstaunt, „jede Stunde bei den Pferden ist einfach - na, einfach Glück! Andere sammeln Briefmarken oder schwimmen oder häkeln oder spielen mit Modepuppen — meine Leidenschaft sind die

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