Bille und Zottel 06 - Gefahr auf der Pferdekoppel
überlege gerade, was mache ich bloß mit Zottel, wenn Black Arrow ohne ihn nicht vom Fleck geht?“
„Darüber zerbrechen wir uns den Kopf, wenn es soweit ist. Nun komm.“
Wie sich herausstellte, hatte Zottel bereits einen Verehrergefunden. Ein sechsjähriger Junge mit großen, dunkelbraunen Augen und einer lustigen Stupsnase hatte sich aus der Gruppe-neugieriger Kinder gelöst, die auf der Tribüne der Reithalle die Gastpferde bestaunten, war in die Reithalle hinuntergelaufen und hatte sich zu Zottel geschlichen. Dort stand er nun und streichelte das rotgefleckte Pony mit leuchtenden Augen und einem solchen Ausdruck von Zärtlichkeit, daß Bille ganz gerührt war.
„Du darfst ihn füttern und ihm etwas zu trinken geben“, sagte sie. „Magst du?“
„Au ja! Und darf ich ihn auch mal reiten?“
„Später, okay? Wenn ich Zeit habe. Wie heißt du denn?“
„Tommy.“
„Freut mich, dich kennenzulernen, Tommy. Ich bin die Bille. Und der da heißt Zottel, weil er eine so schön zottlige Mähne hat. Das da sind Daniel und Simon, und die großen Pferde heißen Asterix, Lohengrin und Black Arrow.“
Für die großen Pferde schien Tommy sich kaum zu interessieren. Für ihn zählte nur Zottel. Bille beobachtete ihn amüsiert, wie er einen Tränkeimer herbeischleppte und Zottel das Wasser anpries, wie er ihm zu fressen brachte und sich bemühte, die Streu aufzulockern und es seinem Freund bequem zu machen.
„Gut kannst du das, Tommy“, Bille klopfte dem Jungen anerkennend auf die Schulter. „Vielleicht habe ich sogar eine Aufgabe für dich. Eine ganz wichtige!“
„Ja?“ Tommy strahlte. „Was denn?“
„Das erkläre ich dir. wenn es soweit ist.“
„Macht das Pony hier auch mit?“ erkundigte sich Tommy.
„Nein, das Pony ist nur als Zuschauer gekommen. Es ist unser Maskottchen — weißt du, was das ist?“
„Nö.“
„Es begleitet uns und paßt auf uns auf.“
„Es paßt auf euch auf?“ fragte Tommy ungläubig. „Wirklich?“
„Du wirst schon sehen.“
Black Arrow schien heute gute Laune zu haben. Machte es der Sonnenschein oder der fröhliche Betrieb um ihn herum, den er neugierig verfolgte? Jedenfalls ließ er sich brav wie ein Lämmchen satteln und aus der Halle führen. Als Bille aufsaß, um auf den Abreiteplatz hinüberzureiten, sah er sich kurz nach Zottel um, als wollte er sagen: Warte dort. Junge, ich bin gleich zurück!
Vielleicht ein wenig heftig, aber gehorsam und gutwillig nahm er den Probesprung, und Bille sah mit Genugtuung die bewundernden Blicke, die den schönen Rappen begleiteten. Das erste Springen zog sich in die Länge. Eine ganze Reihe Neulinge hatten sich gemeldet, die Fehler häuften sich, und die Helfer auf dem Parcours hatten alle Hände voll zu tun, bis jedes Hindernis wieder aufgerichtet und in Ordnung gebracht worden war.
Daniel auf Asterix war der einzige, der den Parcours ohne Fehler hinter sich gebracht hatte. Er hätte ohne weiteres gleich in der nächstschwierigen Klasse starten können, wie Simon es mit Lohengrin tat.
„Der nächste Reiter - Nummer fünfundzwanzig - Fräulein Sybille Abromeit auf Black Arrow“, tönte es aus dem Lautsprecher.
Komisch, ich bin überhaupt nicht aufgeregt, dachte Bille. Das macht wohl die familiäre Atmosphäre: die wenigen Zuschauer, die an dem Koppelzaun, hinter dem sich der Parcours befand, lehnten, sich leise miteinander unterhielten und nur hin und wieder müde applaudierten. Das würde am Sonntag bei den schwierigen Wettbewerben anders sein.
Black Arrow tänzelte und warf den Kopf hoch, Bille hatte Mühe, ihn zu halten. Mit kleinen Bocksprüngen ging er an den Start und preschte los, als das Startzeichen erklang. Die ersten beiden Hindernisse überflog er wie ein Pfeil, aber dann kam er aus dem Tritt. Einmal - zweimal - dreimal hörte Bille hinter sich Stangen zu Boden fallen. Vergeblich versuchte sie, Black Arrow zurückzunehmen. Jetzt riß er auch noch die Tonnen. Bille parierte kurz zum Trab durch und ritt erneut an. Jetzt klappte es, Black Arrow hatte sich gefangen, wenn er auch ständig an Tempo zulegte. Aber den Rest der Strecke schafften sie ohne weitere Fehler. Bille atmete auf.
„...Nummer fünfundzwanzig — Black Arrow - sechzehn Fehler“, verkündete der Lautsprecher.
„Mein Gott!“ stöhnte Simon. „Ich habe noch nie ein so zappliges und dabei so schnelles Pferd gesellen! Da hast du dir was vorgenommen!“
„Sag lieber, da hat Herr Tiedjen mir was angehängt. Aber schließlich ist
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