Bille und Zottel 08 - Ein Filmstar mit vier Beinen
Alten!“
„Nein, ich bin nicht die ,Tochter vom Alten’“, sagte Bille kühl. „Ich bin seine Schülerin und außerdem hier Pferdepfleger, und deshalb für die Tiere verantwortlich.“
„Schon gut, reg dich nicht auf. Wir gehen schon“, meldete sich die dritte der Damen zu Wort, die sich bis jetzt zurückgehalten hatte. „Ich kann’s ja verstehen. Soll nicht wieder vorkommen.“
„Danke, daß Sie mir meine Aufgabe erleichtern“, sagte Bille aufatmend. Wenigstens eine Vernünftige. Sah auch nett aus, die Kleine, blond und mit einem Spatzengesicht. Mit der konnte man sicher reden.
Die Blonde lächelte Bille noch einmal entschuldigend zu und verließ den Stall, die anderen folgten zögernd, ohne Bille eines Blickes zu würdigen.
Uff! Billes Herz schlug immer noch bis zum Hals hinauf. Wenn das nur gutging! Hoffentlich rannten die nun nicht gleich zu Herrn Tiedjen, um sich über sie zu beschweren! Na, wenn schon! Schließlich hatte sie es nur gut gemeint.
Bille ging auf die Suche nach Tom und berichtete ihm, was vorgefallen war. Tom lachte nur.
„Du hast das ganz richtig gemacht! Zeig ihnen nur die Zähne, sonst nehmen sie die Verbote doch nicht ernst. Sicher werden die es jetzt allen anderen brühwarm weitererzählen, daß im Stutenstall ein weiblicher Pferdepfleger arbeitet, der rabiater als ein bissiger Hund ist — und die anderen werden es sich dreimal überlegen, ehe sie den Stall betreten. Mach dir keine Sorgen.“
„Hoffentlich hast du recht . Ganz wohl ist mir bei der Sache nicht.“
Bis zum nächsten Tag hatte Bille den Vorfall bereits vergessen, aber am übernächsten wurde sie schlagartig wieder daran erinnert.
„Du möchtest mal ins Produktionsbüro kommen“, empfing sie der alte Petersen. „Zu Herrn Schlotter, das ist einer von den Filmheinis.“
„Ich? Wieso denn das?“
„Keine Ahnung, er hat nur gesagt, er möchte dich dringend sprechen.“
Prost Mahlzeit, jetzt kommt die Abreibung! dachte Bille.
„Okay“, seufzte sie. „Ich bring’s hinter mich. Ich gehe gleich mal rüber.“
Hochaufgerichtet, um sich nicht anmerken zu lassen, wie butterweich ihre Knie waren, marschierte Bille zum Gutshaus hinüber. Ihre Kehle war auf einmal so trocken, daß jeder Schluck brannte. Bille biß sich auf die Zunge. Quatsch! sagte sie sich. Bloß nicht im Staub kriechen vor denen da, wer sind die schon? Schließlich war ich im Recht!
Im Haus war ein Höllenlärm. Überall wurde gehämmert und gesägt, Lautsprecher wurden ausprobiert, Musik plärrte aus dem Keller.
Das Büro von Herrn Schlotter lag am Ende des Ganges. „Anmeldung im Sekretariat“ stand an der Tür. Die machten es aber feierlich.
Bille ging zum Nebenzimmer und klopfte. Drinnen redeten mindestens fünf Leute durcheinander, die würden ihr Klopfen nie hören! Also betrat sie das Zimmer.
Fünf Männer standen über einen Plan gebeugt und palaverten. Sie rauchten um die Wette und waren von einer dichten blauen Wolke umhüllt. Hinter dieser Wolke ahnte Bille jemanden an einem Schreibtisch. Richtig. Die niedliche Blonde von gestern erhob sich und stieß durch die Wolke zu Bille.
„Da bist du ja! Fein. Komm, ich bringe dich gleich zum Boß.“
Bille folgte der Kleinen mit staksigen Schritten. Wenn sie doch bloß nicht so nervös gewesen wäre! Sie mußte jetzt Haltung bewahren!
Der greinende Säugling saß hinter dem Schreibtisch, im Mundwinkel eine dicke Zigarre, die wie ein Fremdkörper in dem fleischigen Babygesicht wirkte, in jeder Hand einen Telefonhörer, in die er abwechselnd zustimmend grunzte.
Als er Bille hereinkommen sah, verabschiedete er sich kurz von seinen Sprechpartnern und sprang auf.
„Da bist du ja, Mädchen, komm her zu Vater und mach’s dir gemütlich. Willst du was trinken? Kaffee? Tee? Saft?“
„Eh... Oh... Danke...“, stotterte Bille.
„Also, was nun?“
„Saft“, hauchte Bille, von dieser Begrüßung völlig verwirrt.
„Also einen großen Orangensaft, Peggy, und für mich noch einen Kaffee.“
„Noch einen, Herr Schlotter?“ sagte Peggy sanft mahnend. „Sie sollen doch...“
„Ja, ja, schon gut, ist doch egal, wovon wir zugrunde gehen. Nun mach schon, mach schon, und laß uns arbeiten.“
Herr Schlotter nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz und wühlte in Papieren.
„Ich hab gehört, du hast so eine Art Russenpony“, knautschte er hinter seiner Zigarre hervor.
„Es ist ein Russenpony!“
„Na, bestens. Genau das, was wir suchen. Er soll ja sogar mal beim Zirkus
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