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Bille und Zottel 08 - Ein Filmstar mit vier Beinen

Bille und Zottel 08 - Ein Filmstar mit vier Beinen

Titel: Bille und Zottel 08 - Ein Filmstar mit vier Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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einen erbarmungswürdigen Zustand zu versetzen. Mit großen Mengen grauer, grüner und schmutzigbrauner Farbe wurde der Eindruck von Verwahrlosung und Armut erzeugt. Das Gutshaus wurde mit einer ganzen Reihe von Einschußstellen versehen, kunstvoll angebrannte Balken und zersplitterte Fensterscheiben vollendeten das Bild.
    Im Haus selbst wurde alles auf den Kopf gestellt. Die größeren Räume wurden zu einer militärischen Kommandozentrale umfunktioniert, andere Räume wurden im Stil der Kriegsjahre eingerichtet.
    Dann gab es Garderoben für die Schauspieler, eine Maskenbildnerei, einen Fundus und schließlich die Büros für den Produktionsstab.
    Die Leute vom Film waren laut und selbstbewußt. Sie schienen eine Art Geheimsprache zu sprechen, die sich aus Fachausdrücken, ständig wiederholten Redensarten und Witzen zusammensetzte. „Weißt du noch, bei der Sowiesoproduktion in Lissabon damals“ oder „Als wir voriges Jahr in Amsterdam gedreht haben“ oder „Da hatten wir doch in Prag den, du weißt schon“. Alle schienen überall dabeigewesen zu sein — Leute mit dem Duft der großen, weiten Welt, wenn man ihnen glauben wollte.
    Bille tat, als interessiere sie der ganze Betrieb nicht. Immerhin mußte man mit den Leuten Zusammenarbeiten, sie bezahlten eine Menge Geld dafür, daß sie hier sein durften, und man mußte ihnen, soweit es ging, behilflich sein. Wenn sie nur nicht so aufdringlich gewesen wären! Sie kamen her und taten, als gehöre ihnen das alles.
    Herr Tiedjen hatte sich ausbedungen, daß der Betrieb auf dem Hof auf keinen Fall beeinträchtigt werden dürfe. Der Umbau des Pferdestalles brachte schon genug Lärm und Unruhe. Und man hatte ihm zugesagt, daß er von dem Aufnahmebetrieb — bis auf einige wenige Außenaufnahmen mit Kriegsszenen — nichts merken würde. Aber wenn man sich den Aufwand jetzt ansah, mit dem die Filmerei vorbereitet wurde, konnte einem angst und bange werden.
    Militärfahrzeuge wurden transportiert, sogar die Attrappe eines Panzers stand vor dem Haus, zwei Kellerräume wurden mit Requisiten vollgestopft. Hin und wieder gab Bille ihre gespielte Gleichgültigkeit auf und inspizierte an Toms Seite den Fortgang der Vorbereitungen.
    „Was wird das eigentlich für eine Geschichte?“
    „Der Film? Nun, das Buch habe ich auch noch nicht gelesen. Die Story handelt von einer Familie im Krieg, deren Haus erst von deutschen Soldaten, dann von den Russen besetzt wird — eine furchtbar dramatische Sache. Am Ende sind alle tot, bis auf die Tochter, die sich in einen russischen Soldaten verliebt hat, der ihr dann zur Flucht verhilft.“
    „Also so richtig was für die Tränendrüsen.“
    „Scheint so.“
    „Und wer spielt die Hauptrollen?“
    ,Na, irgendwelche Stars. Ich kenne sie nicht. Laß dich überraschen.“
    „Es interessiert mich sowieso nicht so besonders.“
    Im großen Salon entstand gerade das Hauptquartier des Generals. Man hatte die alten Möbel zum Teil stehenlassen, nur die Mitte des Raumes nahm ein überdimensionaler Schreibtisch ein. Sogar die Tiedjenschen Ahnenbilder durften mitspielen. Ein Bühnenarbeiter stand auf einer Leiter und rückte liebevoll an dem riesigen Ölgemälde, das Hans Tiedjens Urgroßvater in Uniform zeigte.
    „Schieß den Opa da von der Wand, da kommt Adolf hin!“ befahl eine Stimme aus dem Hintergrund.
    Der Bühnenarbeiter zuckte bedauernd mit den Achseln. „Schade. Der Bismarck hat mir gerade so gut gefallen.“
    Bille kicherte. „Ich wußte gar nicht, daß du so hochwohlgeborene Ahnen hast!“
    „Ich auch nicht!“ Tom nahm Bille beim Arm und zog sie hinaus. „Komm, ich muß dir unbedingt die Requisiten zeigen, du glaubst nicht, was sie da alles zusammengetragen haben! Allein die Waffen — und die alten Funkgeräte und Telefone. Und dann die ganzen Orden! Ich glaube, die wollen eine Armee ausstatten, soviel Zeug haben sie hergeschleppt!“
    Am nächsten Tag reiste der Stab an.
    Voran der Mann mit dem Säuglingskopf, dann folgten drei, vier junge Männer mit und ohne Brille, die sich alle irgendwie ähnlich sahen — sie trugen Jeansanzüge und Diplomatenkoffer und gaben sich mächtig gescheit.
    Hinterher stolperten mehrere Damen mit Schreibmaschinen, Taschen und Koffern beladen. Alle waren furchtbar laut und begrüßten die Anwesenden wie verschollen geglaubte Angehörige. Dann verschwanden sie hinter den Türen der Produktionsräume.
    Das Postamt mußte zwei weitere Anschlüsse legen, und von nun an klingelten Telefone und

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