Bille und Zottel 04 - Applaus fuer Bille und Zottel
durchgedreht. Zum Glück war ich in der Nähe und auch Dörfler war schnell zur Stelle“, berichtete Herr Tiedjen.
Dr. Dörfler hatte vorsichtig Nüstern und Mäulchen des Fohlens vom Schleim gereinigt und seinen nassen kleinen Körper mit Stroh abgerieben, da Jacaranda noch zu schwach war, sich um ihr Kind zu kümmern.
Der alte Petersen und Hubert begannen, die Nachbarbox herzurichten, um das Pferd mit seinem Fohlen umzuquartieren, sobald sie wieder auf den Beinen war. Herr Tiedjen ging an die Box zurück, in der die erschöpfte Stute lag, und betrachtete die Arbeit des Tierarztes, der dem Fohlen jetzt eine Spritze gab.
„Ich glaube, du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, sagte Dr. Dörfler. „Der kleine Kerl ist zwar zierlich, aber muskulös und kräftig gebaut. Bei entsprechender Pflege kann er sich gut entwickeln.“
Jacaranda hob den Kopf und schnupperte an ihrem Neugeborenen. Dr. Dörfler trat zurück.
„Lassen wir die beiden jetzt allein, ich werde sie von draußen im Auge behalten. Ich bleibe auf jeden Fall, bis wir sicher sein können, daß alles in Ordnung ist und sie das Fohlen angenommen hat.“
„Hilfst du mir, die Pferde reinzuholen?“
Karlchen war leise an Bille herangetreten, die immer noch wie gebannt in Jacarandas Box starrte.
„Klar doch, komm! Je weniger um sie herumstehen, desto besser für sie“, sagte Bille und trennte sich schweren Herzens von dem Anblick des wolligen kleinen Pferdekindes. „Ganz schwarz ist es, hast du gesehen? Ob es so bleibt - oder ob es auch ein Schimmel wird?“
„Hauptsache es wächst und bleibt gesund“, meinte Karlchen achselzuckend. Seinem Gesicht war anzusehen, daß auch ihn die vergangenen Stunden ganz schön mitgenommen hatten. Er interessierte sich zwar nicht sonderlich für Pferde und half im Stall nur aus, weil er sich ein wenig Taschengeld verdienen wollte und Hubert ihm diesen Job verschafft hatte. Aber die aufregende Geburt des kleinen Hengstfohlens war ihm richtig unter die Haut gegangen. „Weißt du was?“ sagte er grinsend zu Bille. „Ich glaube, ich werde ihn adoptieren. Das wird jetzt mein Pflegekind. Du hast ja Sindbad.“
„Sindbad — du lieber Himmel, es wird wirklich Zeit, daß wir uns um die anderen kümmern. Komm!“
Bille brachte Zottel in seine Box und ging mit Karlchen auf die Koppeln, um die Pferde hereinzuholen. Dann half sie Hubert und Petersen, das Kraftfutter zu verteilen und bereitete Sindbad seinen nahrhaften Brei, da Sinfonie, seine Mutter, kaum noch Milch für ihn hatte.
Der Tierarzt kam aus Jacarandas Box und warf einen Blick zu Bille hinein, die beruhigend auf Sinfonie einredete, während Sindbad sein Abendbrot schleckte.
„Seit sie herausbekommen hat, wie gut der Brei schmeckt, will sie unbedingt ihren Teil abbekommen“, erklärte Bille lächelnd. „Ich werde doch eine Fohlenkrippe für ihn anschaffen müssen. Wie geht es unserem Neugeborenen?“
„Gut. Es steht schon auf den Beinen und sucht nach dem Gesäuge. Achtet darauf, ob es auch wirklich trinkt. Ich muß jetzt für eine Stunde in die Praxis. Wenn nichts Dringendes vorliegt, komme ich vielleicht später noch mal vorbei.“
„Was ist mit Jacaranda? Gibt es irgendwas, was wir für sie tun können?“
„Nein. Selbstverständlich muß sie jetzt ein besonders kräftigendes Futter bekommen. Ich habe ihr zwei Injektionen gegeben, es geht ihr schon wieder ganz gut. Sie ist vollauf mit ihrem kleinen Sohn beschäftigt. Am besten, ihr laßt sie ganz in Ruhe.“
„Klar.“
„Dein kleiner Schützling hat sich prächtig entwickelt, wie ich sehe.“
„Ja, ich bin auch ganz stolz auf ihn. Aber was mich am meisten freut: daß ich mich mit Sinfonie angefreundet habe. Sie war doch so zickig früher — vor einem Jahr hatte ich noch einen Mordsrespekt vor ihr.“
„Nun, du hast in diesem einen Jahr eine Menge gelernt. Daran wird’s wohl liegen. Tja, ich muß gehen. Ich brauche dringend was in den Magen und ein kühles Bier. Tschüß, Bille, mach’s gut.“
„Wiedersehen!“
Sindbad hatte seine Mahlzeit beendet, und Bille verabschiedete ihn mit einem zufriedenen Klaps. Dann verließ sie die Box und ging leise zu Jacaranda hinüber, die jetzt mit ihrem Kleinen in der eigens für sie vorbereiteten geräumigen Box in der ruhigsten Ecke des Stalles stand. An der Tür lehnte Karlchen, die Nase zwischen den Gitterstäben.
„Es trinkt, das Fohlen trinkt“, flüsterte er atemlos. „Es trinkt tatsächlich.“
„He, ich glaube, du hast dich
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