Bille und Zottel 06 - Gefahr auf der Pferdekoppel
bald!“
„Erst muß es mal gestrichen werden“, lenkte Inge ab. „Was für eine Farbe schlägst du vor?“
„Auf jeden Fall sonnengelb! Und die Möbel müssen weiß oder orangerot sein. Die Vorhänge natürlich bunt und lustig, und der Teppich moosgrün wie eine Waldwiese.“
„Schön. Dann teil deine Wünsche Thorsten mit und laß dir von ihm die Farbe mischen. Mit dem Streichen könnt ihr hier gleich anfangen. Ich beginne inzwischen mit der Küche.“
Thorsten stand in der Werkstatt und hielt einen Vortrag, umringt von Daniel, Simon, Florian und Karlchen, die ihm hingerissen lauschten. Offensichtlich hatte er gerade erklärt, wie er das Metall bearbeitete, und wie die verschiedenen Instrumente und der Ofen funktionierten.
„Ich liebe es, die alten Formen nachzubilden, die heute niemand mehr herstellt. Hier - seht ihr diese Muster, sie stammen aus dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert. Und dann mache ich hin und wieder etwas ganz Modernes. Keine Gebrauchsgegenstände, nein, reine Kunstobjekte. Wie dieses hier zum Beispiel, es ist noch nicht ganz fertig.“
„Was soll’n das sein?“ nuschelte Karlchen.
„Ich nenne es: Zwei Möwen.“
„Hm. Zwei Möwen nach einem Zusammenstoß mit einem Düsenjäger“, ergänzte Karlchen.
Daniel war über soviel mangelnden Kunstverstand entsetzt. „Du hörst doch, es ist noch nicht ganz fertig“, sagte er geniert und lächelte Thorsten entschuldigend an.
Thorsten lachte nachsichtig.
„Hier, dies wird dir vielleicht besser gefallen . . .“
Vorsichtig holte er einen aus Ringen und Drähten zusammengeschweißten Gegenstand aus einer Kiste und befreite ihn liebevoll von den Resten der Holzwolle, in die er verpackt gewesen war.
Karlchen legte den Kopf schief.
„Oh - mein Moped!“ stellte er freudig überrascht fest. „Wirklich gut getroffen!“
„Ach ja?“ Nun legte auch Thorsten den Kopf schief. „Ich wollte es eigentlich ‚Träumende Jungfrau’ nennen. Aber du bringst mich da auf eine Idee . . .“
„Was haltet ihr übrigens von der Idee, wenn wir endlich mal an die Arbeit gingen!“ meldete sich Bille zu Wort. „Wir zum Beispiel brauchen haufenweise sonnengelbe Farbe.“
Die nächsten Tage wurde emsig gemalt und geklebt, gesägt und gehämmert. Schreiner und Installateure gaben sich die
Türklinke in die Hand, Thorsten brauchte all seine künstlerischen Fähigkeiten, um in die Dachschräge des Wohnzimmers ein Bücherregal einzubauen. In drei Wochen sollte alles fertig sein. Dann fand die Hochzeit statt.
Zottel und Moischele mußten es sich gefallen lassen, nur noch als Fuhrunternehmen gebraucht zu werden. Auf den Gummiräderkarren, den Karlchens Vater, Bauer Brodersen, sonst an den Traktor hängte und aufs Feld fuhr, luden sie Baumaterial, Farbeimer und was es sonst zu besorgen gab. Die kleineren Kinder im Dorf standen Schlange, um bei diesen Fahrten mit auf den Wagen klettern zu dürfen.
Das Strohdachhaus bekam einen neuen Außenanstrich, schneeweiß, und leuchtend blaue Fensterläden. Türklinke, Glocke und Hausnummer stammten natürlich aus der Werkstatt Thorstens, ebenso wie das neue Gartentor. Die Leute aus dem Dorf staunten nicht schlecht, wie hübsch die windschiefe alte Kate auf einmal wurde.
Der Tag der Hochzeit rückte näher.
„Wenn ich bloß wüßte, was ich den beiden zur Hochzeit schenken kann“, stöhnte Bille und kratzte einen Farbspritzer von der Fensterscheibe. „Wenn ich mich hier umsehe, fällt mir eine Menge ein, trotzdem hat die Sache einen winzigen Schönheitsfehler.“
„Und der wäre?“
„All diese Dinge, die ich ihnen schenken möchte, sind viel zu teuer für mich. Es soll ja auch nicht irgendwas sein, Küchengerät, das nach kurzer Zeit verbraucht und kaputt ist, eine Vase oder so was Langweiliges. Ich stelle mir was Originelles vor, etwas, das zu den beiden paßt, und das sie ständig an ihren Hochzeitstag erinnert!“
„Hm, laß mich mal überlegen.“
Bettina legte den Lappen aus der Hand und setzte sich mit verschränkten Armen aufs Fensterbrett.
„Gibt es denn nicht irgendwas, was wir selber basteln können? Ein Babykörbchen - nein, dazu ist es noch zu früh. Wie wär’s, wenn wir ihnen einen Baum für den Garten schenkten? Aber nein, da sind schon zu viele.“
„Ich hatte an eine bemalte Truhe gedacht, aber dazu müßte man erst mal eine alte Truhe finden, die noch gut in Schuß ist und die man schön bemalen kann.“
„Nicht schlecht. Vielleicht finden wir so was in Peershof auf
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