Bille und Zottel 08 - Ein Filmstar mit vier Beinen
gewesen sein?“
„Ja, das stimmt.“
„Also Scheinwerfer und Krach gewöhnt, gut. Wir wollen ihn engagieren.“
„Zottel? Engagieren?“ Bille glaubte nicht recht zu hören.
„Ja, Mädchen!“ Herr Schlotter strahlte sie an. „Er soll sozusagen unser dritter Star werden. Wir haben schon weiß der Deubel wo gesucht nach einem solchen Pferd — und jetzt fällt es uns hier direkt in den Schoß!“
Bille lächelte liebenswürdig. „Wenn ich einverstanden bin.“
„Logisch. Aber kannst du dir was Schöneres vorstellen, als daß dein Pony in so einem tollen Film mitspielt?“
„Hm, kann ich“, sagte Bille vergnügt. Ihre Nervosität war verflogen. „Im Prinzip habe ich natürlich nichts dagegen, vorausgesetzt, daß wir uns über das Finanzielle einigen.“ (Wie gut sie bei Tom neulich gelernt hatte!) „Aber ich habe natürlich einige Bedingungen.“
„So, hast du das?“
Herr Schlotter starrte sie mit aufgerissenem Mund an, als wäre sie ein seltenes Reptil. So viel Selbstbewußtsein hatte er bei ihr wohl nicht vermutet.
„Ja. Vor allem, daß ich bei den Aufnahmen immer dabei bin und Zottel selbst betreue. Das heißt, die Aufnahmen dürfen nicht während der Schulzeit stattfinden.“
„Geschenkt. Das ist sowieso klar.“
Bille schaute Herrn Schlotter fragend an.
„Weil ich dich auch zu den Aufnahmen brauche. Als Double für unseren Schauspieler. Der hat noch nie kutschiert, geschweige denn auf einem Pferd gesessen. Noch was?“
„Ja. Wenn ich merke, daß etwas zu anstrengend für Zottel wird, möchte ich ein Einspruchsrecht haben. Ich will nicht, daß er möglicherweise gequält wird, ich meine, ich weiß ja nicht, was er alles spielen soll. Aber da es sich um einen Kriegsfilm handelt...“
„Da werden wir uns schon einig. Wären hundert Mark am Tag okay?“
Bille schluckte.
„Hundert für Zottel, hundert für mich“, sagte sie fest.
„Also zweihundert pro Drehtag mit Pferd“, notierte der Boß seufzend. „Noch was. Kannst du mir für ein paar Aufnahmen ein paar deiner reitenden Freunde verschaffen? Mit ihren Pferden, versteht sich.“
„Das dürfte nicht schwierig sein. Wie viele?“
„ Wen du auftreiben kannst, je mehr, desto besser. Eine Rechnung über Telefonspesen und so weiter kannst du Peggy geben. Sie schreibt dir auch gleich den Vertrag aus. Wann kommst du mittags aus der Schule?“
„Gegen halb zwei.“
Herr Schlotter stapfte schwerfällig zu einem großen Plan, der an der Wand hing und studierte ihn eine Weile tief in Gedanken versunken.
„Scheiße im Kanonenrohr“, brummte er. „Na ja, damit müssen wir uns abfinden. Kannst du nicht mal schwänzen?“
„Mein letztes Zeugnis war ganz gut. Vielleicht bekomme ich mal frei.“
„Na ja, sehen wir, was sich machen läßt. Darüber reden wir noch.“
Damit war Bille entlassen. Der Boß wandte sich wieder seinen Telefonen zu und reichte ihr geistesabwesend die Hand.
In der Tür stieß sie mit Peggy zusammen, die die Getränke brachte.
„Ich mußte den Kaffee erst frisch brühen“, entschuldigte sie sich.
Herr Schlotter winkte ab. Bille nahm das Saftglas vom Tablett und trank Peggy fröhlich zu.
„Den trinke ich bei Ihnen drüben aus. Sie sollen mir einen Vertrag schreiben.“
Der General im Apfelbaum
Drei Tage später begannen die Dreharbeiten.
Selten war Bille morgens so ungern zur Schule gegangen wie heute. Zu gern wäre sie bei der ersten Aufnahme dabeigewesen . Und während des Unterrichts wanderten ihre Gedanken immer wieder zum Groß- Willmsdorfer Gutshaus hinüber, wo im großen Salon die erste Szene — ein Dialog zwischen dem General und seinem Adjutanten — aufgenommen wurde.
Am Nachmittag konnte sie der Versuchung nicht widerstehen, auf dem Weg nach Peershof einen kleinen Abstecher nach Groß- Willmsdorf zu machen. Die nette Peggy würde ihr sicher erlauben, ein paar Minuten zuzuschauen, schließlich gehörte sie ja jetzt zum Team.
Bille band Zottel vor dem Stutenstall an und schlenderte zum Gutshaus hinüber. Man sollte ihr nicht gerade an der Nasenspitze ansehen, wie neugierig sie war.
In der Diele wimmelte es wie in einer Hotelhalle. Kabel lagen auf dem Fußboden herum, überall standen Scheinwerfer. Offenbar hatte man auch hier schon eine Szene aufgenommen.
„Zehn Minuten Pause!“ rief jemand in den Tumult. „Wir machen draußen weiter!“
Schade. Bille sah sich um. Lauter neue Gesichter — wie sollte man die je auseinanderkennen! Das da drüben mußten Schauspieler sein, sie
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