Bille und Zottel 06 - Gefahr auf der Pferdekoppel
dem Speicher, er steht voller alter Sachen. Ich werde meine Tante um Erlaubnis fragen, ob wir da ein bißchen stöbern dürfen.“
Sie durften. Und die drei Jungen schlossen sich der Suche an. Leider verlief sie enttäuschend. Es gab zwar dort oben alte Kleiderschränke und Kommoden die Menge, aber das alles war viel zu groß für die kleinen Stübchen in der alten Kate. „Vielleicht der Schaukelstuhl dort?“ überlegte Bille.
„Das Riesenmonstrum? Um Himmels willen!“ Bettina schüttelte den Kopf. „Wenn Thorsten darauf nur einmal vor und zurück schaukelt, räumt er hinter sich den Abendbrottisch ab und zerschlägt beim Vorschaukeln den Fernsehapparat! Für den Schaukelstuhl brauchst du ein Extrazimmer.“
„Na kommt, hier finden wir doch nichts“, meinte Simon. „Wir müssen uns was anderes einfallen lassen.“
„Warum sehen wir nicht mal in der alten Wagenremise nach, da steht doch auch noch so Kram herum“, schlug Florian vor.
Daniel winkte ab.
„Die alten Kutschen und ein aufgebocktes Auto meines Großvaters aus dem Jahre 1920. Was willst du da schon finden!“
Aber sie versuchten es doch. Und sie hatten unerwartet Erfolg.
„Was ist denn das?“ rief Bille plötzlich begeistert aus. „Eine richtige alte Ponykutsche - ist die süß!“
„Hm, da sind noch zwei von der Sorte, sie stammen alle aus dem Haus unserer Großeltern. Als sie selbst noch Kinder waren, sind sie viel damit gefahren.“
„Ich kenne Leute, die stellen sich so was in den Garten und pflanzen Geranien rein“, bemerkte Florian. „Einfach so, weil sie so hübsch aussehen.“
„Menschenskind. das ist doch die Idee!“ rief Bettina aus. „Wir fragen deine Eltern, ob wir eines der alten Kütschchen haben können, und was wir dafür bezahlen sollen. Und dann malen wir es ganz toll an! Wir können es als Hochzeitskutsche nehmen, und später können sie es sich in den Garten vors Haus stellen. Wenn das kein ausgefallenes Hochzeitsgeschenk ist!“
„Die Idee ist Gold wert!“ Bille umarmte die Freundin heftig. „Los, laßt uns gleich fragen! Hoffentlich erlauben sie’s?“
Das Ehepaar Henrich hatte die Existenz der alten Ponykutschen vollkommen vergessen. Und so ließen sie sich leicht überreden, den Kindern eine davon zu überlassen. Sie brauchten nicht einmal etwas von ihrem Taschengeld dafür zu opfern, die Farbe würde ohnehin genug kosten.
„Eigentlich hatte ich ja vom Malen die Nase ziemlich voll“, seufzte Daniel. „Aber was tut man nicht alles für einen guten Zweck!“
Sofort gingen sie daran, das Muster zu entwerfen. Als Grundfarbe wählten sie Blau, die zerschlissenen Lederbezüge bekamen einen dicken Schutzanstrich in Schwarz. Die Innenwände leuchteten in hellem Rot, und schließlich kam die Hauptsache dran: Girlanden von leuchtend roten und rosa Bauernrosen mit hellgrünen Blättern, umrandet von goldenen Girlanden.
Eine ganze Woche arbeiteten sie hart, um das Kunstwerk zu vollenden. Zu guter Letzt setzte jeder von ihnen sein Autogramm auf die Seiten des Kutschbocks, und auf die Vorderseite kam, schön verschnörkelt, das Datum der Hochzeit.
„Ein Schmuckstück!“ lobte Bille. „Inge und Thorsten werden Augen machen! Onkel Paul hat mir versprochen, daß er die Kutsche mit dem Anhänger abholt und verlädt, damit das Regenwetter uns die Pracht nicht gleich wieder verdreckt.“
„Eine gute Idee. Spart uns ‘ne Menge Arbeit“, sagte Bettina erleichtert. „Ich habe schon voller Sorge daran gedacht, wie lange wir das Prachtexemplar putzen müssen, wenn wir bei diesem Mistwetter einmal von Peershof nach Wedenbruck damit gefahren sind.“
Daniel zog die Kutsche bis an das Tor der Remise.
„Die Räder müssen wir auf jeden Fall noch schmieren. Das quietscht ja, daß einem die Haare zu Berge stehen!“
„Wird sofort erledigt, Boß“, sagte Simon. „Ich hol das Fett drüben aus der Garage. Prüft ihr inzwischen mal, ob die Deichsel in Ordnung ist.“
Daniel und Florian überprüften noch einmal die Halterung der Deichsel.
„Scheint alles okay zu sein. Mann, das wird eine Schau!“ grunzte Florian vergnügt. „Was die für Gesichter machen werden, ich kann’s kaum noch erwarten!“
Der Wettergott meinte es gut mit dem Brautpaar. Zwar kamen nur vereinzelte Sonnenstrahlen durch die dicke Wolkendecke, aber wenigstens regnete es nicht. Bille sah es mit Genugtuung, als sie am Morgen erwachte.
Das Haus summte bereits von aufgeregten Stimmen. Anni, die Friseuse aus Leesten, saß in der Küche
Weitere Kostenlose Bücher